Verbeek und der FCN: Ich bereue diesen Trainer nicht

25.2.2017, 16:22 Uhr
Zumindest emotional schien die Partnerschaft von Gertjan Verbeek und dem 1. FC Nürnberg wie aus dem Bilderbuch - nach einer sportlichen Talfahrt gingen beide jedoch getrennte Wege.

© Sportfoto Zink / DaMa Zumindest emotional schien die Partnerschaft von Gertjan Verbeek und dem 1. FC Nürnberg wie aus dem Bilderbuch - nach einer sportlichen Talfahrt gingen beide jedoch getrennte Wege.

Zugegeben: Eine leichte Ähnlichkeit zu Rod Stewart ist Gertjan Verbeek nicht abzusprechen. Die wallende Haarpracht, der lässige Blick und die coole Aura, die beide umgibt. Und verehrt wie ein Rockstar wurde Verbeek zu seiner Zeit beim 1. FC Nürnberg auch - zumindest von einem Teil der Fans. Nun kehrt der direkte Niederländer mit dem VfL Bochum, den er seit mehr als zwei Jahren trainiert, mal wieder nach Nürnberg zurück.

Als Nachfolger des erfolglosen Michael Wiesinger und der Interimslösung Roger Prinzen stellte der Club Gertjan Verbeek im Oktober 2013 als neuen Coach vor. Mit seiner geradlinigen Art stieß er schnell auf Anerkennung bei den Fans. Bei seinem Debüt für den Club holte Verbeek gleich einen Punkt in Stuttgart, die folgenden Wochen waren aber von enttäuschenden Ergebnissen geprägt. Nur fünf Punkte, allesamt durch Unentschieden erreicht, holte der neue Trainer in den ersten acht Spielen bis zur Winterpause.

Verbeek, früher eisenharter Verteidiger in der Ehrendivision, setzte, ganz Holländer, auf Voetbal total, also auf mutigen und spielerisch ansprechenden Offensivfußball. Der spielerische Fortschritt war zwar zu erkennen, die Mannschaft konnte dies allerdings nicht in positive Ergebnisse umsetzen. So beendete der Club die Hinrunde mit nur elf Punkten auf Rang 17 - und keinem einzigen Sieg.

Der folgte dann nach intensiver Vorbereitung in der Winterpause: Mit dem 4:0 gegen die TSG Hoffenheim holte der FCN nicht nur den ersten Saisonsieg, sondern setzte ein dickes Ausrufezeichen. Es folgten weitere Siege gegen die Hertha, Augsburg und Braunschweig. Der Club schien wieder auf dem richtigen Weg und stand komfortabel im Mittelfeld der Tabelle - ehe er wieder in alte Muster zurückfiel.

Hans Böller über den Club, Candle-Light-Dinner und den kantigen Niederländer:

Darauf folgten allerdings wieder enttäuschende Ergebnisse und ein Absturz auf Platz 17. Nach einem 1:4 gegen Bayer Leverkusen musste Verbeek seinen Hut nehmen. Viel zu spät, sagten damals die einen. Man hätte mit Verbeek in die zweite Liga gehen sollen, sagten wiederum andere. So wirkte die Entlassung des Niederländers, drei Spieltage vor Schluss mit fünf Punkten Rückstand auf das rettende Ufer, wie eine panische Reaktion des damaligen Sportvorstands Martin Bader, die Verbeek zu kritisieren wusste: "Bader hat mich betrogen".

Seit 2015 ist Verbeek nun schon beim VfL Bochum im Amt. Mit dem Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet hat es sich der 54-Jährige in der 2. Bundesliga bequem gemacht. Zwar träumte man in Bochum in der vergangenen Saison noch lange vom Aufstieg in die Bundesliga, war letztlich mit Platz fünf aber durchaus zufrieden.

In der laufenden Spielzeit mussten die Blau-Weißen sich wieder nach unten orientieren, stehen aber aktuell gesichert im Mittelfeld. Der Trainer, der sich auch im Revier durch seine direkte und unbeugsame Art Sympathien verschaffte, steht aber nicht zur Diskussion.

Und seine Bilanz gegen den FCN kann sich sehen lassen: Drei Siege, ein Unentschieden. Mitleid mit seinem ehemaligen Arbeitgeber kann man Verbeek wahrlich nicht unterstellen - das war vom kantigen Holländer aber nicht zu erwarten. Im Hinblick auf den FCN sprach er von "wenig Platz für Sentimentalitäten".

Sein Vermächtnis als Trainer des 1. FC Nürnberg? Flotter Fußball, den seine Mannschaft in den sechs Monaten, in denen er die Geschicke des FCN leitete, zeigte. Und ein Titel: Der Fußballspruch des Jahres, verliehen von der Deutschen Akadamie für Fußballkultur. "Ich hoffe, dass ich 90 Jahre alt werde. Dann kann ich sagen, ich hätte 100 werden können. Aber ich habe in Nürnberg gearbeitet", sagte Verbeek - und hat damit trotz eher kurzer Amtszeit genau kapiert, wie besonders dieser Verein ist.

 

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