Ultras Nürnberg ätzen gegen neuen Club-Sponsor

28.7.2016, 06:47 Uhr
"Da dreht sich bei mir alles um": Armin Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherung, redet beim Thema Fan-Ausschreitungen Klartext.

© Sportfoto Zink / WoZi "Da dreht sich bei mir alles um": Armin Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherung, redet beim Thema Fan-Ausschreitungen Klartext.

"Herr Zitzmann muss wohl noch lernen, dass die Nürnberger sicher ein willkommener Hauptsponsor ist, aber kein Investor." Der aktuelle Beitrag auf dem Szene-Blog YaBasta, das als Sprachrohr der Ultras gilt, strotzt nur so vor Sarkasmus und Ironie. "Willkommen - Nürnberger Versicherung", lautet die Überschrift.

Es ist die Reaktion auf die Vorstellung des neuen Club-Sponsors vor gut einer Woche. Genauer gesagt: auf die mahnenden Worte, die Armin Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherung, zu diesem Anlass an “einige wenige Fans” richtete. Deren Verhalten, so Zitzmann, bringe den 1. FCN in Misskredit und sei für sein Unternehmen in der Vergangenheit ein wesentlicher Grund gewesen, der gegen ein Engagement beim Club sprach.

Eine Klausel in dem Dreijahresvertrag erlaubt es der Nürnberger Versicherung, bei “extremen Veränderungen” (Zitzmann) wie etwa ständigen schweren Fan-Ausschreitungen die Zusammenarbeit mit dem 1. FC Nürnberg auch vorzeitig zu beenden, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Doch: "Da sind wir weit weg", beschwichtigte er. Zitzmann warnte aber gleichzeitig: “Wehret den Anfängen!”

Die Ultras werten die Gesamtheit dieser Aussagen, so geht es aus dem Blog-Post hervor, als Drohung und damit als Affront. "Die Historie des Sponsorings der Nürnberger Versicherung zeigt, dass es scheinbar immer etwas gedauert hat, bis der Groschen gefallen ist", ätzen sie. Und weiter: “Lange Zeit wurde ja der Radsport massiv unterstützt – kaum ein anderer Sport hat durch Doping-Vorwürfe mehr an Image verloren. Im Vergleich damit erscheinen ein paar ‘Pyro-Schlagzeilen’ doch harmlos."

Zitzmann hatte in der PK tatsächlich die drastische Strafe von 70.000 Euro angeführt, die der DFB dem Club wegen der Pyro-Orgien in der Relegation aufgebrummt hat. Hinzu kämen “Vorfälle wie gegen Zwickau”, wo unlängst am Rande eines Testspiels nach Darstellung der Polizei “Mitglieder einer Nürnberger Ultra-Gruppierung” auf Zwickauer Ultras losgingen. “Das ist etwas, was uns überhaupt nicht gefällt “, sagte Zitzmann.

Für seine “klare Kante” bekam der Vorstandsvorsitzende der Nürnberger Versicherung im Kommentarbereich auf nordbayern.de sowie in den sozialen Medien viel Zustimmung. Wenngleich die Ultras der Ansicht sind, dass dies kein repräsentatives Meinungsbild sei und dass "das ständige Markengeschwafel der Sponsoren" beim Großteil der Fans und Mitglieder "weniger gut" ankomme.

Ob Armin Zitzmanns Botschaft fruchten wird, darf ohnehin bezweifelt werden. ‘Na klar’, das ist sinngemäß die Antwort darauf im ironischen Tenor des YaBasta-Beitrags: “In diesem Sinne – abgemacht – wir gehen dann davon aus, dass der Club dieses Jahr aufsteigt, nächstes Jahr in die Euroleague kommt und im Jahr darauf die 10. Meisterschaft holt”, heißt es. Und YaBasta legt nach: "Wetten, dass spätestens dann das gesamte Stadion nichts gegen eine ordentliche Pyroshow hat?"

Erst am Sonntag, gerade einmal vier Tage nach der Vorstellung des neuen Sponsors, lieferten sich mehrere polizeibekannte Nürnberger Hooligans bei einem Testspiel in Hof mit Anhängern des Chemnitzer FC eine Massenschlägerei. Ganz ironiefrei.

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