„Unser härtester Gegner sind wir selbst“

21.5.2011, 00:00 Uhr
„Unser härtester Gegner sind wir selbst“

© dapd

„Das ist mein Nest. Am liebsten würde ich in Regensburg leben und jeden Tag zum Training pendeln“, sagt die Nationalspielerin und beweist nebenbei, dass sie das rollende R noch immer wunderbar beherrscht. Seit 2004 steht Laudehr beim FCR 2001 Duisburg unter Vertrag, das mit der Pendelei gestaltet sich also ein wenig schwierig. Trotzdem kommt sie so oft es geht nach Hause. „Und es fällt mir jedes Mal wieder schwer, weg zu müssen.“

Wenn die deutsche Frauen-Nationalmannschaft heute Abend (17 Uhr/ZDF) in Ingolstadt ihr Testspiel gegen Nordkorea bestreitet, ist das für Laudehr schon etwas Besonderes. Freunde und Familie, erzählt sie, werden im Stadion sitzen und sie anfeuern, „deshalb will ich natürlich besonders gut spielen“. Das Testspiel gegen die Asiatinnen läutet die heiße Endphase in der aktuellen WM-Vorbereitung ein, die laut Bundestrainerin Silvia Neid bislang sehr gut verlief: „Die Spielerinnen sind motiviert und engagiert bei der Sache.“

Ein wenig erschöpft und geschlaucht wirken die Trainerin und ihr Schützling Laudehr allerdings schon, als sie am Tag vor dem Testspiel in ihrem derzeitigen Lehrgangsquartier in Herzogenaurach den Medienvertretern noch einmal Rede und Antwort stehen.

„Reinbeißen“ sollen sich die Spielerinnen, verlangt Neid, auch wenn die Beine bereits ein bisschen schwer sind und der Kopf müde ist. „Nordkorea ist eine technisch äußerst versierte und taktisch gute Mannschaft, die uns sehr fordern wird“, sagt Neid. Die Bundestrainerin will die Partie gegen den Viertelfinalgegner von vor vier Jahren vor allem dazu nutzen, ein bisschen zu experimentieren, sie will Spielerinnen einsetzen, die es normalerweise nicht gewöhnt sind, von Beginn an aufzulaufen.

Für die Entscheidung, wer es letztlich in den WM-Kader schafft, spiele die Begegnung aber keine Rolle. „Von einer Stammelf sind wir momentan noch weit entfernt“, meint Neid. Die schwere Wahl, welche fünf Spielerinnen kurz vor dem WM-Start doch noch die Heimreise antreten müssen, will die Trainerin erst nach dem Lehrgang in Herzogenaurach treffen. Noch bis zum 25. Mai bezieht die DFB-Auswahl dort ihr Quartier. Simone Laudehr muss sich auf jeden Fall keine Sorgen um einen Stammplatz machen. „Simone ist enorm gereift in den letzten Jahren und hat sich zu einer wichtigen Spielerin für unser Team entwickelt“, meint Neid.

Mit jedem Testspiel, bei dem sich die deutsche Elf in den kommenden Wochen präsentiert, geht es freilich auch darum, die Werbetrommel in eigener Sache zu rühren, Fans, Funktionäre und Nachwuchs zu begeistern. Von der Weltmeisterschaft im eigenen Land erhofft sich die Bundestrainerin nochmal einen deutlichen Schub für den Frauenfußball. „Wir wünschen uns natürlich, dass die Fans auch nach der WM in die Stadien gehen und uns sehen wollen“, sagt Neid.

Vergleiche mit den Männern hören die DFB-Frauen nicht gerne, sie wollen ihre eigene Marke sein, zeigen, dass auch Frauen schönen Fußball spielen können – und am Ende soll im besten Fall natürlich die Titelverteidigung stehen. Noch halte sich der Druck in Grenzen, sagt Simone Laudehr, „wir lassen viel an uns abprallen“. Der härteste Gegner, den das Team bei der WM erwartet, ergänzt sie, „das sind ohnehin wir selbst“.

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