Fehlstart für den Ausbildungsverein

Volleyball-Frauen des TV Fürth 1860: erst siegen, dann Sightseeing

30.9.2021, 10:50 Uhr
Volleyball-Frauen des TV Fürth 1860: erst siegen, dann Sightseeing

© Foto: Lena Rothe

Es ist die Crux eines Ausbildungsvereins, dass man seine Besten immer wieder verliert. So geht es der Volleyballabteilung des TV Fürth 1860 seit Jahren, aber vor dieser Saison tut es Stefan Fürst besonders weh.


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Als er aufzählt, wer aus Fürth in die zweite Liga gewechselt ist, schwingt zwar ein wenig Stolz mit, doch als Trainer der ersten Frauenmannschaft muss er seinen eigenen Laden auch am Laufen halten.

"Anna Rosenow fehlt uns brutal", sagt er. Die Tochter von Fürsts Lebensgefährtin Sigrid Rosenow ist nach Dingolfing gewechselt und dort zur "MVP" (most valuable player), also zur besten Spielerin der Liga, gewählt worden. Immerhin. Und dass Libera Steffi Hofmann beim Abbruch der Drittliga-Saison im vergangenen Oktober nach Altdorf ging, weil der Zweitligist weiterspielen durfte, hat nun Folgen: Sie kommt nicht mehr zurück.

Kurzum: "Wir sind nicht mehr so stark wie in den Jahren davor." Aus der Mannschaft, die 2017 vom VfL Nürnberg nach Dambach kam, sind nur noch Katja Fritz (geborene Holstein) und Maria Dummer dabei.

"Küken" Nele Molocher ist mit 16 schon Libera

Zwischen 20 und 30 Jahre alt sind die Spielerinnen, die Stefan Fürst um sich versammelt hat. Nach dem Abschied von "Grande Dame" Lisa Weiß in die zweite Mannschaft ist die "Erste" im Durchschnitt ein junges Team, das Küken ist Nele Molocher. Mit 16 Jahren hat Fürst sie aber gleich "ins eiskalte Wasser" geworfen und sie zur Libera gemacht. Ausgebildet in Ansbach, ist sie für Fürst "ein echtes Talent".

Erfahrung hingegen bringen die Rückkehrerinnen mit: Zuspielerin Lisa Wagner kam wieder aus Dingolfing und übernimmt mit Katja Fritz dank ihrer Lizenzen das Training, wenn Fürst nicht kann. Auch Deborah Specht ist zurück aus dem Zirndorfer Regionalliga-Team, "das freut mich brutal", jubelt Fürst.

"Die hat bei uns das Volleyballspielen gelernt, das ist eine emotionale Geschichte für einen Ausbildungsverein, wie wir es sind. Und es ist schön, dass es drei Spielerinnen in die dritte Liga geschafft haben, die wir ausgebildet haben."

Auch, weil die Vorbereitung erst im Juni begann und nicht lückenlos verlief, ging der Auftakt zuhause gegen Sonthofen mit 0:3 in die Hose. "Viele Spielerinnen waren nervös", berichtet Fürst, der daran erinnert, dass einige im Fürther Kader zuletzt zwei, drei Ligen darunter spielten, wohingegen die erste Sechs der Allgäuerinnen geballte Erfahrung aufwies. Fürst findet: "An die schnellen Bälle müssen sie sich erst noch gewöhnen." Zudem fehlt mit Jule Doranth derzeit eine Leistungsträgerin, "sie ist noch nicht fit".

Beachvolleyballerin aus Brasilien

70 Zuschauer sahen den 60er-Frauen beim Saisonauftakt zu, "das ist eine ordentliche Zahl, wenn man sieht, dass in Schwaig in der zweiten Liga 100 waren", sagt Fürst. Die Stimmung auf den Rängen ("die Leute wollten endlich wieder Live-Volleyball sehen") und im Team sei toll.

Letztendlich bei ihm selbst auch, nachdem ihm die Trainersuche und die Lockdowns 2020 die Laune verhagelt haben. Nach dem plötzlichen Abschied von Matthias Lompa hat Fürst viele Gespräche geführt und festgestellt, dass der Volleyballszene vielversprechende Nachwuchstrainer abgehen, "da mache ich mir schon Sorgen, wenn immer dieselben Namen gehandelt werden und keiner nachkommt".

Für Lompa hatte er bereits einen Nachfolger an der Angel, der jedoch kurzfristig absagte. Dasselbe passierte ihm mit einer brasilianischen Spielerin, die mitten in der Vorbereitung der 60er nach Altdorf wechselte. Mehr Glück hat er hoffentlich bei einer anderen Brasilianerin: Pauline da Silva soll bald als Co-Trainerin einsteigen. Die frühere Profi-Beachvolleyballerin hat sich bereits einen Namen gemacht mit ihrer Arbeit für den Verband.

Vielleicht ist sie schon dabei, wenn am Wochenende 23./24. Oktober – das genaue Datum steht noch nicht fest – das erste und einzige Derby für die 60er in der 3. Liga Ost steigt: Der TSV Ansbach wird zu Gast sein, wahrscheinlich in der Julius-Hirsch-Halle.


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Favoriten auf den Aufstieg werden wohl München-Ost, Erfurt und Dresden sein, "aber das ist eine Wundertüte, man weiß kaum etwas über die Gegner". Am Wochenende nutzt Fürst das Auswärtsspiel in Dresden zum Teambuilding. Die Mannschaft bleibt nach der Partie am Samstag über Nacht in der Stadt und macht am Sonntag Sightseeing.

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