Valentini und der Club hadern mit sich und der Kritik

31.10.2019, 15:57 Uhr
Valentini und der Club hadern mit sich und der Kritik

Über den denkwürdigen Abend am Betzenberg will Sportdirektor Robert Palikuca lieber nicht reden. Zu tief sitzt der Stachel nach der Niederlage im Elfmeterschießen und einem Spiel, das mit zwei Elfmetertoren in der regulären Spielzeit, einem praktisch geschenkten Ausgleichstreffer zum 2:2, der Verletzung von Torhüter Patric Klandt und Enrico Valentini zwischen den Pfosten einem Kuriositätenkabinett des Fußball geglichen hat. Nur so viel sagt Palikuca: Nach den Ausfällen von Christian Mathenia (Patellabruch) und Klandt (Achillessehnenriss) sucht der Club einen vertragslosen Torhüter, als Absicherung für Andreas Lukse.

Verteidiger und Aushilfs-Torwart Enrico Valentini spricht dafür ausführlich über die denkwürdige Pleite auf dem Betzenberg. Der Frust über das Spiel und die unbefriedigende Gesamtsituation ist ihm anzumerken, doch der Verteidiger stellt sich vor seine Mannschaft. "Ich habe jetzt ein bisschen was gesehen und gelesen und kann der Kritik, die auf uns einprasselt, nicht ganz zustimmen", erklärt Valentini. Es sei alles andere als einfach gewesen auf dem Betzenberg, zumal die Lauterer durch die frühe Führung einen taktischen Vorteil hatten. "Elfmeter in der siebten Minute in Kaiserslautern, die stehen dann zu acht oder neunt hinter drinnen, auf so einem Platz - das musst du erstmal spielen", findet der 30-Jährige. Die Elfmeter-Entscheidung sei ohnehin "ein Witz" gewesen.

Kein Rezept gegen das Pfälzer Bollwerk

Allerdings ist ihm wohl auch bewusst, dass das als Erklärung für den weitgehend pomadigen und harmlosen Auftritt seines Teams nicht ausreicht. "Die ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit waren nicht gut, da haben wir sie zu sehr kommen lassen", kritisiert er. Außerdem fand der Club lange kein Konzept gegen tiefstehende Hausherren. "Wir haben es nicht gut hinbekommen, die gegnerische Verteidigung auseinander zu ziehen. Da standen da extrem massiv mit drei großen Innenverteidigern", sagt Valentini. 

Doch spätestens in der Verlängerung, nach dem glücklichen Ausgleich - ein Produkt der Arglosigkeit des Kaiserslauterer Schlussmannes Lennart Grill und der Raffinesse von Club-Stürmer Michael Frey - hätten die Gäste das Spiel für sich entscheiden müssen. "Das müssen wir uns vorwerfen", räumt Valentini ein. Die Mannschaft von Boris Schommers kämpfte mit Freys mentalem Nackenschlag ebenso wie mit körperlichen Verschleißerscheinungen. Diesen Zustand konnten die Gäste nicht nutzen. Es war dann aber ein Nürnberger, dessen Körper den Dienst endgültig verweigerte: Patric Klandt musste mit einem Achillessehnenriss vom Feld. Die schwere Verletzung wird den 36-Jährigen lange außer Gefecht setzen.

"Der Ärger ist verständlich"

"Es tut uns unheimlich Leid, sowas rückt alles ein bisschen in den Schatten", zeigt Valentini Mitgefühl mit seinem Mannschaftskollegen. Dass der hochgewachsene Verteidiger dann selbst die Torwarthandschuhe überstreifte, ist übrigens kein Zufall. "Wir haben im Training ab und zu mal aus Spaß Elfmeter geschossen." Valentini machte zwischen den Pfosten eine gute Figur, was sich der Torwarttrainer mit Interesse notierte. 

Dass sich Valentini auf dem Betzenberg nicht als Elfmeter-Killer auszeichnen konnte, kann man ihm beim besten Willen nicht vorwerfen. Für ihren schwachen Auftritt musste sich die Mannschaft insgesamt nach dem Spiel in der Fankurve aber einiges anhören. "Der Ärger ist verständlich. Wir haben an einem Mittwoch um 18:30 Uhr 2500 Fans in Kaiserslautern dabei und scheiden dann gegen einen Drittligisten aus", sagt Valentini. Im Umfeld des 1. FC Nürnberg beginnt es zu rumoren. Nur die richtigen Ergebnisse werden daran etwas ändern können.

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