Wießmeier: Der Beste im Jugend-Club

8.8.2012, 06:59 Uhr
Wießmeier: Der Beste im Jugend-Club

© Zink

Bedenken waren nicht erlaubt. „Wir haben uns das gut überlegt“, sagte Dieter Hecking vor knapp 15 Monaten. Es war der Tag der Pressekonferenz vor dem letzten Saisonspiel in Hannover. Nürnberg war Sechster und — das stand fest — würde es auch bleiben. Es hatte also in diesem Jahr schon so manche Dinge gegeben, die sich Hecking und seine Mitarbeiter gut überlegt hatten. Aber Gedanken durfte man sich schon machen. Darüber zum Beispiel, ob das gut gehen würde mit Julian Wießmeier und der Bundesliga.

18 Jahre jung war Wießmeier damals im Mai 2011, sein Trainer nannte ihn „Straßenfußballer“. Sein Trainer war bis dahin Rene van Eck, am Valznerweiher für die A-Jugend zuständig. Im Spiel gegen Frankfurt waren dem Straßenfußballer kurz zuvor vier Treffer geglückt – in der A-Jugend.

Jetzt sollte Julian Wießmeier, geboren in Nürnberg — ausgebildet im Kindergarten St. Markus in Gibitzenhof, beim VfR Moorenbrunn, beim SV 73 Süd und in der Club-Jugend — ein Bundesligaspieler werden, Hecking hatte sich das ja gut überlegt. Es gelang Wießmeier dann ein Debüt der besonderen Art: 49000 Zuschauer waren ins Niedersachsenstadion gekommen, die Sonne schien — und nach 25 Minuten war Wießmeier sogar Bundesliga-Torschütze. „In dem Moment habe ich eigentlich gar nichts mehr gedacht“, sagte Wießmeier über die Sekunden nach seinem Treffer.

Er war damals Nürnbergs elfter Bundesliga-Debütant in einer außergewöhnlichen Saison, er war aber der erste Nürnberger. Es war, kurz vor dem Ende, die schönste Geschichte einer schönen Saison, weil es in der Fußball-Welt nicht mehr allzu oft vorkommt, dass ein Nürnberger für Nürnberg spielt.

Wießmeier ist immer noch Nürnberger, er ist jetzt 19 — nur Bundesliga-Fußball hat er nicht mehr sonderlich häufig gespielt in seinem ersten Jahr unter Profis. Achtmal hat er mitmachen dürfen in der abgelaufenen Saison, meist ist er eingewechselt worden, nur am vierten Spieltag gegen den FC Augsburg hat er von Beginn an mitmachen dürfen. Sorgen bereitet ihm das nicht. „Ich habe im letzten Jahr viel gelernt, das will ich jetzt in der Bundesliga umsetzen“, sagte Wießmeier jüngst im Trainingslager in Längenfeld. Er hatte da gerade drei Tore im Freundschaftsspiel gegen den SV Längenfeld geschossen.

Dass er das Gelernte künftig in der Bundesliga umsetzen darf, hatte sein Trainer schon ein paar Stunden zuvor angedeutet. „Von den jungen Spielern ist Julian am weitesten“, hatte Dieter Hecking gesagt. Wobei es beim 1. FC Nürnberg natürlich junge und junge Spieler gibt. Alexander Esswein oder Timothy Chandler sind ja auch noch nicht sonderlich alt, aber längst Stammspieler bei Hecking.

Homepage als Mahnmal

An einen Abschied aus Nürnberg hat Wießmeier trotzdem nicht gedacht, obwohl sich Fußballspieler ja manchmal in andere Städte und zu anderen Vereinen ausleihen lassen, wenn sie ein bisschen erwachsener werden wollen. „Es gibt genug Beispiele, dass es nicht klappt, wenn man sich ausleihen lässt“, sagt Wießmeier, „hier lerne ich jeden Tag im Training viel dazu.“ Mitunter können auch seine Kollegen von ihm lernen. Wießmeier hat eine eigene Homepage. Der letzte Eintrag unter der Kategorie Aktuelles stammt aus dem Dezember, er beschäftigt sich mit der Pokal-Niederlage gegen Fürth — es wirkt wie ein Mahnmal.

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