Volles TV-Programm an Ostern: Luxus für Sofasportler

11.4.2020, 11:38 Uhr

Markus Söder hatte seine Ausgangsbeschränkungen noch nicht verkündet, da wussten einige schon, was jetzt zu tun sei; jetzt, da viele Menschen daheim bleiben müssen.

Die Zeit nutzen und an sich selbst arbeiten – das war der Plan, den selbsternannte Influencer da im Kanon der hyperventilierenden Social-Media-Kanäle vortrugen. Vergessene Gitarrenakkorde üben, neue Kuchenrezepte ausprobieren, endlich Theodor Adorno ganz verstehen oder wenigstens Finnisch lernen, so lauteten einige Vorschläge. Die Königsdisziplin der Selbstoptimierung durfte natürlich auch nicht fehlen: Sport. Liegestützen lassen sich schließlich auch im Wohnzimmer oder im Garten absolvieren und im Zweifelsfall gibt es für die Arbeit am eigenen Körper auch eher schöne Komplimente als für den etwas zu klug geratenen Vortrag über die Dialektik der Aufklärung.

Der Plan war gut, die Realität dann aber doch bald eine andere. Nur weil es plötzlich Leerstellen im Alltag gibt, bedeutet das nicht, dass sie jeder auch füllen möchte. Und so sind viele recht bald wieder zu Sofasportlern geworden.

Der Sofasportler zeichnet sich dadurch aus, dass er lieber denen zuschaut, die ihre Disziplin auf höchstem Niveau beherrschen. Weil in Zeiten von Corona aber nur noch in exotischen Biotopen wie der weißrussischen Eishockeyliga (oder demnächst der deutschen Fußball-Bundesliga) Sport getrieben wird, gab es in den vergangenen Wochen kaum entsprechende Angebote.

FCN und Usain Bolt im Re-Live

An Ostern ändert sich das passenderweise: Der Sofasportler feiert eine Auferstehung – und kann dabei sogar sitzen bleiben.

Zwar kommen die Angebote ohne größere Überraschungseffekte daher, aber egal, Hauptsache Live-Sport. Der Bayerische Rundfunk zum Beispiel hat zwischen zahlreichen Wiederholungen des FC Bayern und von 1860 München doch noch Platz gefunden, auch ein Spiel des 1. FC Nürnberg zu zeigen. Am Ostersamstag kann man ab 14 Uhr auf www.br.de noch einmal die jüngste Auferstehung des Clubs sehen und in voller Länge verfolgen, wie er sich 2007 zum Pokalsieger gemacht hat.

Bei den Kollegen von DAZN kann man schon seit einigen Tagen noch einmal mit Dirk Nowitzki NBA-Champion werden, Magenta Sport zeigt junge Klassiker aus der Deutschen Eishockey-Liga und auch Eurosport sendet mangels Alternativen über die Feiertage ein großes Retro-Programm. Am Samstag (20-21 Uhr) fliegt Usain Bolt bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro noch einmal zu Gold, am Sonntag (14-20 Uhr) quälen sich die Teilnehmer von Paris-Roubaix 2018 und 2019 ein weiteres Mal über französisches Kopfsteinpflaster und Montag (19-22 Uhr) gehört der Tag Roger Federer – dem größten Selbstoptimierer, den das Tennis je gesehen hat.

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