Zengers Taktiktafel: Fürth, "die beste Mannschaft der Liga"

27.11.2020, 14:02 Uhr
Zengers Taktiktafel: Fürth,

© Foto: Wolfgang Zink

Die Grundordnung ...

... führt dazu, dass Clubtrainer Robert Klauß die Spielvereinigung als "derzeit beste Mannschaft der Liga" bezeichnet – und das zurecht. In Sachen expected Goals ist das Kleeblatt mit 17,29 Ligaspitze, hat also sogar trotz bereits 16 Saisontoren weniger Tore erzielt als statistisch wahrscheinlich. Bei den expected Goals against liegt man mit 7,9 auf Rang zwei und ziemlich genau auf dem tatsächlichen Wert. Fürth schießt am häufigsten aufs Tor und lässt die zweitwenigsten Schüsse zu, hat die meisten angekommenen Pässe in Tornähe, die meisten Ballberührungen im Strafraum und die höchste Anzahl an Steckpässen.


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Das Kleeblatt hat von allen Teams im Unterhaus das klarste Offensivkonzept, das aus zwei wesentlichen Faktoren besteht: Dem Überladen des Zehnerraums und den gezielten Hereingaben von den Außen in den Rücken der Abwehr. Dabei ergänzen sich die beiden Elemente hervorragend.

Im Aufbau wird immer viel Personal in der Zone vor dem Strafraum abgestellt. Entweder der Ball wird dann in diesen Bereich gespielt und dort mit kurzen Pässen oder Dribblings in Richtung Tor gebracht – Fürth hat nicht nur die meisten Dribblings der zweiten Liga, sondern auch die höchste Erfolgsquote bei Dribblings – oder aber es folgt der Pass auf die Außenbahnen, wo Marco Meyerhöfer oder David Raum den Ball oft bis an die Grundlinie tragen, um dann zu flanken.

Zusammen mit Paul Seguin, der als zentraler Ballverteiler fungiert, sind die beiden Außenverteidiger Schlüsselspieler in Stefan Leitls System. Die Grundordnung ist meist ein 4-4-2 mit Raute. Die Probleme der Raute, die darin liegen, dass die Außenbahnen oft zu dünn besetzt sind, kontert Fürth dadurch, dass die Außen der Raute (Green und Seguin) relativ weit rausrücken, um die Verteidiger zu unterstützen.

Die letzten Spiele ...

... hat das Kleeblatt allesamt gewonnen. Die einzige Niederlage der Saison kassierte die Spielvereinigung vor fünf Partien gegen den HSV, die folgenden vier Spiele gewann sie allesamt, erzielte zwölf Treffer und kassierte nur drei. Das spülte die Mannschaft auf Platz zwei der Tabelle, nachdem man in den ersten vier Saisonspielen noch sieglos geblieben war.


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Auffällig war in allen Partien der letzten Wochen vor allem die hohe Überlegenheit der Fürther. Keines der Ergebnisse – 3:1 in Kiel, 4:1 gegen Hannover, 2:0 in Bochum, 3:1 gegen Regensburg – fiel bei näherer Betrachtung zu hoch aus. Schon bei der 0:1-Niederlage gegen den HSV war Fürth eigentlich die Mannschaft mit den besseren Chancen gewesen. Der FCN trifft also auf einen Gegner, dessen breite Brust und positive Ergebnisse nicht auf Zufällen beruhen, sondern in den letzten Wochen tatsächlich fußballerisch zu überzeugen wusste.

Die Schwächen ...

... liegen in der Kadertiefe. Stefan Leitl hat eine klare Stammformation, die Qualität hinter der ersten Elf und den regelmäßigen Einwechselspielern mit längeren Einsatzzeiten nimmt rapide ab. Im einzelnen Spiel kamen diese Probleme bislang noch nicht zum Tragen, doch sollte es in dieser eng getakteten Saison zu vermehrten Ausfällen kommen, könnte das Kleeblatt Probleme bekommen.

Jenseits dessen, war es in vergangenen Wochen schwierig bei der Spielvereinigung wirkliche Schwächen auszumachen, zu dominant waren die Auftritte. Die Gegentore fielen entweder spät im Spiel, als der Erfolg schon feststand (in Kiel und gegen Hannover) oder aber waren absurde Zufallsprodukte, wie der zwischenzeitliche Ausgleich Regensburgs durch ein Eigentor von Jaeckel.

Absurdes Zufallsprodukt: Paul Jaeckel überwindet seinen eigenen Torhüter. 

Absurdes Zufallsprodukt: Paul Jaeckel überwindet seinen eigenen Torhüter.  © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Strukturelle Probleme in der Defensive waren kaum auszumachen, obwohl Fürth wenige Defensivduelle führt und in der Kategorie tatsächlich die schlechteste Erfolgsquote aller Zweitligisten hat. Wenn man den Gegner allerdings spielerisch so dominiert, dass der kaum vor das Tor kommt, fallen auch verlorene Zweikämpfe nicht ins Gewicht.

Andere Aspekte, die beim Videostudium auffallen, sind lediglich die relativ hohe Zahl der Chancen, die von den Flügeln eingeleitet werden und dass viele Standards unter den Gelegenheiten sind, die Fürth gegen sich hatte. Allerdings ergibt sich Letzteres fast von selbst, da Standards meist Abschlüsse nach sich ziehen. Wirkliche Schwächen lassen sich hier nicht ausmachen, auch weil Mavraj und Jaeckel auch im eigenen Strafraum noch sehr dominant in der Luft sind. So bleiben kleinere Wackler im Aufbau sowie kleinere Zuordnungsprobleme bei Hereingaben, aber kaum systematische Probleme.

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