Zu spät mit Druck nach vorne: Kleeblatt unterliegt Sandhausen

5.6.2020, 20:28 Uhr
Der Aufschwung der Fürther kam nicht das erste Mal zu spät. Und diesmal reichte eine gute Schlussphase nicht einmal für einen Punkt.

© Wolfgang Zink/Sportfoto Zink Der Aufschwung der Fürther kam nicht das erste Mal zu spät. Und diesmal reichte eine gute Schlussphase nicht einmal für einen Punkt.

Die Frage, ob ein Fürther Spieler beim Torjubel auch "Justice for George Floyd" fordern würde, stellte sich leider nicht. Das lag nicht daran, dass man bei der SpVgg Greuther Fürth kein Bewusstsein hat für das Thema der vergangenen Tage, den Vorfall in Minneapolis.

Kleeblatt-Coach Stefan Leitl betonte vor dem Spiel gegen Sandhausen noch, dass er kein Problem damit gehabt hätte, wenn sich ein Spieler politisch positionieren würde. "Wir hier in Fürth beziehen Stellung dazu", spielte er auf die Initiative #Vielfaltgewinnt der Spielvereinigung mit dem Hauptsponsor an. "Gerade bei uns steht das ja überall, dass wir gegen Diskriminierung sind, gegen Rassismus und gegen Ausgrenzung."

In dieser Hinsicht macht das Kleeblatt also alles richtig. Sportlich aber ist noch Luft nach oben. Leitl veränderte seine Startelf im Vergleich zum Darmstadt-Spiel (1:1) auf nur zwei Positionen: Der zuletzt glücklose Angreifer Branimir Hrgota kam für den Sechser Hans Nunoo Sarpei, rechts hinten ersetzte Marco Meyerhöfer Maximilian Sauer. Stürmer Havard Nielsen meldete sich im Abschlusstraining ab, auf der Stadiontoilette verriet der Norweger, dass seine Gehirnerschütterung noch nicht ganz ausgestanden sei: "Es ist noch so ein Druck im Kopf da."

Druck hatten auch seine Mitspieler. Denn die Ergebnisse seit Beginn der Geisterspielrunde spiegelten nicht die ordentliche Leistung wider. Und der unbequemste Dorfverein des deutschen Profifußballs, der SV Sandhausen, sah in der aktuellen Verfassung nicht annähernd ein, den Aufbaugegner zu geben. Nach 45 Minuten stand es schon 0:2, und das auch verdient.

Einfallslos und ohne Glück

Das Problem war, dass den Fürthern aus dem Spiel heraus wenig einfiel gegen diese körperlich wuchtige Truppe, die wohl schon alleine deshalb den Klassenerhalt schaffen will, weil sie Angst vor ihrem Trainer hat. Uwe Koschinat hat keine Stimme, das ist ein Megafon, mit dem er seine Spieler in der Geisterspielatmosphäre anschrie. Meistens war es: "hoch, hoch!", womit er ein frühes Angreifen forderte.

Und genau damit kamen die Gastgeber überhaupt nicht zurecht. Immer wieder wählten sie mangels Alternativen den Rückpass auf Torwart Sascha Burchert, der den Ball dann unplatziert nach vorne drosch. Genau so will Fürth im eigenen Stadion eigentlich nicht auftreten. Als sie versuchten, es mit ihren technisch versierten Spielern mit Kombinationsfußball zu lösen, verhedderten sie sich spätestens in der robusten Abwehrkette aus drei Sandhäuser Hünen. Vor allem Hrgota fädelte oft ein. Der Schwede hätte jedoch kurz nach Wiederanpfiff einen Elfmeter bekommen müssen. Doch das Glück, dass 50-50-Entscheidungen des Schiedsrichters auch einmal für Fürth entschieden wurden, war ihnen an diesem Abend nicht hold. Vornehm ausgedrückt.

Starke Schlussphase ohne Ertrag

Und zu fehlendem Glück kam auch noch Pech hinzu. Vor Gegentor Nummer eins bekam der gefällige, aber noch zu brave Linksverteidiger David Raum, der zurecht den Vorzug vor Maximilian Wittek erhalten hatte, den Ball im Strafraum an die Hand. Kevin Behrens verwandelte den Elfmeter nach einer Viertelstunde zum 1:0 für die Gäste. Kurz vor der Halbzeit dann klärten die Fürther den Ball nicht und fingen sich das 0:2. Julius Biada tunnelte den schwachen Kleeblatt-Kapitän Marco Caligiuri und schloss mit einem Strich ins lange Eck ab (39.).


2:0-Sieg gegen St. Pauli: Bochum setzt Serie fort


Leitl korrigierte die Startelf, brachte Timothy Tillman für den unsichtbaren Julian Green, später noch Wittek für Raum, da ihm Dennis Diekmeier auf Fürths linker Außenbahn zu aufmüpfig wurde. Und eines muss man ihnen lassen: Erneut gehörte den Fürthern die Schlussphase – darauf ist seit Wiederbeginn Verlass. Daniel Keita-Ruel gelang noch der Anschlusstreffer per Kopf nach schöner Meyerhöfer-Flanke. Der Rest war wütendes Anrennen, doch das Bollwerk hielt. Rote Trikots, Spieler mit den Namen Frey und Behrens in der Aufstellung – hoffentlich war das kein schlechtes Omen für das Frankenderby in acht Tagen.

SpVgg Greuther Fürth: Burchert - Meyerhöfer, Jaeckel, Caligiuri, Raum (59. Wittek) - Ernst (89. Redondo), Seguin, Green (46. Tillman) - Leweling (70. Stefaniak), Keita-Ruel, Hrgota

SV Sandhausen: Fraisl - Nauber (83. Verlaat), Kister, Zhirov - Diekmeier, Taffertshofer (76. Bouhaddouz), Frey (83. Paurevic), Linsmayer, Paqarada - Behrens, Biada (85. Türpitz)

Tore: 0:1 Behrens (15. Handelfmeter), 0:2 Biada (39.) 1:2 Keita-Ruel (71.) | Gelbe Karten: Caligiuri, Burchert - Linsmayer, Nauber | Schiedsrichter: Jöllenbeck (Freiburg) | Zuschauer: -.

+++ Hier gibt's den Liveticker zum Nachleiden +++

27 Kommentare