TV 1848 Erlangen: Präsident will sich selbst abschaffen

21.6.2016, 06:00 Uhr
TV 1848 Erlangen: Präsident will sich selbst abschaffen

© Katharina Tontsch

„Wir arbeiten mit der alten Satzung ineffizient“, sagte Präsident Wolfgang Beck im EN-Gespräch. Darum wollen er und sein Präsidium sich selbst abschaffen. Mit dieser Maßnahme soll die Struktur des Vereins an die Realität angepasst, dabei das Ehrenamt entlastet und ihm das Haftungsrisiko genommen werden.

Seit einem Jahr arbeitet das Präsidium an dieser neuen Satzung. Eine Neuerung wird wohl sein, dass es keine Mitgliederversammlung mehr geben wird, sondern eine Delegiertenversammlung. Ohnehin kamen in den vergangenen Jahren von den etwa 6500 Mitgliedern stets nur rund 60 zu den Mitgliederversammlungen.

Die Delegiertenversammlung wird im Wesentlichen aus Mitgliedern der einzelnen Abteilungen entsprechend ihrer Größe gebildet. Diese Delegierten sollen einen Aufsichtsrat bestimmen, und der soll den Vorstand wählen, der aus haupt- und ehrenamtlichen Mitgliedern besteht und das operative Geschäft führt. So soll eine effizientere Führung möglich werden.

„Der Verein hat eine Entwicklung genommen, die über die Satzung hinaus reicht“, sagt Beck. Beim Erstellen der derzeitigen Satzung waren drei hauptamtliche Mitarbeiter für 480.000 Mark, rund 2500 Mitglieder und zwei Sportstätten verantwortlich. Heute betreuen 46 hauptamtliche Mitarbeiter 6800 Mitglieder und vier Sportstätten. Sie bewegen 2,5 Millionen Euro. Der Verwaltungsaufwand sei „riesig“, er selbst arbeite wöchentlich bis zu 40 Stunden für den Verein, sagt Beck.

An der neuen Satzung hat ein bundesweit führender Satzungsexperte mitgearbeitet, das Finanzamt hat den Entwurf bereits geprüft. Voraussichtlich im Oktober können sie die Mitglieder in einer außerordentlichen Versammlung beschließen. Um das problemlos zu ermöglichen, bedurfte es einer Änderung der alten Satzung. Das hat die Versammlung nun mehrheitlich beschlossen und damit den Weg frei gemacht für eine neue.

Beschlossen wurde auch eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge von Januar 2017 an um jeweils einen Euro pro Monat. Familien sollen zwei Euro mehr zahlen. Laut Beck standen den 900 Eintritten 990 Austritte entgegen. Vor allem schmerzt ihn der Verlust von 55 Jugendfußballern, 23 Handballern, 17 Judokas und 16 Badmintonspielern. Die Abteilungen verlieren 111 Mitglieder, der Freizeit- und Gesundheitssport nur sieben.

An den Gesundheitskursen nehmen mehr als 600 Nichtmitglieder teil. Mehr als die Hälfte der Mitglieder seien nicht in den Sparten organisiert, sondern freizeitmäßig. Zwar hat der Verein laut Schatzmeister Ralph Schmid rund zwei Millionen Euro Schulden, sie konnten aber im vergangenen Jahr um 117.000 Euro reduziert werden. Den Einnahmen in Höhe von rund 2.475.000 Euro standen Ausgaben von 2.485.000 Euro gegenüber. Unter Berücksichtigung der umfangreichen Investitionen in die Erweiterung und Verbesserung der Infrastruktur und der Sportstätten sei das „ein erfreuliches Ergebnis“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins.

Auch deshalb zieht der Präsident ein gutes Fazit. „Über den Ruf des TV 1848 braucht man sich im Allgemeinen wohl keine Sorgen machen.“ Die Vereinsführung sei überzeugt, einen sinnvollen, modernen und zukunftsfähigen Satzungs- und Strukturvorschlag vorlegen zu können.

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