Trubel auf den Loipen - doch das Virus ärgert die Skiclubs

15.2.2021, 10:15 Uhr
Trubel auf den Loipen - doch das Virus ärgert die Skiclubs

© Foto: Günter Distler

So viel Schnee wie in den letzten Tagen und Wochen hat es in der Region lange nicht mehr gegeben. Und die weiße Pracht ist relativ lange liegen geblieben – auch wenn sie in den nächsten Tagen angesichts der angekündigten Plusgrade wieder dahinschmelzen dürfte.

"Gigantisch" und "unfassbar" war der Trubel am vergangenen Wochenende im nahen Gräfenberg, dem Tor zur Fränkischen Schweiz laut Bernd Müller, dem Leiter der Skiabteilung des TSV Gräfenberg. Ein Verkehrschaos habe geherrscht, der Parkplatz eines nahegelegenen Supermarkts musste von Security-Kräften gesperrt werden angesichts des Andrangs von bewegungshungrigen Ski-Langläufern, berichtete er gestern am Telefon.

Ein Rentner spurt die Loipen

15 bis 16 Kilometer Loipen hat der Verein angesichts der Schneelage gespurt. Acht Stunden widme sich ein Rentner dieser Aufgabe, berichtete der TSV-Abteilungsleiter. Nicht viel anders dürfte es rund um den – coronabedingt allerdings geschlossenen – Skilift im Schnaittacher Ortsteil Osternohe aussehen. Die Chance zum Schlittenfahren wurde in den letzten Tagen jedoch eifrigst genutzt. Was zu "reichlich Müll auf den Pisten und Wiesen" geführt habe, "kaputte Schlitten wurden einfach vor Ort stehen gelassen und überall massenweise Zigarettenkippen im Schnee", beklagen die Osternoher Skilift-Betreiber auf ihrer Homepage.

Unter den Gästen in Gräfenberg wie Osternohe dürften wohl auch manche Mitglieder der hiesigen Skiclubs aus der gesamten Region gewesen, die die seltene Möglichkeit nutzen wollten, ihre Langlaufbahnen zu ziehen oder dem Nachwuchs die Chance zu geben, sich in der rar gewordenen weißen Pracht mal so richtig auszutoben.

"Müssen uns sehr zurückhalten"

Den Verantwortlichen der Vereine oder Skiabteilungen dürfte derzeit das Herz bluten, dass die Lockdown-Bestimmungen es verhindern, dem geliebten Hobby zu frönen. "Wir müssen uns sehr zurückhalten, was Gruppenaktivitäten angeht", beschreibt es Oliver Sefrin, für Öffentlichkeitsarbeit zuständiges Vorstandsmitglied der Sektion Erlangen des Deutschen Alpenvereins. " Weil wir nicht sicherstellen können, dass alle vorgeschriebenen Hygienestandards eingehalten werden können" und die aktuell geltenden Lockdown-Beschränkungen dies zudem gar nicht zuließen. "Außerdem haben wir als Verein ja auch eine Vorbildfunktion."

Noch kein einziges Mal ist Hubert Scheidel auf seinen Skiern gestanden. Dem Vorsitzenden des Skiclubs Höchstadt reichen zwei Worte, um die aktuellen Aktivitäten seines Vereins zusammenzufassen: "kein Angebot!" Die "für heuer geplanten sechs Tagesfahrten nach Mayrhofen, Fieberbrunn, Leogang, Scheffau und Zell am Ziller, die immer sehr gut angenommen werden, waren schon geplant, zum Teil sogar mit zwei Bussen", fielen dann aber dem Coronavirus zum Opfer.

Die Ferienwohnung steht leer

Doch nicht nur die aktuelle Inaktivität – inklusive der auch in vielen anderen Vereinen sehr gefragten – Skigymnastik bekümmert Scheidel. Fast noch mehr treiben ihn finanzielle Sorgen um. Betreibt der Skiclub Höchstadt doch eine Ferienwohnung in Fieberbrunn in Tirol für seine mehr als 400 Mitglieder. 19 Euro kostet eines der 15 Betten in den sechs Zimmern pro Nacht, ausgesprochen günstig also. Auch angesichts der komfortablen Einrichtung der Wohnung mit einem Aufenthaltsraum und einer geräumigen, sehr gut ausgestatteten Küche. Für ein Wochenende, tage-, aber auch wochenweise können sich die Vereinsmitglieder einbuchen, um dann die Pisten der Umgebung zu nutzen.

Die Wohnung steht derzeit leer, dem Verein fehlen die Mieteinnahmen. Aber auch die Erlöse, die er das Jahr über normalerweise bei Festen und Veranstaltungen erzielt, "die es momentan aber auch nicht gibt", wie der Vereinsvorsitzende konstatiert. Altstadtfest, Weinfest, Weihnachtsmarkt, Skibasar, an denen sich der Skiclub beteiligt und Geld erwirtschaftet, sind dem Virus im vergangenen Jahr zum Opfer gefallen. "Uns fehlen diese Einnahmen, die wir in die Jugendarbeit stecken und mit denen wir die Wohnung finanzieren – ein Jahr können wir das mit Rücklagen stemmen, zwei Jahre hält man das nicht durch", sagt Scheidel.

"Sind offen dafür"

Auf alpine Aktivitäten beschränkt sich der Skiclub Höchstadt, "die nordischen sind schon länger eingeschlafen", berichtet der SC-Vorsitzende, der selbst noch einen Übungsleiterschein nordisch besitzt. Aber angesichts der Wetterentwicklung in den letzten Jahren pflege kaum noch jemand im Verein Ski-Langlauf, "und wenn, dann eben privat – aber wir sind offen dafür, wenn das jemand im Verein anschieben will".

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