Trumpfkarte von Gruchalla: Eiserne Nerven in Erlangen

19.2.2020, 09:04 Uhr
Trumpfkarte von Gruchalla: Eiserne Nerven in Erlangen

© Sportfoto Zink / OGo

Wie sehr sich Florian von Gruchalla immer in den Dienst der Mannschaft stellt, weiß man schon aus einer Zeit, als er noch für die HSG Düsseldorf auflief. Alle Betreuer waren krank ausgefallen, da sprang von Gruchalla ein: Der ausgebildete Physiotherapeut massierte die Muskeln seiner Mitspieler vor einem Zweitliga-Spiel. Dann stand er selbst mit auf dem Feld. "Es sind alle ausgefallen, man fragte mich, ob ich nicht einspringen könnte - das war kein Problem."

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Wenn nun, rund zehn Jahre später, der Sportliche Leiter des HC Erlangen, Kevin Schmidt, vom "Teamplayer" spricht, der sich "immer in den Dienst der Mannschaft stellt", und die Vertragsverlängerung bis Sommer 2021 mit Florian von Gruchalla verkündet, dann meint er das ein wenig anders: Beim Handball-Bundesligisten massiert Florian von Gruchalla heute niemanden mehr, er stellt sich beim HC Erlangen vor allem hinten an. Erst lernen, sagt der 30-Jährige, musste er diese Rolle als Backup hinter Johannes Sellin – noch beim VfL Gummersbach war er über vier Jahre lang die gesetzte Nummer eins auf Rechtsaußen gewesen.

Entscheidender Siebenmeter

Seit er 2018 zum HCE wechselte, kommt von Gruchalla meist nur von der Bank. Manchmal, wie gegen die HSG Nordhorn, erst nach 59 Minuten und 59 Sekunden, um den entscheidenden Siebenmeter zu werfen. 77 Prozent verwandelte er in dieser Saison – auch gegen Nordhorn – "ich bin ein Typ, der sich da keinen Kopf macht, ich bleibe locker", sagt er im Gespräch mit den Erlanger Nachrichten. Sowohl in seiner Rolle als Reservist, als auch am Siebenmeterpunkt. Welchen Wurf er auswählt, entscheidet er immer intuitiv – "das ist ein besonderes Spiel zwischen Schütze und Torwart", findet der Linkshänder.

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20 bis 30 Siebenmeter wirft von Gruchalla nach jedem Training, um sich die Lockerheit für den Wettkampf zu holen. Die mentale Stärke, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten kommt über die Wiederholungszahl im Üben. Den Druck, sagt er, kann man zudem simulieren. Wie das geht, weiß er spätestens seit 2012, als der ehemalige Junioren-Nationalspieler für sechs Monate bei der SG Flensburg-Handewitt spielte und mit Anders Eggert, einem der besten Linksaußen der Welt, regelmäßig Trainingswettbewerbe austrug. Mal ging es um eine Kiste Bier, mal um ein Abendessen: Zehn Würfe, wer weniger trifft, hat verloren. "Nur einmal", sagt Florian von Gruchalla, "habe ich gewonnen." Die Erfahrung aber blieb. Diese setzt er bis heute für seine Mannschaft ein – er ist eben ganz der Teamplayer.

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