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Wie sich der TB Erlangen einen Hockeytrainer aus Singapur angelte

29.9.2021, 05:59 Uhr
Wie sich der TB Erlangen einen Hockeytrainer aus Singapur angelte

© Foto: Harald Sippel

"Disziplin und Selbstmotivation" nennt Reynard Goh auf seiner Seite beim beruflichen Online-Netzwerk LinkedIn als zwei seiner Hauptprinzipien, die er an seine Schützlinge weitergeben will. Seit Januar verfolgt er dieses Ziel in Erlangen, wo der aus Singapur stammende Hockeytrainer sich hauptamtlich um den Nachwuchs kümmert.

Seit Jahren suchte die TB-Hockeyabteilung einen zweiten hauptamtlichen Coach neben Knut Holzschuh, der sich nach elf Jahren in Diensten des TB demnächst in den Ruhestand verabschieden wird. "In Deutschland ist es schwer, einen guten Trainer zu finden", sagt Abteilungsleiter Johannes Oehl. "Und dann kam dieser Glücksgriff mit Reynard Goh." Wie aus dem Nichts ploppte dessen Anfrage im Herbst 2020 beim TB auf.

In seiner Heimat war der frühere Junioren- und Herren-Nationalspieler zuletzt knapp fünf Jahre als "Head Coach Field Hockey" am Ngee Ann Polytechnic tätig gewesen. "Meine Verlobte hat neun Jahre lang in Singapur gelebt und ist nach Deutschland zurückgegangen. Und so habe ich angefangen, mich nach einem Job als Hockey-Trainer in Deutschland umzusehen und bin dabei zufällig die Jobausschreibung des Turnerbunds in einer Internet-Stellenbörse gestoßen", schildert Goh die Vorgeschichte seines heutigen Engagements.

Corona erschwerte das Kennenlernen. Doch viele Videogespräche und Telefonate später waren sich beide Seiten einig, und so ist der 31-Jährige seit Januar in Erlangen. Das Virus erschwerte den Einstieg. Online-Trainings bildeten den Anfang in "drei schwierigen, vor allem kalten Anfangsmonaten", blickt der hauptamtlich angestellte Goh zurück.

In der Sportler-WG

Bei den Vereinsverantwortlichen wie seinen Schützlingen kam der Neue sehr gut an, der in einem Apartment in der Sportler-WG auf dem Vereinsgelände lebt. "Es haben immer wieder Kids am Wochenende angerufen, ob ich auf dem Gelände bin, um etwas zu machen", fühlt Goh sich bereits bestens angekommen.

Drei Nachwuchsteams betreut er aktuell, bei weiteren ist er als "Co" dabei und soll demnächst auch die Damen von Holzschuh übernehmen. Selbst seine offizielle Vorstellung beim TB-Sponsorentag am Sonntag verpasste er, weil er mit einem Mädchenteam zu einem Auswärtsspiel unterwegs war.

Europäer sind größer

Neugierig sind sie in Erlangen vor allem auch darauf, welchen Input Goh aus dem asiatischen Hockey beim TB implementieren kann. "Die europäischen Spieler sind in der Regel größer und schneller", beschreibt er es selbst. Während sein Noch-Kollege Holzschuh erglänzt, dass "europäisches Hockey mehr Mannschaftshockey ist, das asiatische auch stärker auf Einzelhockey, Einzelaktionen abgestimmt" sei. Diesbezüglich habe sich Goh aber schnell umgestellt, hat Holzschuh während der Einarbeitungsphase in den letzten Monaten beobachtet.

"Die deutschen Jungs und Mädchen sind offener und lernwilliger – während der Corona-Zeit mit ihren Einschränkungen haben Kinder nach Einzeltraining gefragt. Das zeigt, welches Interesse sie an Hockey haben und wie sehr sie sich verbessern wollen", plaudert Goh ein wenig aus dem Nähkästchen. Und redet dabei wie mit seinen Teams noch auf Englisch. Er verstehe schon einiges, aber deutsch zu sprechen, sei doch sehr schwierig. "Die Hockey-Begriffe weiß ich aber, und die verwenden wir auch im Training."

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