Was steckt hinter dem "EdS MTB-Team" aus Nürnberg?

15.4.2021, 12:39 Uhr
Mit Spaß und großen Zielen beim Mountainbiken: Moritz Rossner (rechts) mit seinem ehemaligen Teamkollegen Joshua Knauer.

© Thomas Weschta, NN Mit Spaß und großen Zielen beim Mountainbiken: Moritz Rossner (rechts) mit seinem ehemaligen Teamkollegen Joshua Knauer.

Beim Saisonauftakt der Mountainbike-Bundesliga ist auch Moritz Rossner am Start. Er ist fit, geht aus einer der vorderen Startreihen in den Wettkampf und rechnet sich einiges aus. Der Startschuss fällt, Dutzende Fahrer treten in die Pedale, das Cross-Country-Rennen beginnt.

Rossner ist gut dabei – zumindest kurz. Schon in der zweiten Kurve hat er ein technisches Problem, die elektronische Schaltung am Mountainbike streikt. Der Defekt ist schnell behoben, trotzdem jagt das gesamte Feld an ihm vorbei. Runde um Runde kämpft Rossner sich wieder vor, doch die erhoffte Top-Ten-Platzierung bleibt in weiter Ferne.

Seit 2015 an der BBS

Am Ende steht vor seinem Namen in der Ergebnisliste die 35 – unter diesen Umständen ein respektables Ergebnis. Enttäuscht ist er dennoch. "Ich bin bis zum Ende Vollgas gefahren, genau diese Belastung brauche ich jetzt", sagt der 18-Jährige, der für das "EdS MTB-Team Nürnberg" fährt.

EdS MTB-Team Nürnberg? Nie gehört? Kein Wunder, die Schulmannschaft der Bertolt-Brecht-Schule (BBS) gibt es unter diesem Namen erst seit diesem Jahr. Zwischen 2015, als Mountainbike als weitere Disziplin neben Straßen-/Bahnradsport sowie BMX an der Schule etabliert wurde, und 2020 ging die Mannschaft als "Triple Two Youngsters Team" in den Wettkampf. Durchaus erfolgreich, aber nichtssagend.

Außenwerbung verbessern

Hauptzweck der Namensänderung sei es daher laut Betreuer David Voll gewesen, "den Bezug zur Schule stärker zu machen und so auch die Außenwerbung zu verbessern". Wobei es keine klassische Schulmannschaft ist. Denn während die BBS als Eliteschule des Sports (EdS) lediglich die Infrastruktur stellt, wird der Rest vom Bayerischen Radsportverband (BRV) getragen.

Die Idee dahinter ist einfach, sagt Voll, der als Bindeglied zwischen Schule und Verband fungiert. "Ich wollte die Sportler noch etwas besser unterstützen." Weil die Mitglieder (Sofia Maurer/U13, Niklas Pfeifer und Kilian Krügl/U15 sowie Niklas Popp und Moritz Rossner/U19) dank der Hilfe von Sponsoren Räder, Schuhe, Helme, Bekleidung und ähnliches günstiger oder sogar gestellt bekommen, hilft das zunächst einmal, "die Kosten durch den Sport zu reduzieren und entlastet so die Eltern", sagt Moritz Rossner.

Bis zu 18 Stunden Training

Dank der Unterstützung etlicher Sponsoren stehen laut Voll jede Saison mehrere Tausend Euro pro Person zur Verfügung. Eine normale Schulmannschaft ist das nicht. Darüber hinaus fährt das Team gemeinsam zu Rennen, tritt dort als Gruppe auf, schaut sich zusammen die Strecke an und die Älteren geben ihr Wissen an die Jüngeren weiter. Gelebter Teamgeist eben.

Alle zusammen profitieren sie vom Können ihrer Trainer. Die BRV-MTB-Landestrainer Jörg Domanowski und David Voll leiten nicht nur das regelmäßige Früh- und Nachmittagstraining (je nach Alter kommen dabei acht bis 18 Stunden pro Woche zusammen), bei denen Dinge wie Fahrtechnik, Koordination, Athletik und Ausdauer auf dem Programm stehen. Während der Rennen betreuen sie außerdem die Fahrer in der Technikzone, sorgen für die Verpflegung oder geben taktische Hinweise.

Der Teamrahmen soll den jungen Sportlern aber nicht nur helfen, sich sportlich, sondern auch als Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Wie geht man mit Medien um, wie wirbt man für sich, wie funktioniert eine Mannschaft? Auch solche Dinge gehören dazu. "Wir wollen sie fördern, Impulse setzen und ihnen Tipps für die ersten Schritte bei Profi- oder Amateurmannschaften geben", erklärt Voll, der früher selbst als Leistungssportler Mitglied in diversen Teams war.

Zwei statt drei Jahre Oberstufe

Der Lenggrieser Moritz Rossner ist seit drei Jahren Schüler an der BBS, die zugleich Landes- und seit 2020 auch Bundesleistungszentrum Radsport ist. Für ihn ist das EdS-Konzept nicht zuletzt "eine Entlastung". Denn in den Leistungssportklassen werden Schule und Sport perfekt aufeinander abgestimmt. So habe er in der Oberstufe nicht nur zwei, sondern drei Jahre Zeit, den Schulstoff zu lernen. Das schafft Freiraum für das viele Training sowie die diversen Wettkämpfe. Zudem könne er in Nürnberg dank der vorhandenen Schul- und Sportstrukturen "besser und gezielter trainieren. Das Team ist da ein zusätzlicher Baustein."

Moritz Rossner wurde derweil kürzlich vom Bundestrainer für die Nationalmannschaft nominiert. Am vergangenen Wochenende durfte er sein erstes internationales Rennen in Nals/Südtirol bestreiten. Das Los meinte es allerdings nicht gut mit ihm, weshalb er als letzter der 188 Fahrer starten musste. Am Ende wurde er 86, Punkte bekam er damit nicht. Einem seiner Ziele für 2021 ist er zuletzt aber einen Schritt nähergekommen: Den Sprung in den Nationalkader 1 zu schaffen.

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