Zrelak und das Club-Manko: Es muss mal wieder klingeln!

15.12.2018, 13:07 Uhr
Hätte die Wölfe-Jagd in Nürnberg früh in eine erfolgreichere Richtung drehen können: Adam Zrelak.

© Sportfoto Zink / HMI Hätte die Wölfe-Jagd in Nürnberg früh in eine erfolgreichere Richtung drehen können: Adam Zrelak.

Er lag auf dem Boden, atmete schwer. Ehe sich Adam Zrelak wieder aufrappelte und vom kühlen Nürnberger Rasen erhob, überlegte er wohl, ob und wie er den Ball hätte besser treffen können. Der Slowake - von Club-Coach Michael Köllner gegen Wolfsburg statt Mikael Ishak in vorderster Front aufgeboten - hatte das Spielgerät mit dem Schienbein getroffen. In der fünften Minute. Der Minute, in welcher Nürnbergs Lieblingsverein der Führung nahe war. Virgil Misidjan hatte sich gekonnt in Szene gesetzt, was oft passiert, wenn der clubeigene Turbodribbler sein Tempo und seine Finesse auf dem Flügel ausspielen kann. Mit seiner Hereingabe fand er Zrelak. Der Angreifer kam mit Vehemenz herangerauscht, traf den Ball nicht richtig und lag wenig später also auf dem Rasen.

Auch Michael Köllner hatte die Gelegenheit des Slowaken - mit lediglich zwei Toren ist dieser gleichauf mit den Kollegen Ishak, Palacios und Behrens derzeit Nürnbergs treffsicherster Schütze - natürlich zur Kenntnis genommen. Eine "gute Chance" sei Zrelaks Möglichkeit gewesen, kommentierte der Club-Coach mit Blick auf den Stürmer, dessen Quote bei bislang nur drei Startelf-Einsätzen eigentlich gar nicht so schlecht daherkommt. Und mit Blick auf eine erste Hälfte, in welcher Köllners Team - wie sein Trainer sagte - "viel Aufwand betrieben" habe.

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Nach einem zu Beginn flotten Hin und Her, das auch zwei Ginczek-Gelegeheiten und erfolgreich absolvierte Arbeitsproben des nach der Pleite bei den Bayern arg gescholtenen Fabian Bredlow beinhaltete, schaffte es der in München doch erschreckend mut- und harmlose Altmeister, diesmal, zumindest, defensiv geordneter aufzutreten. Und in Ansätzen auf dem Weg nach vorne nach flottem Umschaltmomenten auf sich aufmerksam zu machen. Da dem FCN - wie auch Köllner nach der Partie konstatieren musste - im letzten Drittel aber Präzision und Durchschlagskraft fehlten, wurde der couragierte Auftritt der Hausherren, der sich nach dem Spiel etwa in einem Eckenverhältnis von 6:3 ausdrücken sollte, vor Pause aber nicht mit dem 1:0 belohnt.

Dass der FCN, was man im Vergleich zu den Vorwochen als Fortschritt werten kann, mit gleichwohl recht uninspirierten Wolfsburgern über weite Strecken auf Augenhöhe war, bestätigt auch die Statistik. 11:11 Torschüsse weißt diese auf, bei einer vergleichbar hohen Laufleistung, annähernd gleichvielen beziehungsweise -wenigen Fehlpässen. Vorteile sollte der VfL bei Spielende derweil bei den jeweiligen Mitspielern adressierten Pässen haben, beim Ballbesitz (54 Prozent) und entscheidend beim Thema Tore. Das erste fiel in einer hochinteressanten Phase, die Misidijan - mit 70 Ballkontakten in dieser Kategorie der Beste beim Club - nach rasantem Sololauf beinahe in die rot-schwarze Richtung gezogen hätte (56.).

Misidjan, Pfosten und dann das 0:1

Kurz darauf erschütterte dann jedoch erst Wout Weghorst den Nürnberger Pfosten und nur eine Minute später Daniel Ginczek den Nürnberger Anhang im Stadion. Maximilian Arnold hatte den früheren Club-Angreifer mit einem Vertikalpass auf die Reise geschickt. Da sich der FCN - in seinem Abwehrzentrum kurzzeitig fatal entblößt - auch beim Versuch, Ginzcek noch am Abschluss zu hindern, reichlich ungeschickt anstellte und der Ex-Nürnberger, der nun drei Spiele in Folge getroffen hat, in dieser Szene enorm geschickt, hieß es noch vor Stundenfrist 0:1.

Wie abgezockt Wolsburgs Angreifer die sich im bietende Möglichkeit verwertete, fiel auf.  Gleichsam abgezockt markierte der eingewechselte Josip Brekalo nach Kerks Ballverlust in der Nachspielzeit den zweiten VfL-Treffer. An dieser Qualität darf sich der FCN gerne ein Vorbild nehmen. "Wir hatten leider nicht die Brutalität, um am Ende die Möglichkeiten", erkannte nach der Partie auch Michael Köllner einen wesentlichen Faktor, der an diesem frostigen Freitagabend über Sieg oder Niederlage entschied.

"Wolfsburg wäre mehr als schlagbar gewesen." "Da war heute viel mehr drin." In diesem Wortlaut äußerten sich nach der Partie auch Federico Palacios und Tim Leibold, dem besonders das naive Verteidigungsverhalten vor dem 0:1 sauer aufstieß. Man kann Leibold Recht geben. Allerdings ist anzumerken, dass Nürnbergs Außenverteidiger (17 Prozent Zweikampfquote) an diesem Abend wohl einer der schlechtesten Club-Spieler war, der auch bei sich selbst Verbesserungsbedarf erkennen müsste. Gelingt das, wäre dies ebenso von Vorteil wie eine höhere Effizienz bei Nürnbergs Eliteverein. Dann ist auch vorstellbar, dass Adam Zrelak, der sich nach der fünften Minute noch weitere Male - auch in Form von einem Abseitstor - in Szene stocherte, vielleicht demnächst nicht alleine auf dem Boden liegt. Sondern zusammen mit Kollegen, die ihm intensiv gratulieren.

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