Hockey

Vom Club zur SpVgg: Aus Liebe zum Rivalen

16.3.2021, 11:16 Uhr
Vom Club zur SpVgg: Aus Liebe zum Rivalen

© Foto: Markus Eigler

Eine Liebe zwischen einem Kleeblättler und einem Cluberer ist möglich, kann aber problematisch sein. Hans Sutor konnte davon ein Lied singen. Denn als der SpVgg-Stürmer eine Nürnbergerin geheiratet hatte, spürte er keinen Rückhalt mehr am Ronhof und wechselte 1920 zum 1. FC Nürnberg.


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Gut, dass es beim Hockey entspannter zugeht. Denn die Ehemänner von Christine Biermann und ihrer Vereinskameradin Jutta Biskup sind ehemalige Hockeyspieler des 1. FC Nürnberg. Wie es dazu kam? Ohne große Skandale, wie Biermann über die Zeit in den 1980er-Jahren schmunzelnd berichtet: "Früher sind wir gemeinsam in Bussen zu Meisterschaften gefahren. Da hat man sich dann eben kennengelernt. Im Hockey war die Rivalität zwischen den beiden Vereinen nicht so vorhanden."

Und weil ein gemeinsames Vereinsleben viel entspannter ist, traten sowohl Thomas Biermann als auch Dietmar Biskup schon bald dem Kleeblatt bei. Doch der Wechsel hatte noch einen anderen Grund, wie die 60-Jährige berichtet: "Damals war die Spielvereinigung deutlich attraktiver in der Jugend. Beim Club gab es oft kaum Perspektiven für junge Spieler, das war bei uns anders. Wir waren einfach zukunftsträchtiger. Auch wenn unsere Männer zunächst eigentlich zu anderen Vereinen wollten."

Fünf Ehen zwischen Kleeblatt und Club gebe es bei den Hockerern mittlerweile, der Sport verbindet eben. Die Bindung durch gesellschaftliche Veranstaltungen, das ist genau das Metier von Jutta Biskup. Die ehemalige Auswahlspielerin ist in der Hockeyabteilung eine Art Eventmanagerin und kümmert sich seit 30 Jahren darum, dass das Vereinsleben nicht nur aus Training und Spielen besteht.

Freundinnen seit Jugendtagen

Lebenslange Freundschaften seien daraus entstanden und bei manchen auch Liebe. Die Stimmung in der Abteilung wird immer wieder als überaus familiär beschrieben. Biskup und Biermann sind seit ihren Jugendtagen miteinander befreundet, "wir haben unser Leben miteinander verbracht", erzählt Jutta Biskup und meint damit nicht nur das Hockeyleben. "Wir schaffen hier beständige Bindungen und Freundschaften, die über den Sport hinausgehen."

Neben der Leitung der eigenen Physiotherapiepraxis hat Jutta Biskup sich noch ein Ehrenamt zugelegt, das einem Zweitjob gleichkommt. Die Weihnachtsfeier, Faschingsbälle, Sommercamps, oder auch eine Ausstellung zum Vereinsjubiläum – Gedanken ans Aufhören kamen da schon mal kurz auf: "Ich hatte auch Momente, in denen ich mir gedacht habe, ich schaffe das nicht mehr. Aber dann war immer jemand aus dem Verein da."


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Und genau hier kommt die anhaltende Motivation für die 59-Jährige ins Spiel: "Diese Zusammenarbeit und der Zusammenhalt, das macht mir einfach Spaß. Man kennt immer wieder jemanden, den man früher schon mal gesehen hat oder aufwachsen sieht. Wenn ein Kind früher bei der Weihnachtsfeier ein Geschenk bekommen hat und jetzt als erwachsener Trainer auf der Bühne steht – die strahlenden Augen sind immer noch die gleichen."

Darüber hinaus betreut sie das Elternteam, eine gemischte Truppe, die Müttern und Vätern mehr Verständnis für den Sport ihres Kindes vermitteln soll. Die Trainingsarbeit gehörte auch für Christine Biermann über 28 Jahre zum alltäglichen Leben dazu. "Ich bin zwar bereits seit Kindesbeinen im Verein aktiv, doch das Organisatorische kam erst mit meinen Kindern dazu", erinnert sie sich.

Soziale Kompetenzen außerhalb des Elternhauses

"Es ging los mit der Turnierorganisation, ging dann aber auch schnell ins Kinder- und Jugendtraining über." Von der U 8 bis zur U 12 brachte die 60-Jährige dem Fürther Hockeynachwuchs das Einmaleins des Sports bei und führte die Jahrgänge nicht nur sportlich in die Jugend, sondern hatte stets auch ein Auge auf die charakterliche Entwicklung.

Etwas, das ihr besonders am Herzen liegt: "Ich denke, wir können im Verein etwas bieten, was das Elternhaus nicht immer abdecken kann. Die Kinder lernen, im Team zu gewinnen und zu verlieren – und dadurch auch soziale Kompetenzen."

Dass das im Moment alles wegfällt, bereitet Biermann allerdings Sorgen: "Besonders im Alter von Schulanfängern fehlt da gerade etwas. Sich gegenseitig zu trösten, lernen, selbstständig Entscheidungen zu treffen, und wie man sich in einer Gruppe verhält – das kann man zuhause nicht gleichwertig ersetzen."

Auch wenn sie stets eine Freude an der stetigen Entwicklung der Kinder hatte, tritt Christine Biermann seit dem Frühjahr 2020 kürzer. Nach 28 Jahren, in denen die Zahl der Trainer von acht auf 30 gestiegen ist, kam für sie der Moment, etwas anderes zu machen – auch wenn durch die Corona-Pandemie noch nicht ganz klar ist, was eigentlich genau.

Dass sie weitermacht, das ist für sie ganz selbstverständlich, ebenso für Jutta Biskup. Denn die Freundin und die sportliche Familie, die verlässt man nicht einfach so.

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