Wegen HSV-Spiel: FCN-Trainer Keller wettert gegen die Medien

4.2.2020, 05:54 Uhr
Nicht begeistert ist Club-Coach Jens Keller von der Berichterstattung über den Auftritt seines FCN in Hamburg.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / DaMa Nicht begeistert ist Club-Coach Jens Keller von der Berichterstattung über den Auftritt seines FCN in Hamburg.

Jens Keller war überrascht. Er sagte das nach dem Spiel seines 1. FC Nürnberg gegen den SV Sandhausen, meinte aber nicht dieses Spiel, von dem wiederum der ein oder andere Zuschauer überrascht war, weil es mit einem Sieg des von Keller trainierten Clubs endete. War gar keine Überraschung, meinte Keller: "Wir haben eine gute Vorbereitung hinter uns, jeder Einzelne hat einen Plan, wir als Mannschaft haben einen Plan."

Überrascht, sagte Keller, war er drei Tage zuvor in Hamburg, als sich diese Mannschaft so präsentierte, als hätte sie noch nie eine Vorbereitung gemeinsam absolviert, und als mindestens eineinhalb Halbzeiten lang niemand einen Plan zu haben schien. Noch einmal war Keller überrascht, als er die Partie beim HSV dann medial genauso aufgearbeitet sah, so, als hätte da eine Mannschaft einfach ohne Plan gespielt. "Was hier nach dem Hamburg-Spiel alles kaputt geredet wurde, das war schon Wahnsinn", sagte also Keller am Sonntag und meinte auch: kaputt geschrieben.


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Jens Keller ist kein Medien-Freund, er erwähnt das gerne bei jeder passenden Gelegenheit. Man kann das sogar verstehen, weil über den Trainer Jens Keller in vielen Zeitungen schon großartiger Quatsch geschrieben worden ist. Das war während seiner Zeit beim VfB Stuttgart so und das erreichte einen Höhepunkt, als er den FC Schalke 04 anleitete. Er liest deshalb nichts mehr über sich, sagt Keller, weder Gutes noch Schlechtes. Dummerweise aber gibt es in professionell aufgestellten Fußballvereinen, wie der 1. FC Nürnberg einer sein will, Medienabteilungen.

FCN-Trainer Keller kam zur Erkenntnis: Wahnsinn

Deren Mitarbeiter schneiden dann manchmal Texte aus den Zeitungen aus, vervielfältigen sie und legen sie denen hin, die es interessieren könnte: dem Cheftrainer, zum Beispiel. So muss Keller also von der Kritik an der Hamburg-Aufführung seiner Mannschaft erfahren haben und kam zur Erkenntnis: Wahnsinn.


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Dass seine eigene Einschätzung des Spiels gar nicht so weit entfernt liegt von der der anderen Betrachter, sagt er allerdings auch noch. Vor dem Spiel gegen den SV Sandhausen habe man auf eine gemeinsam Videoanalyse verzichtet. "Das wäre zu kurz gewesen, um das zu verarbeiten, dann wären wir mit extrem viel negativer Energie in das Spiel gegangen", sagt Keller. So gemein hatte das übrigens in keiner Zeitung gestanden.


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Seine Kritik an den Kritikern macht er unter anderem am Innenverteidiger Konstantinos Mavropanos fest. Der war kürzlich vom FC Arsenal gekommen, um der Defensive Halt zu geben, war mit dieser Aufgabe in Hamburg aber ebenso überfordert wie seine neuen Nebenmänner. Dafür wurde Mavropanos kritisiert – Jens Keller hat das nicht gefallen. "Dass man einen Jungen so niederschreibt, das finde ich schon spannend", sagt er, findet das aber natürlich gar nicht spannend, sondern verwerflich. Für den Sonntag gibt er deshalb die Kategorie zur Einordnung der Leistung Mavropanos’ lieber selbst vor. "Mavropanos hat heute ein Weltklasse-Spiel gemacht", sagt Keller. Das war ein wenig übertrieben, aber Keller fand das Spiel in Hamburg "nicht so negativ, wie es geschrieben wurde" und darf deshalb einen mühevollen Sieg gegen Sandhausen natürlich auch positiver sehen, als er beschrieben wurde.


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Mavropanos allerdings machte gegen Sandhausen, zuvor neunmal in Folge ungeschlagen, tatsächlich einen seriösen Eindruck und brachte seine Mitspieler mit einer Szene sogar ins Schwärmen. Als Christian Mathenia nach 64 Minuten einen Elfmeter abwehrte, klärte Mavropanos den Abpraller mit einer eingesprungenen Grätsche und verhinderte so den möglichen Nachschuss und eine vielleicht doch noch einmal interessante Schlussphase.


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Dass es die nicht gab, lag daran, dass der Club gegen Sandhausen die wichtigen Zweikämpfe gewann, früh in Führung ging und so schnell die Partie gegen den HSV vergessen konnte. Die negative Energie, die Keller gefürchtet hatte, war selten zu spüren gewesen an diesem Sonntag. Das lag auch daran, dass sie sich das Debakel von Hamburg eben nicht noch einmal angesehen hatten und vielleicht auch daran, dass sie zwischen den Spielen wenig Zeit für andere Dinge hatten. Kaum trainiert habe man, sagt Keller und schlussfolgert, dass man das in Zukunft vielleicht immer so handhaben solle. Dann lacht er über seinen Witz.


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