Wann kommt die Zeit der jungen Ice Tigers?

5.3.2021, 05:50 Uhr
Roman Kechter dachte nach dem letzten Penalty noch über die Tore nach, die ihm Schwenningens Torhüter geklaut hatte. Frank Fischöder beschäftigte sich derweil vielleicht mit dem Gedanken, den 17-Jährigen auch im Power-Play einzusetzen. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Roman Kechter dachte nach dem letzten Penalty noch über die Tore nach, die ihm Schwenningens Torhüter geklaut hatte. Frank Fischöder beschäftigte sich derweil vielleicht mit dem Gedanken, den 17-Jährigen auch im Power-Play einzusetzen. 

Der Jüngste übernahm die Verantwortung. "Wahrscheinlich waren es einfach meine Nerven oder ich hätte ihn schneller aufs Tor bringen müssen. Hätte ich reinmachen müssen, war mein Fehler, sagen wir es so." Was Roman Kechter nicht sagte, war, dass er in der neunten Minute keineswegs gezögert und die Energie des Passes von Tom Gilbert sofort in einen Schuss umgewandelt hatte, der den Nürnberg Ice Tigers das sichere 3:0 gebracht hätte – wenn nicht Joacim Eriksson im letzten Moment seine schweren Torhüterschienen in die Höhe gerissen hätte.

Der neuerdings 17 Jahre alte Nürnberger konnte im Drittelpauseninterview lächelnd einen Fehler eingestehen, den er nicht gemacht hatte. Die Ice Tigers führten 2:1 gegen Schwenningen, nach 20 Minuten fehlten dem Tabellenletzten nur acht Punkte auf einen Platz in den Playoffs. 45 Minuten Eishockey und ein groteskes Penalty-Schießen später blieb aber wieder nur ein Punkt übrig. Zu wenig, um ernsthaft ein anderes Saisonziel als "möglichst viele Punkte holen" auszugeben.

Der Coach hat das Team stabilisiert

Davon sprach Frank Fischöder nach einem 3:4 (2:1, 1:0, 0:2, 0:0, 0:1), das ihn ernüchterte und exemplarisch aufzeigte, dass die Ice Tigers nicht Letzter der Südgruppe sein müssten. Der neue Cheftrainer hat die Nürnberger Mannschaft stabilisiert, was nach einer praktisch nicht vorhandenen Vorbereitung, überdurchschnittlich vielen Verletzungen und einem offensichtlichen Qualitätsdefizit so nicht unbedingt zu erwarten war. Bis auf die ersten drei Saisonspiele und die völlig missratenen Auftritte in Ingolstadt (0:8 und 0:7) hatten die Ice Tigers in jedem Spiel eine realistische Chance auf einen Punktgewinn. Praktisch haben sie diese Chance aber nur siebenmal (vier Siege, drei Niederlagen nach Verlängerung oder Penalty-Schießen) genutzt.

Nürnberg schießt wenig (nur Iserlohn hat geringere Spielanteile), die Erfolgsquote am Bullypunkt ist weiterhin die schlechteste in der DEL und trotzdem können die Ice Tigers auch dank Fischöders System mithalten, oftmals aber eben auch nicht mehr. Bislang lagen sie lediglich 235 Minuten in Führung, das entspricht nicht einmal einem Fünftel der Gesamtspielzeit. Umso fataler ist es, wenn sie diese Führung hergeben, so wie zuletzt zweimal einen 2:1-Vorsprung gegen die starken Mannheimer, so wie das frühe 3:0 gegen Augsburg, so wie das 3:1 gegen Schwenningen am Mittwochabend.

Am Freitagabend in München

Dabei wiederholen sich zwei Dinge: Fatale Aussetzer erfahrener Spieler - in der 58. Minute legte Tom Gilbert dem Schweden Andreas Thuresson das 3:2 direkt vor dem Nürnberger Tor auf, das darauffolgende Foul von Andrew Bodnarchuk, das es Thuresson ermöglichte, im Power-Play das Spiel auch noch auszugleichen, war bereits die sechste Zwei-Minuten-Strafe eines routinierten Nürnbergers in der Schlussphase eines Spiels - und dass diese Aussetzer keinen Einfluss auf Fischöders Wechselstrategie haben.

In engen Spielen reduziert der Cheftrainer oft auf drei Reihen, gerade die jungen Spieler bleiben auf der Bank sitzen. Kechter spielte diesmal regulär zu Ende. Aber als die Ice Tigers in der Verlängerung ein Power-Play an sich vorbei ziehen ließen, stand Gilbert auf dem Eis - und nicht der an diesem Abend auch für das gegnerische Tor gefährliche Kechter.

In Nürnberg bleibt Fischöder, der erfolgreiche Talententwickler, seinen Routiniers treu. Er denke aber darüber nach, Kechter auch einmal im Power-Play einzusetzen. Vielleicht ja schon am Freitagabend (18.30 Uhr/MagentaSport) in München.

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