Ungeliebtes Montagsspiel: Stummer Protest in Nürnberg

2.12.2018, 06:00 Uhr
Oder eben am Montag: Organisierte Fans wollen dagegen auch in Nürnberg wieder protestieren.

© Sportfoto Zink / WoZi Oder eben am Montag: Organisierte Fans wollen dagegen auch in Nürnberg wieder protestieren.

Der Montag hat nicht den allerbesten Ruf, er ist so etwas wie der November unter den Wochentagen, grau, freudlos und trist. Das sogenannte Montagsauto gilt als arg nachlässig zusammengeschraubtes Vehikel, der Anfang einer Woche steht sinnbildlich für zu erwartende Mühsal, mit ihrer gesanglich vorgetragenen Abneigung gegen Montage glückte der irischen Musikkapelle Boomtown Rats einst ein Welthit ("I don’t like Mondays").

Beim Fußball ist das nicht anders, sogenannte Montagsspiele sind zwar nicht unbedingt freudlos zusammengeschraubte Kickereien, aber dennoch allenfalls der zweiten Liga zumutbar. Zumindest war es bisher so, seit 2017 spielt auch die Bundesliga regelmäßig montags, diesmal trifft es den 1. FC Nürnberg - der sich damit allerdings gut auskennt, der Club verbrachte gerade vier Jahre in der zweiten Liga und kann sich momentan des Eindrucks, den Verein ziehe es dorthin schnell wieder zurück, nicht sehr überzeugend erwehren. Es blieb ein grauer November, Montagsstimmung.

Stille im Max-Morlock-Stadion

Das 2:5 auf Schalke am vergangenen Samstag war das sechste sieglose Spiel in Serie, zwei von möglichen 18 Punkten blieben Nürnberg zuletzt. Dass nun ein sogenannter Stimmungs-Boykott ansteht, hat allerdings nichts mit diesem mageren Ertrag zu tun. Die organisierte Fan-Szene hat bundesweit dazu aufgerufen; am Montag, wenn Nürnberg das Spitzenteam von Bayer 04 Leverkusen erwartet (20.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de), soll es 45 Minuten lang still bleiben im Max-Morlock-Stadion.

Das Spiel ist zwar sozusagen das erste der letzten verbleibenden Montagsspiele, weil die Liga gerade beschlossen hat, den ungeliebten Termin nach der Saison 2020/21 - so lange läuft der Fernsehvertrag noch - zu streichen. Aber der Anhang liegt vermutlich nicht falsch mit der Vermutung, es würden eben einfach anderweitige Zumutungen folgen. Es sei jedenfalls "Zeit, die Proteste wieder deutlich hochzufahren", hieß es im Nürnberger Fan-Forum "Ya basta", die Ultras werden deshalb eine Halbzeit lang schweigen, und genauso ruhig wird es in der Gäste-Kurve schon deshalb zugehen, weil sie leer bleiben soll.

Die Leverkusener Fan-Szene hat dazu aufgerufen, das Spiel zu boykottieren und auf die hin und zurück knapp 900 Kilometer Auswärtsfahrt an einem Arbeitstag ganz zu verzichten - wenn auch schweren Herzens, weshalb man zu Hause wenigstens für Nürnberger Ambiente sorgen will. Das Leverkusener Fanprojekt plant für den Montagabend einen Weihnachtsmarkt mit Glühwein und Nürnberger Lebkuchen, nebenbei sollen Spenden für Obdachlose gesammelt werden.

Zwar kommen die Signale des Publikums inzwischen immerhin an, mit dem Boykott solidarisieren können sich die Fußballer aber natürlich nicht, im Gegenteil. "Herz und Kampfgeist" wünscht sich Nürnbergs Trainer Michael Köllner von den Seinen, auch Bayer 04 - Zwölfter mit erst 14 Zählern und damit nur vier Punkten mehr als Nürnberg - kann es sich nach dem leidlich verpatzten Saisonstart nicht leisten, es beim Dienst nach Vorschrift zu belassen.

"Man kann die Fans verstehen" 

Was das alles für die Atmosphäre am Montagabend im Nürnberger Stadion bedeutet, dürfte trotzdem stark vom Spielverlauf abhängen. "Man kann die Fans verstehen", sagt Köllner, verweist aber auch auf "bestehende Verträge" und die Terminnöte ob der Verpflichtungen in der Europa League, in der Leverkusen am Donnerstagabend mit einem 1:1 bei Ludogorez Rasgrad eher bescheiden zur Ruhmvermehrung der Bundesliga beitrug. "Egal, wie man es macht: Es wird nie allen gedient sein", überlegt Köllner – das immerhin gilt für fast alles beim Fußball, erst recht für die Bewertung aller Bemühungen.

Immerhin: Das bisher letzte Montagsspiel in Nürnberg bescherte dem Club einen berauschenden 2:0-Erfolg gegen Eintracht Braunschweig, ein glückseliges Stadion schwelgte schon in Aufstiegsstimmung. Man könne, sagt Köllner, "alles auch wieder einmal von dieser Seite aus betrachten", mit jener "Freude und Euphorie" vom Mai, denn wie schwer es werden würde im Oberhaus, sei ja immer bekannt gewesen. Das dürfte weiterhin gelten - für Freitage, Samstage, Sonntage und Montage.

 

 

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