Trotz Siegesserie: Bei Brose Bamberg bleibt's unruhig

29.3.2019, 06:00 Uhr
Da staunen die Jungs nicht schlecht: Bei Brose Bamberg kehrt wohl niemals Ruhe ein.

© Sportfoto Zink/HMI Da staunen die Jungs nicht schlecht: Bei Brose Bamberg kehrt wohl niemals Ruhe ein.

Cliff Alexander fackelte nicht lange. Keine zwei Minuten waren am Mittwochabend gespielt, da hing der Bamberger Center bereits zum zweiten Mal am Korb des Gegners. Zuvor hatte er die orange Kugel durch die Reuse gestopft und seine Punkte fünf und sechs erzielt, Luca Banchi, der Trainer von AEK Athen, griff prompt zur Auszeit.

Dass man bei Brose Bamberg meistens nicht lange fackelt, hätten die Gäste ahnen können, vor allem hätte es Banchi wissen müssen, der vor einem Jahr noch selbst in Bamberg angestellt war. Banchi hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass eine in allen Belangen aufwühlende Saison noch ein einigermaßen ruhiges Ende gefunden hatte. Als Argument für eine Weiterbeschäftigung hatte das dennoch nicht genügt, an der Vereinsspitze bevorzugte man einen völligen Neustart.

Der ist dem Verein mit etwas Verzögerung und nach einem weiteren Trainerwechsel recht ansprechend gelungen. Der 71:67-Erfolg gegen Athen im Viertelfinal-Hinspiel der Basketball Champions League war wettbewerbsübergreifend bereits der zwölfte Sieg in Folge, seit Federico Perego an der Seitenlinie steht, hat sich Bamberg stabilisiert und sich im Endspiel des nationalen Pokalwettbewerbs durchgesetzt. Dass es nicht der letzte Titel in dieser Spielzeit bleiben muss, deutete die Mannschaft am Mittwoch an.

Die Liga vor den Kopf gestoßen

Dass sich die Aufmerksamkeit in diesen Tagen nicht alleine auf den sportlichen Aufwärtstrend konzentriert, dafür hat der Verein höchstselbst gesorgt.

Knapp 24 Stunden vor der wichtigen Partie gegen Athen teilte Brose Bamberg mit, dass die Basketball-Bundesliga (BBL) eine Geldstrafe über 40.000 Euro für den Klub verhängt hat. Weil man bei Brose Bamberg nicht lange fackelt, hatte die Liga lediglich eine halbe Stunde Zeit, um die anderen Vereine zu informieren, bevor die Oberfranken die Sanktion publik machten. Eigentlich war geplant, gemeinsam oder zumindest zeitgleich an die Öffentlichkeit zu gehen. "Wir hätten uns das anders gewünscht", sagt Jens Staudenmayer, der Kaufmännische und Sportliche Leiter der BBL. Allerdings ist herauszuhören, dass sie sich bei der Liga nicht mehr allzu sehr über Bamberger Alleingänge wundern.

Bereits im vergangenen November hatte der Verein mit einer Pressemitteilung die Liga vor den Kopf gestoßen. Nur durch die zusätzliche finanzielle Unterstützung des Hauptsponsors Brose und des Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Stoschek könne der Verein "vor einer Insolvenz bewahrt werden", hieß es damals, wegen "finanziellen Unregelmäßigkeiten" wurde der scheidende Geschäftsführer Rolf Beyer vorzeitig entlassen.

Abrechnung mit Beyer

Offenbar hatte Beyer bereits die Einnahmen eines Sponsoren-Deals eingeplant, der dann aber nicht zustande kam. Im Gegensatz zu den Jahren davor war Stoschek offenbar nicht bereit, ein weiteres Minus auszugleichen – beziehungsweise dies zumindest nicht geräuschlos zu tun. Die jüngste Mitteilung nutzte Stoschek nun dafür, ein weiteres Mal mit Beyer abzurechnen. Für die nun verhängte Geldstrafe macht der Verein ausschließlich den ehemaligen Geschäftsführer verantwortlich, Brose Bamberg, so hieß es am Dienstag, "beabsichtigt Herrn Beyer in Regress zu nehmen".

Ursprünglich wären sogar 115.000 Euro "wegen falscher Angaben über eingegangene Verpflichtungen und versäumter Informationen über die Finanzlage" fällig gewesen. "Die Höhe deutet darauf hin, dass es sich nicht nur um einen einzelnen Verstoß handelt", sagt Staudenmayer. Im Nachgang wurde die Summe aber deutlich reduziert, weil der Verein maßgeblich zur Aufklärung beigetragen hatte.

Dass eine Insolvenz als realistisches Szenario im Raum stand, das wollte der Gutachterausschuss der Liga allerdings nicht glauben, weshalb die Liga auch von einem Punktabzug absah. Die Mitteilung vom vergangenen November machte eher den Eindruck, dass man in Bamberg nicht lange fackelt. Und dabei auch mal über das Ziel hinausschießt.

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