Wieder zweitklassig: Sieben Gründe für den Club-Abstieg

13.5.2019, 11:05 Uhr
Ungerechtigkeit, Pech und Unvermögen: Die Gründe für den Club-Abstieg sind mannigfaltig. Dass Behrens' regulärer Treffer gegen Schalke nicht zählte, war vielleicht einer der Mühlsteine, die den FCN zurück in die Zweitklassigkeit riss.

© Sportfoto Zink / WoZi Ungerechtigkeit, Pech und Unvermögen: Die Gründe für den Club-Abstieg sind mannigfaltig. Dass Behrens' regulärer Treffer gegen Schalke nicht zählte, war vielleicht einer der Mühlsteine, die den FCN zurück in die Zweitklassigkeit riss.

 Der Trainerwechsel: Michael Köllner steht wie kein anderer für den Auf- und Abstieg des FCN. Zu spät vermutlich haben die Verantwortlichen am Valznerweiher nach der Talfahrt und Sieglos-Serie des Altmeisters die Reißleine gezogen. Nur zwei Bundesliga-Dreier konnte der 49-Jährige in 21 Spielen mit der von ihm ins Oberhaus dirigierten Mannschaft einfahren. Doch was machte Nürnbergs einstiger Erfolgstrainer falsch?

Rotation in der Hinrunde: Bredlow oder Mathenia? Nicht nur auf der Torhüterposition waren Wechselspiele unter Michael Köllner beliebt. Neue Systeme, viel Rotation. Genauer: In der gesamten Hinrunde schickte der Aufstiegstrainer kein einziges Mal in zwei aufeinanderfolgenden Bundesliga-Spielen dieselbe Mannschaft auf den Rasen. Geschuldet war dies Verletzungen, Sperren oder der Taktik. Die Mannschaft verunsicherte dies, sodass auch der Oberpfälzer im Winter-Trainingslager zur Erkenntnis kam, dies künftig unterlassen zu wollen, wie er dem kicker damals sagte. Doch auch beim Spiel gegen Hannover setzte Köllner vor allem auf eines: Rotation. Danach wurde er ausrotiert.

Wo ist die Defensive? Auch taktisch lief eine lange Zeit nicht alles rund. "In der Hinserie haben wir sehr viel rotiert, sehr viele Systeme gespielt", merkte auch Club-Kapitän Hanno Behrens das bekannte Problem an. Die Unsicherheit in der Mannschaft manifestierte sich besonders in der Verteidigung. Unter Michael Köllner kassierte der Club 2,19 Tore (46 Tore in 21 Spielen) pro Spiel. Das Hauptaugenmerk von Nachfolger Boris Schommers lag deshalb an der Stabilisierung der Nürnberger Hintermannschaft. Der 40-Jährige nahm dabei auch seine Offensivkräfte in die Pflicht, was sich auszahlte. Unter Schommers musste Christian Mathenia nur 17 Mal in zwölf Spielen hinter sich greifen. Eine Verbesserung, die zu spät kam. 

Nebenrolle für Matheus Pereira: Sportvorstand Robert Palikuca hat erneut betont, die Leihgabe aus Lissabon am Valznerweiher halten zu wollen. Der Brasilianer steht sinnbildlich für den Aufschwung beim Club. Pereira ist einer, der sich mal etwas zutraut in der mit 25 Treffern schlechtesten Offensivabteilung der Bundesliga. Ein schneller Antritt, die ein oder andere brasilianische Finesse oder zuletzt das tolle Tor gegen die Bayern sorgten dafür, dass der 23-Jährige rasch ins Nürnberger Fan-Herz geschlossen wurde. Doch das war nicht immer so: Unter Köllner war der Edeltechniker nur zweite Wahl. Bis zum 14. Spieltag sammelte die hochbegabte Offensivkraft lediglich 115 Einsatzminuten, stand teils nicht im Kader oder schmorte auf der Bank. Unter Boris Schommers war der Dribbelkünstler gesetzt und steuerte nach seiner Rotsperre drei wichtige Tore und einen Assist im Abstiegskampf bei.

 Transfers zünden nicht: In der Winterpause holte der Club Ivo Ilicevic. Es war der einzige Neuzugang des Tabellenschlusslichts. Ablösefrei, die einfachste Option für den finanzklammen Absteiger. Doch der gebürtige Aschaffenburger konnte allerhöchstens neben dem Platz Impulse setzen. Auf dem Rasen blieb der bundesligaerfahrene Flügelflitzer blass. Wie so viele Neuzugänge: Knöll, Misidjan, Kubo brachten es nicht auf mehr als einen Treffer, waren zuletzt auch nur selten gesetzt. Robert Bauer machte auf der Verteidigerposition - mit Ausnahme des Achtungserfolgs gegen die Bayern - nicht immer den besten Eindruck, genauso wie Kevin Goden, der meist nur zweite oder gar dritte Wahl hinter der Bremen-Leihgabe und Enrico Valentini war. 

Luft nach oben und das Sinnbild gegen Schalke 

Säulen außer Form: Auch viele der Nürnberger Aufstiegshelden konnten nicht mehr die gewohnte Zuverlässigkeit aus der 2. Bundesliga auf den Platz bringen. Ishaks Torgefährlichkeit, Behrens' Abgeklärtheit vor dem gegnerischen Kasten oder die überragende Passstärke von Eduard Löwen - sie war nicht oder nur in Ansätzen zu sehen. Ob dies nun am Klassenunterschied oder der Form des FCN gelegen hat, dazu soll an dieser Stelle kein Urteil gefällt werden. Klar ist: Da war deutlich Luft nach oben.

 Fortuna war keine Nürnbergerin: Man könnte eine ganze Reihe an Ereignissen aufzählen, die in dieser Saison gegen den 1. FC Nürnberg liefen, sich gar gegen ihn verschworen haben. Verletzungspech, Alu-Treffer, individuelle Leichtsinnsfehler oder Schiedsrichterentscheidungen. Viel davon kam im Heimspiel gegen Schalke zusammen: Erst wurde dem Club ein reguläres Tor aberkannt, dann war der Hausherr schlichtweg zu glücklos im Abschluss oder scheiterte am überragenden S04-Schlussmann Nübel und verschoss dann auch noch das Freundschaftsgeschenk der Schalker vom Punkt. Und als ob das nicht genug wäre, kassierten die Franken kurz vor Schluss noch ein Gegentor, bei dem selbst keiner so richtig wusste, wie genau das eigentlich passieren konnte. Ein Sinnbild dieser Saison, ein Sinnbild für den Abstieg. 

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