Warum Defersdorfer Reiter gerade jetzt einen Verein gründen

ROẞTAL - Der Reitsportverein Defersdorf 2020 u.U. trotzt den Widrigkeiten dieser Zeit. Mehrere Pferdefreunde um den ersten Vorsitzenden Uwe Bussinger wollten gerade jetzt ihrem Sport nachgehen und machten Nägel mit Köpfen. Das u.U. steht für "und Umgebung".

Noch vor wenigen Monaten galten Ausgangsbeschränkungen und das öffentliche Leben war stark heruntergefahren. Wer körperlich aktiv sein wollte, durfte phasenweise nur alleine zum Joggen vor die Tür. Eigentlich nicht die Zeit, um einen Sportverein zu gründen.

Doch allen Widrigkeiten zum Trotz hat man sich im Roßtaler Ortsteil Defersdorf genau zu diesem Schritt entschieden. "Wir wollten trotz aller Schwierigkeiten in dieser Zeit ein Zeichen setzen für Zusammenhalt und Sportgeist", erklärt Uwe Bussinger vom RSV Defersdorf 2020 u. U. e. V.

Die Abkürzung steht dabei allerdings nicht für "unter Umständen", wie man aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie vermuten könnte, sondern für "und Umgebung". Gerne würde der Reitsportverein, der aktuell 15 Mitglieder hat, noch wachsen.

Die Zeichen stehen auf Grün

Denn dafür, also Mitgliederwachstum und Vereinsaktivitäten, würden die Zeichen nun wieder auf Grün stehen. "Anders als in der Hochphase des Lockdowns", berichtet Anja Hutzler. Sie ist Angestellte auf dem Reiterhof Defersdorf, der die Infrastruktur für den Verein bietet, und außerdem Kassenwartin des neuen RSV.

Während der Ausgangsbeschränkungen musste auch der Reitsport pausieren. "Pferde sind wie Hochleistungssportler. Sie sind ihr tägliches Training, ihr Ausreiten gewohnt. Du kannst sie nicht einfach von 100 auf null herunterfahren", betont Reiterhof-Betreiber Matthias Bussinger.

Weil den privaten Pferdeeignern aber die Hände gebunden waren, hatte das kleine Defersdorfer Hauptberuflichen-Team in der Corona-Hochphase teilweise 35 Tiere zu versorgen. Die Tage seien sehr lang gewesen. "Mit einer Stunde ausreiten pro Pferd ist es noch nicht getan. Sie brauchen auch Pflege, Futter, und die Anlagen müssen gereinigt werden", sagt Hutzler.

Mitglieder zahlten Abos weiter

Wertvolle Unterstützung erhielt der Betrieb in dieser Zeit von seinen Reitschülern. Viele hätten ihre Abos weiterbezahlt, obwohl sie keine Reitstunden nehmen konnten.

Neben dem allgemeinen Zeichen, das sie setzen wollten, hatte man vor, auch speziell ihnen etwas zurückzugeben. "Die Vereinsmitgliedschaft ist mit Vergünstigungen verbunden, etwa bei Seminaren. Außerdem wollen wir die Jugendarbeit weiter ausbauen, indem wir zusammen zelten oder ins Kino gehen", erklärt Hutzler.

Über diese Anreize sollen die Reitschüler nach und nach in den Verein eintreten und weiter zusammenwachsen, wenn sie möchten. Einige sind bereits dabei, sogar als Gründungsmitglieder des RSV Defersdorf. Elisabeth Nothdurft beispielsweise.

Pferde sind keine Sportgeräte

Sie sei quasi mit Pferden aufgewachsen. Die vergangenen 30 Jahre habe sie dann aber aufgrund von Beruf und Familie pausiert. "Dann hat mein Sohn Ludwig angefangen, hier zu reiten, und prompt hat es mich auch wieder gepackt", berichtet Nothdurft.

Besonders gut gefällt ihr bei dem Verein, der mittlerweile auch Mitglied im Bayerischen Landessportverband ist, dass die Pferde nicht als reine Sportgeräte angesehen würden. Vielmehr werde versucht, eine Beziehung zwischen Mensch und Tier aufzubauen, die beiden guttut. "Wir stellen die Pferde hier nicht fertig gesattelt zum Losreiten bereit. Die Beschäftigung mit dem Tier gehört dazu. Wenn man Mitglied im Verein ist, stellt sich die Frage erst gar nicht, ob das jetzt in der gebuchten Zeit noch enthalten ist", ergänzt Hutzler.

Neben der Verbindung zwischen Mensch und Tier will man beim RSV Defersdorf die gesamte Bandbreite des Reitsports abdecken. Deshalb bieten die Trainer Theorie- und Praxisübungen zum Turniersport sowie Dressur- und Springreiten als auch Western- und Freizeitreiten an.

Mit Ambition und als Hobby

Jeder sei willkommen, egal ob Anfänger oder Profi. Wer es sportlich-ambitioniert angehen will, für den hat der Verein ein Argument: Denn ohne eine Mitgliedschaft darf man als Reiter bei keinem offiziellen Turnier teilnehmen.

Expertin Hutzler weist zudem auf etwas hin, was vielleicht nicht jeder beim Zuschauen sofort erahnt: "Beim Reiten trainiert man bestimmte Muskeln, die sonst in keiner anderen Sportart so beansprucht werden. Das hilft sogar gegen Rückenschmerzen."