Wucht, Wille, Doppelspitze! Stürmt der FCN so weiter?

24.2.2021, 05:48 Uhr
Geht doch! Nach dem Spiel gegen St. Pauli waren Manuel Schäffler und sein jugendlicher Sturmpartner noch sauer und geknickt. In Karlsruhe war die Stimmungslage von Nürnbergs Vor-Arbeitern eine andere.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Geht doch! Nach dem Spiel gegen St. Pauli waren Manuel Schäffler und sein jugendlicher Sturmpartner noch sauer und geknickt. In Karlsruhe war die Stimmungslage von Nürnbergs Vor-Arbeitern eine andere.

Für die Bewahrer einer eher archaischen Fußball-Lehre war der Grund, warum der 1. FC Nürnberg mal wieder ein Zweitliga-Spiel gewonnen hat, schnell gefunden. Beim letztlich vielleicht etwas glücklichen, aber eben nicht unverdienten 1:0-Arbeitssieg in Karlsruhe habe sich die Mannschaft einfach auf die nötigen Primärtugenden besonnen, befand erleichtert eine zuvor durch asymmetrische Linksverteidiger und ballferne Zehner verstörte Fangemeinde.

"Wahres Gesicht" im Wildpark?

Fußball war plötzlich wieder der simple Sport, wie ihn so viele Menschen lieben. Selbst Trainer Robert Klauß beließ es bei einer vergleichsweise banalen Analyse und verkündete stolz, dass seine Elf "ihr wahres Gesicht" gezeigt habe. Wobei diese Interpretation freilich noch einer gewissen Bestätigung bedürfte.

Die Einstellung also hat gepasst in der Baustelle Wildparkstadion, ein bisschen könnte der verbesserte Gesamteindruck aber schon auch an der Aufstellung gelegen haben. Auf vier Positionen hatte Klauß sein Personal teils freiwillig, teils notgedrungen verändert und auch seine Taktik dezent modifiziert. Als beste Idee entpuppte sich dabei vielleicht die Umstellung auf eine Doppelspitze, deren Protagonisten Manuel Schäffler und Dennis Borkowski hießen.

Zwar hatte es Klauß in dieser Saison schon öfter mal mit einem 4-2-2-2-System versucht und dem klassischen Stoßstürmer Schäffler wendige Kollegen wie Felix Lohkemper, Pascal Köpke, Nikola Dovedan oder Robin Hack zur Seite gestellt. Vor allem die Variante mit dem flinken Lohkemper hatte bis zu dessen Verletzung gut funktioniert. Nun war es die erstmals erprobte Kombination mit dem im Januar aus Leipzig gekommenen Borkowski, die dem Club sichtlich half beim Bemühen, einen kompakten Gegner in der vielzitierten "ersten Pressinglinie" früh unter Druck zu setzen.

Rasantes RB-Rüstzeug

Klauß‘ Elf wirkte von Beginn an präsenter und im Anlaufen entschlossener, weil sowohl Schäffler als auch Borkowski körperliche Wucht mitbringen; im Falle von Borkowski auch noch gepaart mit guter Grundschnelligkeit und einer für das RB-
Konstrukt typischen taktischen Ausbildung, bei der Pressing und Gegenpressing schon im Jugendbereich zum elementaren Rüstzeug gehören.

Früher als vielleicht erhofft ist Borkowski dadurch zu einer reizvollen Option in der nach den Ausfällen von Köpke, Hack und Lohkemper ziemlich ausgedünnten Nürnberger Offensive geworden. Wirkte der noch für die U 19 spielberechtigte Angreifer bei seinem Startelf-Debüt in Darmstadt, damals als Vertreter des verletzten Schäffler, bei allem Eifer noch etwas überfordert, erwies er sich nur eine Woche später gegen den FC St. Pauli nach seiner Einwechslung in der 65. Minute als belebendes Element. Der per Kopf erzielte Anschlusstreffer zum 1:2 reichte zwar nicht, um dem Spiel noch eine Wende zu geben, dürfte dem 19-Jährigen aber den erneuten Sprung in die Startelf geebnet haben.

Klauß lobt - Bestätigung gegen Braunschweig?

Borkowski nutzte die Chance mit einer zwar nicht glanzvollen, aber sehr engagierten Leistung, die mit ein bisschen Glück im Abschluss sogar vom zweiten Saisontor hätte verziert werden können.

Ein "gutes Spiel" attestierte Klauß seinem bis 2022 gebundenen Leihstürmer und sah "einen weiteren Schritt nach vorne". Alles andere als eine erneute Nominierung am Sonntag gegen Eintracht Braunschweig müsste folglich als Überraschung gelten (13.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de). Gerade gegen den ebenfalls sehr körperbetont agierenden Aufsteiger könnte ein Angriffsduo mit Schäffler und Borkowski ein probates Mittel sein. Vorausgesetzt, die Grundtugenden stimmen.

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