Neu-Coach Haaß bittet den HCE zum Trainingsauftakt

9.7.2020, 19:51 Uhr
Trainingsauftakt beim HC Erlangen: In der vergangenen Saison war er noch als Ballverteiler auf der Platte, nun steht er beim Trainingsauftakt als Kommandogeber am Spielfeldrand - Neu-Coach Michael Haaß (links).

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Trainingsauftakt beim HC Erlangen: In der vergangenen Saison war er noch als Ballverteiler auf der Platte, nun steht er beim Trainingsauftakt als Kommandogeber am Spielfeldrand - Neu-Coach Michael Haaß (links).

Das schöne Wetter an diesem Donnerstagnachmittag hätte eigentlich dazu eingeladen, die Pause noch ein wenig zu verlängern, aber Tage ohne gerötete Wangen, schweißnasse Schläfen und das Brennen in den Oberschenkeln hatten sie zuletzt ja genug. "Ich möchte nicht jammern, denn es gibt ja weitaus schlimmere Schicksale", sagt Nikolai Link, der an diesem Donnerstag einer der Ersten in der Trainingshalle ist, "aber irgendwann war es für alle ätzend, wir saßen auftragslos zu Hause."

Seitdem die Handballsaison Mitte März wegen der Corona-Pandemie abrupt endete, hat er viele seiner Kollegen nicht mehr gesehen und hat er das, was er am liebsten macht, nicht mehr machen dürfen. "Für den Körper war die lange Pause wahrscheinlich ganz gut", sagt er und spart sich dann den Satz, den sich hier ganz offensichtlich alle Mitarbeiter des HC Erlangen denken: Jetzt ist auch mal gut!

Einmal sind die Spieler bereits auf das Virus getestet worden, in Kürze folgen weitere Untersuchungen, ob der ein oder andere sich in den vergangenen Monaten vielleicht sogar schon unwissentlich infiziert hat. Am Mittwochabend hat sich die neuformierte Mannschaft dann erstmals getroffen, hat zusammen gekocht und sich darüber ausgetauscht, wie sich das anfühlt, wenn die Welt in Deutschland, Norwegen, Schweden und Slowenien plötzlich stillsteht. Am Tag danach stand dann der erste Termin in Dienstkleidung an, mit kurzen schwarzen Hosen und roten Trainingstrikots.

HCE-Coach Haaß überlässt das mit dem Schwitzen nun anderen

Michael Haaß ist ganz in Schwarz erschienen, das mit dem Schwitzen überlässt er nun erstmals anderen. Im März war der Weltmeister von 2007 noch auf dem Feld gestanden, nach der Trennung von Adalsteinn Eyjolfsson und dem Missverständnis Rolf Brack wurde er zum Spielertrainer befördert, nun geht er im Alter von 36 Jahren in seine erste Vorbereitung als Cheftrainer.


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Ob sich das komisch anfühlt, dass er nun Vorgesetzter ist von Spielern, neben denen er gerade noch im Mannschaftsbus gesessen ist, mit denen er Karten gespielt oder Witze gerissen hat? "Die Situation ist besonders, da ich vor vier Monaten noch neben den Jungs in der Kabine saß", gibt Haaß zu, "aber ich glaube, dass es für unsere Zusammenarbeit eher ein Vorteil ist. Die Jungs wissen, wie ich ticke und ich wie sie. Ich sehe da keine Probleme." Siezen lässt er sich nicht, nur weil seine Dienstkleidung nun eine andere Farbe hat. Diejenigen, die ihn schon länger kennen, bescheinigen ihm ohnehin eine "große Autorität". Trotzdem sei es natürlich "Neuland" für ihn, sagt Haaß: "Dass ich gerade auf die Mithilfe der erfahrenen Spieler angewiesen bin, ist auch völlig klar."

Fäth, Jeppsson & Ferlin: Drei Nationalspieler für Haaß

An erfahrenen Spielern dürfte es nicht mangeln im Aufgebot für die Saison 2020/21, die im Oktober beginnen soll, sofern das Virus und dessen Verbreitung sie nicht noch einmal in die Kurzarbeit drängt. Mit Steffen Fäth (Rhein-Neckar Löwen), dem Schweden Simon Jeppsson (SG Flensburg-Handewitt) und dem Slowenen Klemen Ferlin (RK Celje) sind unter den sechs Neuzugängen gleich drei Nationalspieler, auch Martin Ziemer (Füchse Berlin) bringt internationale Erfahrung mit. Hinzu kommen mit Max Jaeger (HSC 2000 Coburg) und Janis Boieck (TSV Bayer Dormagen) im besten Fall zwei aufstrebende Talente.


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Weitere Neuzugänge sind derzeit nicht vorgesehen, auch ein Nachfolger für Kevin Schmidt, den Sportlichen Leiter, wird wohl nicht so schnell in Erlangen vorstellig. "Die Stelle hat absolut ihre Berechtigung", sagt Geschäftsführer René Selke, aber solange sich die Zuschauereinnahmen für die kommende Saison nicht seriös kalkulieren lassen, wollen sie beim HCE erst einmal kein Geld mehr in die Hand nehmen. Im Gegenteil: Die nächsten Tage wird Selke dafür nutzen, um den ein oder anderen Vertrag noch einmal nachzuverhandeln, die Umstände machen es nötig.

Welche sportlichen Veränderungen nötig sind nach der vergangenen Spielzeit, hat Michael Haaß in der ungewohnt langen Sommerpause natürlich analysiert. "Es ist zu früh, um über Ziele zu sprechen", sagt er, "aber es ist klar, dass wir mit der letzten Saison nicht zufrieden waren. Wir haben schon ein paar Baustellen gehabt." Drei Monate bleiben ihnen, bis zum Saisonstart an diesen Baustellen zu arbeiten. Bis dahin werden nicht nur die Oberschenkel brennen.


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