Turnaround gegen Wetzlar? Stresstest für den HCE

1.12.2019, 10:09 Uhr
Turnaround gegen Wetzlar? Stresstest für den HCE

© Sportfoto Zink

Das Geburtstagskind strahlte über das ganze Gesicht. Eine Begrüßung hier, ein Augenzwinkern da: Pavel Horak war Kapitän der Aufstiegsmannschaft, das bärtige Gesicht des Aufbruchs, vorgestellt einst auf einem Podium, das der HC Erlangen mitten in die Ankunftshalle des Nürnberger Flughafens gestellt hatte. Zwei Jahre blieb der Abwehrchef in der Stadt, absolvierte aber wegen einer Knieverletzung nur 29 Pflichtspiele. Dann musste der 34- Jährige Platz machen für den jüngeren Andreas Schröder aus Gummersbach.

Auch der ist mittlerweile weitergezogen. Horak spielt seit dieser Saison wieder in der Bundesliga, für den großen THW Kiel. Am Donnerstagabend, Horaks 37. Geburtstag, war er zu Gast in der Arena, um auch im neunten Anlauf gegen den HCE nicht zu stolpern. "Respekt", gestand Filip Jicha, Kiels Trainer, nach einem am Ende verdienten 31:27 (14:13)-Auswärtssieg vor 7122 Zuschauern, "wir wussten, dass es in Erlangen sehr schwer werden würde."

Gut eine Hälfte lang konnte der HCE das immense Tempo mitgehen, stand in der Deckung stark gegen die Stars des wohl besten Handballklubs der Welt. Ein 4:6 glich Erlangen wieder aus und führte seinerseits mit 12:10, als Kiel kurzzeitig in der Offensive kein Durchkommen mehr fand.

"Wir haben das lange Zeit defensiv sehr gut gemacht", sagte Adalsteinn Eyjolfsson, Erlangens Coach. Erstmals in dieser Saison konnte er mit Petter Overby den lange mit verschlepptem Infekt vermissten Abwehrchef aufbieten. Doch aus der Kabine kam Kiel entschlossener zurück, entblößte die Erlanger Abwehr einige Male clever und bestrafte technische Fehler und Ballverluste eiskalt. Von 17:20 ging es schnell auf 20:26 davon – eine Vorentscheidung.

"Ich denke, wir haben trotzdem ein gutes Spiel gemacht", fand Kevin Schmidt, der Sportliche Leiter, "leider haben uns zehn schwache Minuten das Spiel gekostet". Allerdings hatte der HCE da auch mit unglücklichen Schiedsrichterentscheidungen zu kämpfen, einmal befand man sich gar mit zwei Mann in Unterzahl.

"Sie haben alle unsere Fehler rigoros bestraft", ärgerte sich Petter Overby. "Um Kiel zu bezwingen brauchst du einen perfekten Tag, an dem alles funktioniert", so Adalsteinn Eyjolfsson. Den hatte der HC Erlangen am Donnerstag schlichtweg nicht erwischt.

Am Sonntag kommt Wetzlar

Nur wenig Zeit zur Regeneration bleibt der Mannschaft bis Sonntag, wenn um 16 Uhr die HSG Wetzlar in der Arena zu Gast ist. Der Tabellenelfte hat zwei Zähler mehr als Erlangen gesammelt, das auf Rang 13 liegt.

"Das ist ein wichtiges Spiel, das wir zu Hause unbedingt gewinnen wollen", sagt Nico Büdel. Schwierig für den Spielmacher ist der fehlende Rhythmus: "Es ist nicht einfach, wenn du eineinhalb Wochen frei hast, beim BHC spielst, wieder eineinhalb Wochen frei hast – und jetzt dieser geballte Dezember kommt."

Bis zum Jahreswechsel bestreitet der HCE sieben Partien in 29 Tagen. Nach zuletzt sechs Spielen ohne Sieg werden es ebenso richtungsweisende wie harte Wochen. Ein wenig Trost spendet da ein Blick nach Kiel, das schon heute in der Champions League antreten muss, ehe am Dienstag das Pokalspiel in Stuttgart wartet. Der Wunsch fürs neue Lebensjahr war daher naheliegend: "Einfach nur überleben", sagte Pavel Horak und grinste.

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