Wegweiser in Fürth: Leitl wählt einen Weg mit Potential

29.11.2020, 19:35 Uhr
Wegweiser in Fürth: Leitl wählt einen Weg mit Potential

© Foto: Wolfgang Zink

Am Freitagnachmittag gegen 16.30 Uhr hatten sie sich dazu entschlossen die Vertragsverlängerung ihres Trainers offiziell zu machen. Kurz vor dem Derby, so was soll eben auch immer ein bisschen Signalwirkung haben, für das Umfeld, für die Mannschaft. Und die Idee, die dahinter gesteckt haben könnte, verfehlte nicht ihre Wirkung. Die SpVgg Greuther Fürth kam aus vollem Lauf zum Nachbarn vom 1. FC Nürnberg.

Vier Siege in Serie, drei Derbys nacheinander ohne Niederlage und Coach Stefan Leitl, der im direkten Duell mit dem fränkischen Rivalen noch nie unterlegen war. Da mangelte es nicht am Selbstvertrauen.

Was man auch sofort sehen konnte. Fürth war ballsicherer, wirkte in der Spielanlage ausgereifter, gefestigter in seinen Aktionen. Ein Verdienst des Trainers, der seit 5. Februar 2019 das Team organisiert, ihm eine Richtung gibt, einen Stil vermittelt. Leitl legt wert auf gepflegten Fußball, das hatte er auch zu Saisonbeginn, als die Leistungen stimmten, die Ergebnisse aber nicht so richtig.

Ein Weg mit Potential

Von seiner Linie wich der 43-jährige Münchner nicht ab, dass er das auch gar nicht vorhatte, machte er von vorneherein klar. Sonst würden sie vom Weg abkommen. Genau dieser soll aber weiter etabliert werden.

Mit der Vertragsverlängerung bis 2023 setzten sie am Laubenweg dafür ein klares Zeichen. Auch an die Konkurrenz, denn die hat Leitl längst im Auge. Doch in Fürth hat er etwas angefangen, das Potenzial hat – auch ohne dicken Geldbeutel.

Was genau sie bei der Spielvereinigung entwickeln und entwickelt haben, zeigte sich beim 3:2-Derbysieg. Schnell, spielfreudig und aggressiv im Pressing, mit angriffslustigen Außenverteidigern und flüssigen Ballstafetten. Lange war Fürth mit seinem spielerischen Schwerpunkt die bessere Mannschaft.

Leistungsmaximum für Erfolg

Und in der letzten halben Stunde kam dann das zum Tragen, was Leitl schon im Vorfeld eingefordert hatte. Nicht allein spielerisch würde es gehen, es müssten auch andere Tugenden her. Fürth wehrte sich, verteidigte den Vorsprung erfolgreich. Ganz so, wie sich das der Coach gewünscht hatte, der seinem Team mit der Unterschrift am Freitag gezeigt hatte, dass er den Fürther Weg mit jungen Spielern mit Potenzial weitergehen möchte.

So etwas schweißt weiter zusammen. Leitl glaubt an sein, Team, die Spieler glauben ihm. Erfolge wie derzeit wären sonst schwer möglich. Denn Fürth braucht dafür immer das Leistungsmaximum, wie der Coach regelmäßig unterstreicht.


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Erreicht seine Elf dieses Maximum, ist sie zu vielem fähig. Vor allem auch zu attraktivem Spiel. "Wir sind keine harte Mannschaft, wir sind eine feine Mannschaft", sagte Leitl nach dem Derbysieg, für den sein Team dennoch hart genug war.

"Wunderbare Momentaufnahme"

Womit die Fürther in ihrer Entwicklung wieder einen weiteren Schritt gemacht haben. Denn als Nürnberg in der Schlussphase drängte, verteidigte Fürth den dünnen Vorsprung mit Glück und dem vielzitierten Geschick. Aus solchen Phasen kann man mindestens genauso viel lernen, wie aus jenen, in denen man einen Gegner kontrolliert.

"Wir haben uns das die Saison über erarbeitet, wir haben immer versucht, unser Spiel durchzubringen", so Leitl über das Selbstvertrauen in weiß-grün. Damit sind sie nun vorläufig Tabellenführer der zweiten Liga. "Das ist eine wunderbare Momentaufnahme, aber wir können das schon richtig einschätzen", merkte der Oberbayer sachlich an.

Noch hatte Fürth keine Verletzungssorgen und erreichte bisher oft sein Leistungsmaximum. Immer ans Limit zu müssen kostet Kraft. Beides Faktoren, die mal eine Schwächeperiode bringen könnten, aber nicht müssen. Die Eventualitäten werden sie einkalkulieren, fest rechnen können sie beim Kleeblatt weiter mit Leitl.

"Ich glaube nicht, dass meine Vertragsverlängerung ausschlaggebend war", erklärte er hinsichtlich des Erfolges im Derby. Gewiss aber wird sie ausschlaggebend sein für den Weg, den sie in Fürth eingeschlagen haben. Den Fürther Weg, für den er ein Wegweiser ist.

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