Wo war die Kreatitivät? Ein ideenloser Club-Abschied

12.5.2019, 15:06 Uhr
Traurige Gesichter: Gegen Borussia Mönchengladbach setzte es für den Club ein bitteres 0:4 im letzten Heimspiel. Die Probleme auf dem Platz waren offensichtlich.

© Sportfoto Zink / DaMa, Sportfoto Zink / DaMa Traurige Gesichter: Gegen Borussia Mönchengladbach setzte es für den Club ein bitteres 0:4 im letzten Heimspiel. Die Probleme auf dem Platz waren offensichtlich.

Enttäuschung, Trauer und ernüchternde Gewissheit über die sportliche Zukunft. Selbst der Himmel vergoss am Samstag, kurz nach 17.20 Uhr, noch die eine oder andere Träne, als der 1. FC Nürnberg vor 50.000 Zuschauern sein vorerst letztes Heimspiel in der Bundesliga absolvierte. Ein herbes 0:4 leuchtete auf den Bildschirmen im Max-Morlock-Stadion auf: Abstieg!

Besonders viel hatten sich die Ishaks, Behrens' und Mathenias vorgenommen, wollten es der Bundesliga und auch den Fans im letzten Saison- und Bundesliga-Heimspiel dieser Spielperiode noch einmal zeigen, zu was sie in der Lage sind. Und zu Beginn taten sie das auch. Die Nürnberger, erneut im bewährten 4-3-3, störten energisch den Gladbacher Spielaufbau. Auch nach vorne versuchte der künftige Zweitligist, das Gehalt von Fohlen-Keeper Yann Sommer mit entsprechenden Arbeitsnachweisen zu rechtfertigen.

Es fehlt der letzte Pass

Tim Leibold war an diesem Samstag zum Beispiel einer, der sich auf seiner linken Seite bemühte, immer wieder Druck nach vorne auszuüben. Satte 10,15 Kilometer spulte der Linksverteidiger gegen die Borussen ab, lief pausenlos auf und ab. Der gebürtige Schwabe war mit Behrens (11,73 Kilometer), Erras (11,20 Kilometer), Ishak (10,72 Kilometer) oder Margreitter (10,44 Kilometer) einer der Dauerläufer bei den Rot-Schwarzen (114,02 Kilometer insgesamt), die nur rund 500 Meter weniger liefen als die Fohlen. Doch zwei Szenen, in denen Leibold entscheidend beteiligt war, stehen sinnbildlich für die Problematik der Franken.

In der 17. Spielminute tunnelte er seinen Gegenspieler Louis Beyer. Durchaus kreativ. Doch genauso unkreativ war die Hereingabe des 25-Jährigen, welche auf den Füßen des Gegners landete. Nur zwei Minuten später bekommt Leibold erneut die Chance für eine Flanke. Er wartet und wartet und wartet - verpasst den Moment und spielt den Ball erneut zu einem Spieler in schwarz-weiß. 61 Mal fand das Zuspiel eines Club-Akteurs an diesem verregneten Samstag nicht den eigenen Mann (insgesamt spielte der Club 464 Pässe). Die Passquote von 87 Prozent ist zwar nicht zwingend ein schlechter Wert, allerdings fehlt dem Club in den entscheidenden Momenten vor dem gegnerischen Tor die Konzentration, um den tödlichen Pass in die Gefahrenzone zu spielen.

Knick nach der Halbzeit

Der neutrale Zuschauer durfte nach 45 Minuten feststellen, dass das keine schlechte Leistung der Hausherren war. Doch in den Kabinen, so munkelte man rund um das Stadion, haben die FCN-Profis wohl auch von den Ergebnissen in Hannover und Stuttgart erfahren, die bewusst in der Arena nicht eingeblendet wurden. Beide Teams führten. Eine Gegebenheit, die so manchem Club-Akteur wohl auch auf dem Platz in Halbzeit zwei noch im Kopf schwirrte.

Diese Unsicherheit bemerkte auch die Borussia, die in diesem Durchgang keinen Eckball mehr zuließ. Und dann ging es binnen neun Minuten ganz schnell. Drmic brachte die Fohlen in Front, beim flinken Traore agierte die Nürnberger Hintermannschaft zu passiv - oder der Flügelflitzer war mit seinem Antritt einfach zu schnell für Bauer, Margreitter und Co. Zweimal glänzte der 31-Jährige als Vorbereiter für Mühl (Eigentor, 63.) und Hazard (65.). Der vierte Treffer von Zakaria war nur noch Ergebniskosmetik.

Am Willen fehlte es den Nürnbergern nicht. 47 Prozent aller Zweikämpfe gingen immerhin noch an den FCN. Die Mannschaft war zumindest bis zum Schluss bemüht, den treuen Fans noch ein Tor zum Abschied zu schenken. Doch Ishaks Direktabnahme (74.) oder Margreitters Kopfball (78.) - um zwei Aktionen herauszupicken - waren wie fast alle FCN-Chancen in der Partie vor allem eines: zu harmlos.

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