Zu viele Niederlagen: Ice Tigers tauschen Sportdirektor aus

12.3.2021, 10:00 Uhr
Ellbogen an Ellbogen sollen André Dietzsch (links) und Frank Fischöder weiterarbeiten - allerdings nichts als Sportdirektor und Cheftrainer. Fischöder bekommt bei den Ice Tigers einen neuen Chef.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn Ellbogen an Ellbogen sollen André Dietzsch (links) und Frank Fischöder weiterarbeiten - allerdings nichts als Sportdirektor und Cheftrainer. Fischöder bekommt bei den Ice Tigers einen neuen Chef.

André Dietzsch war immer da, am Vormittag zum Training mit den Torhütern der Ice Tigers und spätabends zum Training mit dem Nachwuchs des EHC 80. Wann auch immer man die Arena Nürnberger Versicherung betrat, Dietzsch war schon da. Und damals war er noch nicht einmal Sportdirektor in der Deutschen Eishockey Liga. Nebenher hat der Berliner noch seinen Abschluss als Diplom-Sportlehrer gemacht. Für den vakanten Posten des Sportdirektors der Ice Tigers schien er der ideale Mann zu sein, ehrgeizig, überdurchschnittlich gut ausgebildet. Zumindest beinahe zwei Jahre lang. Doch nach Ansicht von Wolfgang Gastner hat sich Dietzsch zu viel zugemutet.

"André macht als Torwarttrainer und Bindeglied zwischen Ice Tigers und EHC 80 Nürnberg einen hervorragenden Job. Gerade im Hinblick auf die Kaderplanung im Rahmen unserer Möglichkeiten benötigen wir aber einen Sportdirektor, der sich voll und ganz auf diesen zentralen Aufgabenbereich und das Scouting konzentrieren kann. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, diese Position neu zu besetzen, um uns letztlich breiter aufzustellen und unseren eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen", ließ der Geschäftsführer in einer Pressemitteilung des Klubs ausrichten. Dietzsch soll also weiter für die Ice Tigers arbeiten - allerdings als Torwarttrainer und Sportlicher Leiter des Nachwuchses und nicht mehr als Sportdirektor. Dietzsch hat sich noch nicht geäußert, ob er das auch so machen will.

Zu viele Fehleinkäufe

Zusammen mit Frank Fischöder war Dietzsch die Symbolfigur eines radikalen Wandels in Nürnberg. Nach dem Rückzug von Thomas Sabo sollten die Ice Tigers für junge, im besten Fall sogar noch aus der Region stammende Spieler interessant werden. Nachdem Kurt Kleinendorst entschieden hatte, nicht mehr nach Nürnberg zurückzukommen, holte Dietzsch den im Mannheimer Nachwuchs maximal erfolgreichen Fischöder zu den Ice Tigers. Lediglich vier Siege aus 23 Partien sind auch für den 49-Jährigen ungewohnt. Trotz des letzten Platzes scheint der Trainer aber nicht das Problem zu sein.

Fischöder hat die Ice Tigers nach einer lächerlich kurzen Vorbereitung stabilisiert, nur individuelle Fehler zur Unzeit kann er nicht abstellen, weshalb das bittere 3:4 in Straubing schon wieder die sechste Niederlage in Folge war. Natürlich ist das auch eine Frage der Qualität der Spieler, die Dietzsch nach Nürnberg geholt hat. Von den vielen neuen Profis haben sich bislang nur Daniel Schmölz und Luke Adam als Verstärkungen erwiesen. Julius Karrer, David Trinkberger, Eric Cornel, Brett Pollock und Tyson McLellan haben immerhin ihr Potenzial schon mehrfach angedeutet. Andrew Bodnarchuk will auch weiterhin zu viel. Dane Fox, Timo Walther, Andrej Bires und Marcel Kurth blieben selbst hinter bescheidenen Erwartungen weit zurück. Dazu kommt, dass vermeintliche Leistungsträger wie Oliver Mebus und Kapitän Patrick Reimer der Mannschaft zwar helfen wollen, das aber nicht können.

Am Montag wird der Neue vorgestellt

Nahezu keine Vorbereitung, viele Verletzte und von Covid-19 betroffene Spieler – es gibt Erklärungen für Platz sieben in der starken Südgruppe. Dass sich die Ice Tigers aber bereits vor den Vergleichen mit den sieben Teams aus der Nord-Gruppe aus dem Play-off-Rennen verabschiedet haben, war so extrem allerdings kaum zu erwarten. Dietzsch urteilte aber selbst nach peinlichen Niederlagen (wie den völlig missratenen Spielen in Ingolstadt) im Gegensatz zu Gastner milde. Der Geschäftsführer wollte zuletzt von Dietzsch und Fischöder Antworten auf die Frage, wie das in der kommenden Saison besser werden soll. Offenbar war er zumindest mit den Antworten des bisherigen Sportdirektors nicht zufrieden.

Schon am Montag wollen die Ice Tigers einen neuen Sportdirektor vorstellen, der den von Dietzsch eingeschlagenen Weg fortsetzen soll. In Nürnberg will man auch weiterhin auf junge Spieler und eine konsequente Förderung des eigenen Nachwuchses setzen. Während der Pandemie war das nur sehr eingeschränkt möglich. Der neue Sportdirektor soll ein Deutscher sein. Stefan Schaidnagel, der zuletzt als Sportdirektor vom Deutschen Eishockey Bund (DEB) freigestellt wurde, war kein Thema in Nürnberg.

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