Wie geht's weiter? FCN und Fürth machen sich Gedanken

4.4.2020, 05:50 Uhr
Zweikämpfe? Waren früher für Robin Hack und Paul Seguin eher lästige Pflicht. Derzeit können sich die beiden technisch veranlagten Fußballprofis wahrscheinlich kaum attraktivere Dinge vorstellen.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Zweikämpfe? Waren früher für Robin Hack und Paul Seguin eher lästige Pflicht. Derzeit können sich die beiden technisch veranlagten Fußballprofis wahrscheinlich kaum attraktivere Dinge vorstellen.

Als Robert Palikuca noch das machen durfte, wofür sie ihn beim 1. FC Nürnberg angestellt haben, schaffte er das in einigem Tempo. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga gab der Sportvorstand des FCN der Mannschaft ein neues Aussehen. Darüber, ob diese Transformation so gelungen ist, sind Zweifel entstanden in den ersten Monaten. Zweifel, die mit dem Rest der Saison immerhin einigermaßen ausgeräumt hätten werden sollen.

Diese Möglichkeit besteht derzeit nicht, der Ball ruht in der Bundesliga. Und die Fragen, ob und wie diese Saison vielleicht noch beendet wird, darüber diskutiert der Fußball derzeit, hat aber längst die Entscheidungsgewalt verloren.Für eine Absage der Spielzeit findet sich noch immer keine Mehrheit bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und den 36 Vereinen der ersten und zweiten Liga.

Stattdessen werden Szenarien diskutiert mit Akteuren, mit denen Fußball-Manager sonst eher wenig zu tun haben. Palikuca - und da macht sein Amtskollege Rachid Azzouzi von der SpVgg Greuther Fürth gerade ähnliche Erfahrungen - muss sich abstimmen mit Gesundheitsämtern und der Politik. Schnell geht da gar nichts, auch weil der Profifußball eben nicht systemrelevant ist .

Palikuca, das Primat der Politik und Tests

Das weiß auch Palikuca. "Ich bin der Meinung, dass wir der Politik folgen müssen, weil die handelt im Sinne der Gesellschaft", sagt er. Und dass man im Fußball und in Abstimmung mit den zuständigen Behörden an einer "gesamtheitlichen Lösung" arbeitet. Wie die aussehen könnte, haben Recherchen des MDR nun ergeben, die die Deutsche Fußball-Liga allerdings weder bestätigen noch dementieren will.

Es soll bald weitergespielt werden, die Fußball-Profis alle drei Tage auf das Virus getestet werden und wenn einer der Tests positiv ausfällt, soll nur noch der Betroffene in Quarantäne müssen. "Es gibt derzeit viele Ideen, die verfolgt werden", sagt Palikuca dazu nur. Außerdem, und diese Idee bestätigt er, soll bereits am Montag wieder trainiert werden. Auf dem Platz, in Kleinstgruppen und unter Einhaltung aller hygienischen Vorschriften. Es geht dabei um "Passübungen und Läufe", sagt Palikuca. Allerdings alles unter dem Vorbehalt, dass die Gesundheitsämter zustimmen. Ob diese Zustimmung erfolgt? Niemand weiß es.

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Auch bei der Spielvereinigung soll am Montag der Ball wieder rollen auf der Kronacher Hard. Bis dahin wollen sich die Fürther Funktionäre mit der Politik und den anderen bayerischen Vereinen abstimmen; der FC Augsburg etwa trainiert bereits in kleinen Gruppen. Fürths Sportgeschäftsführer Rachid Azzouzi wünscht sich ähnliche Voraussetzungen wie in Nordrhein-Westfalen, "wo Fußballplätze Betriebsstätten sind".

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Drei Wochen ist es jetzt her, dass das Geisterspiel gegen den HSV abgesagt worden ist und der Spielbetrieb ruht. Zwei Stunden vor Anpfiff erst hatten sich die Entscheidungsträger der DFL und der Klubs dazu durchgerungen. Angedacht war ursprünglich, jenen Spieltag noch durchzuziehen, um am Dienstag danach zu entscheiden, ob und wie es weitergehe. Tage zuvor hatten andere Sportverbände bereits eingesehen, dass das Saison-Aus aus gesundheitlichen Gründen vernünftig sei. Der deutsche Fußball, Liebling der Massen, machte hier keine gute Figur.

Azzouzi: "Aber war macht gerade alles richtig?"

Auch Azzouzi reflektiert das. "Ja, wir haben in der Woche gezögert, aber wer macht gerade alles richtig?", sagt er und erinnert an das Robert-Koch-Institut. Wogegen er sich aber vehement wehrt, ist die Darstellung in Medien wie diesem, der Fußball beanspruche eine Sonderrolle. "Diese Sichtweise ist nicht ganz gerecht, es geht nicht um elf Millionäre in kurzen Hosen, schon gar nicht in Fürth", findet er, "der Fußball muss in diesen Tagen für so manche Dinge herhalten, die er nicht verdient hat."

Kleeblatt und Corona: "Die müssen wieder auf die Kugel hauen"

Weil aber Klubs wie die Spielvereinigung auch nur mittelständische Unternehmen seien, deren Angestellte ihrer Arbeit nachgehen wollen, müssen ihre Berufskicker am Montag endlich wieder auf den Rasen. Nach dem "vorbildlichen Verhalten" in den vergangenen drei Wochen, in denen jeder Spieler zuhause geblieben sei und individuell trainiert habe, "müssen die wieder auf die Kugel hauen, die wollen wieder ihrer Arbeit nachgehen wie jeder andere Betrieb derzeit auch".

Dafür fordert Azzouzi keine Privilegien wie Schnelltests ("So weit sind wir ja noch gar nicht") oder eigens für eine "Task Force" abgestellte Mediziner, die anderswo dringender gebraucht würden. "Wir wollen niemandem medizinische Kräfte wegnehmen. Und ich weiß, wovon ich rede", betont Azzouzi, "meine beiden Schwestern sind Krankenschwestern. Ich weiß, was die leisten, schon vor Corona."

FCN-Vorstand Palikuca: "Ob es klappt, kann ich nicht sagen"

Es gibt wichtigere Dinge derzeit als den Fußball, so hört man das natürlich auch von Palikuca. Daran aber, die Saison einfach zu beenden, verschwendet zumindest offiziell niemand einen Gedanken. "Es gibt eine Liga-Meinung", sagt Palikuca. Und: "Es ist der Versuch, es hinzubekommen. Ob es klappt, kann ich nicht sagen."

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