Zäher Kleeblatt-Kämpfer: Caligiuri will's noch mal wissen

12.1.2019, 10:46 Uhr
Zäher Kleeblatt-Kämpfer: Caligiuri will's noch mal wissen

© Sportfoto Zink / WoZi

Dem Spiel mit den sozialen Netzwerken hat sich Marco Caligiuri nicht verschrieben. Sein angemeldeter Instagram-Account darbt. Gerade einmal fünf Einträge sind hinterlegt. "Ich warte eben auf die richtigen und besonderen Momente", sagt der Deutsch-Italiener. Er zählt sich selbst einer früheren, sich weniger selbst inszenierenden Generation zu.

So ein Caligiuri-Moment war zuletzt im Juni die Hochzeit seiner Cousine. Ein Treffen mit dem spanischen Fußballer Raul und der letzte Derbysieg sind ebenso in der ausgewählten Galerie zu finden wie auch der geglückte Klassenerhalt. Komplett wird die Miniserie des Abwehrspielers der SpVgg Greuther Fürth aber erst durch ein Schwarz-weiß-Foto, auf dem er Ende Mai 2018 von hinten fotografiert andächtig in den Ronhof blickt. 577 Personen gefällt das. Darunter drei Wörter: to be continued (Fortsetzung folgt). Doch wie lange noch?

Sein Vertrag in Fürth endet nach dieser Saison. Acht Jahre wird Caligiuri dann insgesamt in Fürth gewesen sein. Er kann jetzt schon sagen, dass es die hundertprozentig richtige Entscheidung war, wieder in den Kleeblatt-Schoß zurückzukehren – nach seiner erfolgreichen Station beim Bundesligisten FSV Mainz 05, wo er unter Trainer Thomas Tuchel "den Fußball mit anderen Augen begriff", und der auch auf zwischenmenschlicher Ebene gescheiterten einjährigen Mission bei Eintracht Braunschweig. "Ich bin dem Verein dafür wirklich dankbar." Immerhin seine Freundin Julia lernte er in Niedersachsen kennen. "Damit habe ich auch etwas Positives aus Braunschweig mitgenommen."

Physiotherapeut? Manager! 

Ihn als sensitiven Menschen mit einem ausgeprägten Harmoniebedürfnis zu beschreiben, nickt er ab. Es ist sicherlich angenehmer, in einer gesunden Atmosphäre zu arbeiten. Es sei aber auch "nicht unmöglich, die Leistung zu bringen, wenn es mal Reibereien gibt". In Fürth wurde er unter Stefan Ruthenbeck zum Kapitän. Janos Radoki setzte ihn ab. Buric machte das rückgängig. Und nun, ein Kapitän auf Dauer nur auf der Bank? Die Hinrunde verlief zäh. Nach einem Muskelfaserriss und zweieinhalbwöchiger Pause verlor Caligiuri früh den Anschluss und stand nur bei fünf von seinen neun Einsätzen in der Anfangself. "Die Mannschaft hatte sich eingespielt und gefunden", sagt Buric und ergänzt: "Wir haben am Anfang sehr viele Spiele auch gewonnen. Da war es nicht nötig zu wechseln. Und dann war immer was bei Marco."

Dieses "immer was" hört er nicht gerne. "Was war denn?", fragt Caligiuri, der die Leistung nicht am fortschreitenden Alter festmachen lassen will. "Ich bin nicht mehr oder weniger verletzt als in meinen 20er Jahren. Ich vertraue meinem Körper nach wie vor zu hundert Prozent." Er ist inzwischen 34 Jahre alt. Ein Alter, in dem Spielern in Fürth auch zur Ausbildung zum Fitnesstrainer geraten wird. "Ich weiß nicht genau wie es mit Roberto gelaufen wird. Es ist doch eine schöne Möglichkeit, die ihm der Verein bietet." Also gibt es in Fürth ab Sommer beispielsweise den Physiotherapeuten-Azubi Caligiuri? Caligiuri lacht. Er ist zwar offen für alles, aber das kann er sich nicht vorstellen. "Ich kann ganz gut einschätzen, was zu mir passen würde, und Physiotherapeut würde mich weniger reizen."

Vorbereitet auf den Moment des Abschieds aus dem Fußballbusiness hat er sich schon, als er noch kein Profi war. Vor über 15 Jahren ließ sich der gebürtige Badener aus Villingen-Schwenningen in Stuttgart bei einem Feinkosthändler zum Außenhandelskaufmann ausbilden. Als er einmal weiße Styroporkisten beladen mit in Eis verpacktem Fisch abholte, passierte ihm ein Malheur. Ins Training am Abend ging er mit starkem Fischgeruch an den Klamotten. "Die Jungs haben mich durchbeleidigt", muss er lachen. Zum examinierten Eventmanager fehlt ihm noch eine mündliche Prüfung. Aber das ist momentan weniger von Belang für ihn. Das vor sieben Jahren abgeschlossene Fernstudium zum Fußballmanager schon eher. Was genau Caligiuri einmal machen will, darüber schweigt er sich aus. "Ich habe einige Ideen im Kopf und ein paar Türen aufgestoßen", blockt er ab. Noch ist er "zu hundert Prozent Fußballprofi. Wir reden da zu viel darüber. Das wird man alles sehen".

Nach einer durchwachsene Hinrunde einfach 16 Spiele bis zur Fußballerrente herunterzählen? Nein, von Bord geht der Kapitän noch nicht, er will "noch einmal durchstarten". Und auch wenn sein Vertrag im Sommer endet, bei dem schon vor Jahren avisierten Karriereende in Fürth muss es nicht bleiben. "Das Leben und besonders der Fußball sind so schnelllebig. Wenn ich jetzt eine ordentliche Rückrunde spiele, geht das vielleicht schon wieder in eine andere Richtung, und es steht eine Vertragsverlängerung im Raum. Was ich der Mannschaft noch geben kann, will ich ihr auch geben."

Vielleicht ist dann Ende Mai wieder einer dieser seltenen Caligiuri-Momente gekommen, die er mit seinen Instagram-Followern und dem Vermerk "to be continued" teilt. 

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