Hoeneß zur Chaos-Anreise in Katar: "Skandal ohne Ende"

6.2.2021, 21:43 Uhr
Im Bayerischen Rundfunk bezeichnete Uli Hoeneß die Weigerung der Starterlaubnis als "Unverschämtheit der Verantwortlichen" und "unverständlich".

© Tobias Hase, dpa Im Bayerischen Rundfunk bezeichnete Uli Hoeneß die Weigerung der Starterlaubnis als "Unverschämtheit der Verantwortlichen" und "unverständlich".

Die Nacht im Flieger in Berlin und ein ungeplanter Zwischenstopp in München: Der Trip des FC Bayern zur nächsten Titelmission hat mit einer chaotischen Anreise begonnen und bei Karl-Heinz Rummenigge für gehörigen Frust gesorgt. Statt am Samstagmorgen in Doha zu landen, hob der Flieger erst um 9.15 Uhr auf dem Flughafen der bayrischen Landeshauptstadt ab. Die Crew hatte ausgetauscht werden müssen, dem vorausgegangen war eine über siebenstündige Wartezeit in Berlin.

Den deutschen Fußball vertreten

Der frühere Club-Präsident Uli Hoeneß nannte das Flug-Durcheinander einen "Skandal ohne Ende". Im Bayerischen Rundfunk bezeichnete der 69-Jährige die Weigerung der Starterlaubnis als "Unverschämtheit der Verantwortlichen" und "unverständlich". Schließlich würden die Münchner bei dem Turnier in Katar den deutschen Fußball vertreten. Dies sei "eine wichtige Geschichte".

Der deutsche Fußball-Rekordmeister kam erst am Samstagnachmittag statt am Morgen in Katar an. Mannschaft und Betreuer mussten sich zunächst einem Corona-Test am Flughafen unterziehen, wie der Verein mitteilte. Danach ging es ins Hotel. Bis zur Vorlage eines negativen Testergebnisses durften die Spieler ihre Zimmer nicht verlassen.

Schneller Schnappschuss

Am Abend zuvor hatte die Delegation schleunigst nach dem 1:0 über Hertha BSC das eisige Olympiastadion verlassen, Hansi Flicks Pressekonferenz dauerte knapp zwei Minuten. Um 23.15 Uhr sollte Flug QR 7402 nach Katar abheben, vom Olympiastadion zum BER sind es rund 33 Kilometer. Der Tross kam zumindest so an, dass Manuel Neuer noch grinsend hinter dem Mund-Nasen-Schutz aus seinem komfortablen Sitz an Bord der Maschine grüßte und Thomas Müller einen schnellen Schnappschuss mit beiden Daumen hoch vor den geöffneten Handgepäckablagen machte. Er hätte sich Zeit nehmen können.

Am Samstagmorgen teilte der FC Bayern München via Twitter mit: "Wegen verweigerter Starterlaubnis hebt der FC Bayern jetzt mit mehr als siebenstündiger Verspätung zur FIFA Klub-WM nach Doha ab."

Laut des Flughafens BER war die Maschine um 23.59 Uhr abflugbereit. "Aus unserer Sicht sprach auch nichts dagegen, dass die Maschine wie geplant abhebt", sagte Flughafen-Sprecherin Sabine Deckwerth am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Es fehlte aber die Starterlaubnis.

Diese wird generell von der Flugsicherung erteilt. Rechtlich ist das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung zuständig, wenn es um Ausnahmegenehmigungen für das Nachtflugverbot von 0.00 bis 5.00 Uhr geht. "Die Bitte um Startfreigabe für den Flug QR7402 ging nach Mitternacht, um 0:03 Uhr, an den Tower der zuständigen Deutschen Flugsicherung (DFS). Die Deutsche Flugsicherung hat in der Folge mit dem Blick auf die Nachtflugbeschränkungen am BER die Startfreigabe nicht erteilt", erklärte das Ministerium am Samstag.

Keine Ausnahmegenehmigung

Mit einem Ausnahmeantrag hatten die Bayern auch keinen Erfolg. "Ausnahmegenehmigungen werden in begründeten Einzelfällen insbesondere dann erteilt, wenn ein erhebliches öffentliches Interesse gegeben ist, welches die Durchführung eines Fluges notwendig macht oder der Flug für die Wahrung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung erforderlich ist", teilte das Ministerium mit.

"Wir fühlen uns von den zuständigen Stellen bei der brandenburgischen Politik total verarscht. Die Verantwortlichen wissen gar nicht, was sie unserer Mannschaft damit angetan haben", hatte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge noch vor Hoeneß' Verbalattacke der Bild gesagt.

Die Vorbereitung der Münchner auf die Club-WM wurde jedenfalls empfindlich beeinträchtigt. Die Flugzeit beträgt in der Regel etwa 5:40 Stunden. Nach dem Sieg in Berlin in bester Stimmung, mit zunächst zehn Punkten Vorsprung in der Meisterschaft hatten die Münchner das Olympiastadion verlassen und sich gefreut. "Es wird ein schöner Flug. So haben wir uns das vorgestellt", sagte Trainer Flick.

Die Zeit für die Eingewöhnung vor Ort ist nun durch die massive Abflugverspätung knapp geworden. Am Montag treffen die Bayern als Champions-League-Sieger im Halbfinale auf Al Ahly SC aus Ägypten. Am Donnerstag ist dann das Endspiel. Auch das wollen die Bayern gewinnen. "Es ist der krönende Abschluss nach der Champions League. Wir wollen uns die Krone aufsetzen", betonte Müller.

Beim Stressprogramm mit klimatischen Extremen zählte in Berlin am Ende nur der Sieg, es war der fünfte in der Liga nacheinander. "Man kann nicht in jedem Spiel zelebrieren", betonte Müller. Der Treffer durch Kingsley Coman in der 21. Minute war unhaltbar abgefälscht für Herthas starken Keeper Rune Jarstein. Einen Elfmeter von Robert Lewandowski hatte er zuvor pariert.

Nicht mit an Bord nach Katar waren Nationalspieler Leon Goretzka und der Spanier Javi Martínez. Sie fehlten im 22-köpfigen Kader. Beide müssen wegen positiver Coronavirus-Tests noch pausieren. "Wir müssen von Tag zu Tag drauf schauen", betonte Flick. "Bei Leon sieht es etwas besser aus, bei Javi wird es wahrscheinlich nicht reichen."

Verwandte Themen


7 Kommentare