U21-Länderspiel in Fürth: Fußball im Sonderspielbetrieb

14.10.2020, 18:42 Uhr
U21-Länderspiel in Fürth: Fußball im Sonderspielbetrieb

© Foto: Wolfgang Zink

Vier Schaulustige hatten sich eingefunden am Zaun zum Laubenweg. Zu sehen gab’s vier große und vier kleine Busse und ein paar Ordner in grellen Warnwesten. Hin und wieder huschte ein ungeduschter Fußballer vorbei; Niklas Dorsch brauchte nach dem Abpfiff des U21-Länderspiels im Ronhof nicht mal zehn Minuten vom Rasen bis ins beheizte Team-Gefährt draußen vor der Tür. Die Botschaft dahinter: Bloß weg hier.

1:0 hat die deutsche Mannschaft am Dienstagabend gewonnen gegen Bosnien-Herzegowina und damit die EM-Qualifikation praktisch geschafft. Ein Sieg noch gegen den Tabellenletzten Wales in der letzten Gruppenpartie, und der DFB kann in Ungarn und Slowenien auf Quartiersuche gehen. Trotzdem freuten sich die meisten nach innen. Mit wem hätten sie auch feiern sollen? Und wie?

Zuschauer wollte der Veranstalter nicht dabei haben, obwohl es die Sieben-Tage-Inzidenz erlaubt hätte. Schon vor ein paar Wochen, erklärt Pressesprecher Peter Scheffler, sei die Entscheidung so getroffen worden. Als noch gar nicht absehbar war, wie sich die Infektionszahlen in Fürth entwickeln würden. Deshalb kamen die meisten der etwa 70 Besucher beruflich in den Sportpark. Auf dem gesamten Stadiongelände: Maskenpflicht. Und natürlich: Betreten auf eigene Gefahr. Es ist ja Pandemie. Und deshalb Fußball im Sonderspielbetrieb.

"Bitte beachten Sie, dass trotz dieser umfangreichen Schutzmaßnahmen ein Restrisiko bestehen bleibt, sich im Rahmen einer Anwesenheit im Stadion bei dem o.g. Spiel mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu infizieren und dass Sie dieses Risiko bewusst eingehen", schrieb der DFB in einer zweiten, ergänzenden Mail. Hygieneschleuse. Desinfektionsmittel. Sicherheitsabstand: mindestens zwei Meter. Und bitte nicht mit dem ÖPNV oder in größeren Fahrgemeinschaften anreisen.

Dass der Gegner ein paar Akteure aus Risikogebietsvereinen in Bosnien-Herzegowina, Split-Dalmatien oder Frankfurt mitgebracht hatte, fiel derweil nicht weiter auf. Sämtliche Corona-Tests alle zwei Tage davor: negativ. Außer bei Stephan Ambrosius vom HSV, der bereits am Donnerstag in Quarantäne musste, ebenso die Fürther David Raum und Paul Jaeckel, seine Tischnachbarn im deutschen Quartier

"Eine 100-prozentige Sicherheit", sagt Stefan Kuntz, der Trainer der deutschen U21, "kann trotz aller Vorkehrungen nicht gewährleistet werden." Auf dem Platz ist die Wahrscheinlichkeit, sich das Virus einzufangen, trotzdem extrem gering. Behauptet zumindest Prof. Dr. Tim Meyer, der Vorsitzende der Medizinischen Kommission des DFB und der Uefa, in einem viel beachteten Interview auf der Verbandsseite. Frische Luft und so. Und außerdem sei die Dauer der engen Kontakte beim Fußballspielen "so kurz, dass es eigentlich auf dem Spielfeld kaum zu Infektionen kommen kann".

Wenn überhaupt, passiert es bei Mannschaftssitzungen oder im Speisesaal des Hotels. Im Sportpark Ronhof, wo etwa 15 560 Plätze leer blieben am Dienstagabend, eher nicht. Dass der Stadionsprecher darum bat, "respektvoll miteinander umzugehen", konnte letztlich nur den Fußballern und ihren Betreuern gelten, sonst war ja praktisch keiner da.

Zur tristen, fast gespenstischen Atmosphäre passte, dass Mitte der zweiten Halbzeit in unmittelbarer Nähe zwei Sirenen losheulten. Ein schrilles Alarmsignal für Rettungskräfte, aber offenbar nicht für die DFB-Funktionäre. Lieber steriler Fußball als gar kein Fußball, lautet die Devise, auch beim live übertragenden Spartensender und den vier Schaulustigen am Zaun zum Laubenweg. Obwohl es wirklich nicht viel zu sehen gab. Am Dienstagabend in Fürth.

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