Zukunft in Nürnberg? Haßfurther wirft sich ins Rampenlicht

23.7.2019, 14:13 Uhr
Konnte sich bei der U20-Europameisterschaft in den Vordergrund spielen: Point Guard Nils Haßfurther.

© Fiba Konnte sich bei der U20-Europameisterschaft in den Vordergrund spielen: Point Guard Nils Haßfurther.

Gleich würde die hässliche Sirene ertönen und der Ball den Besitzer wechseln, da waren sich alle sicher in der Shalom Zysman Sports Hall. Alle, bis auf Nils Haßfurther.

Im Achtelfinale der U 20-Europameisterschaft zwischen Deutschland gegen Griechenland hatte die zweite Halbzeit gerade begonnen, da ließ sich die deutsche Mannschaft sehr viel Zeit für einen Angriff. Gnadenlos tickten die Sekunden runter, gleich würde ein "Mööööp" die Halle durchdringen und die Schiedsrichter den Ball der griechischen Mannschaft zusprechen, doch dann bestätigte Haßfurther ein weiteres Mal seinen Trainer, der den jungen Guard von den Nürnberg Falcons jüngst einen "technisch sehr gut ausgebildeten Basketballer" genannt hatte.


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Bei noch einer Sekunde auf der Uhr ging der Ball raus an die Dreierlinie, so hoch, dass der 1,87 Meter große Haßfurther schon springen musste, um den Ball noch zu fangen. Und weil die Zeit ja schon fast abgelaufen war, musste er diesen Ball ja am besten auch gleich wieder loswerden. Haßfurther schickte den Ball noch aus der Luft Richtung Korb - und traf. Nichts als Netz. "Es hat sich gut angefühlt", sagt er zu seinem kleinen Kunststück und bleibt wie so oft bescheiden.

Aus der Distanz eine Waffe

Dass es nicht die schlechteste Idee ist, Nils Haßfurther in solchen Situationen das Spielgerät anzuvertrauen, hat der 20 Jahre junge Bamberger in der vergangenen Saison auch im Trikot der Nürnberg Falcons des öfteren bewiesen. In den Playoffs in Heidelberg fand ein ähnlicher Notwurf von ihm sein Ziel, gerade aus der Distanz ist der manchmal immer noch etwas schüchtern wirkende Basketballer eine Waffe. Bei seinem letzten Turnier als Junior bekamen das vor allem die Griechen zu spüren.

Sechs von acht Versuchen jenseits der Dreierlinie verwandelte Haßfurther da, insgesamt kam er auf 21 Punkte, fünf Korbvorlagen und vier Rebounds. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war er aus der Startformation nicht mehr wegzudenken.

Dass Nils Haßfurther selbst unter den besten Spielern seines Jahrgangs herausragt, ist nicht selbstverständlich. Die technischen Fähigkeiten sind beim Basketball eine wichtige Facette, die physische oft aber eine noch entscheidendere. Haßfurther ist in seinem Sport ein eher kleiner und schmaler Vertreter, körperlich vielen Gegenspielern unterlegen.

Beobachtung vor der Haustür

Auch Alan Ibrahimagic, sein Trainer bei der Nationalmannschaft, hat immer wieder mitbekommen, dass man Haßfurther aufgrund der Statur keine große Karriere zugetraut hat. "Aber er hat kontinuierlich seinen Weg nach oben gemacht", freut sich Ibrahimagic, der in Nürnberg lebt und Haßfurther oft vor der Haustür beobachten konnte. Einen "absoluten Musterprofi" nennt er den Point Guard, der sich bei der EM in Tel Aviv mehr und mehr Spielanteile erkämpfte. "Ruhe und Ordnung" sollte er ins Angriffsspiel bringen - und brachte das auch, weshalb er beim letzten Auftritt gegen Frankreich stolze 32 Minuten auf dem Parkett stand.

Nur gegen Spanien war das deutsche Team zweimal unterlegen, erst in der Gruppenphase, dann im Halbfinale. "Bitter" nennt Haßfurther die Niederlagen, erkennt den Leistungsunterschied aber an: "Spanien war echt stark." Am Ende wurde es aber immerhin die Bronzemedaille; wie schon vor einem Jahr in Chemnitz. "Beide Mannschaften waren enttäuscht", sagt er über die Partie gegen Frankreich, "es war eine Frage des Willens, niemand wollte ohne etwas nach Hause fahren." Dass es nun wieder Bronze geworden ist, hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl. "Auf der einen Seite freut man sich, weil der Verband ja so viele Jahre keine Medaille geholt hat und dann gleich zweimal", sagt er, "auf der anderen Seite wäre eine andere Farbe schön gewesen."

"Sehr reif und abgezockt"

Dass Haßfurther im Gegensatz zu manch anderen in seinem Alter sich bereits mit erwachsenen Basketballern messen darf, macht sich bemerkbar. Als "sehr reif und abgezockt" erlebt ihn Ibrahimagic, Ralph Junge hat ihn in Nürnberg in den vergangenen drei Jahren nach und nach an die zweite Bundesliga herangeführt.

Ob er dort eine weitere Saison verbringen wird, das ist nun die Frage. Junge würde ihn sehr gerne halten, es gibt aber auch Angebote aus der ersten Liga. Haßfurther sagt: "Mein Traum wäre es gewesen, mit Nürnberg in der Bundesliga zu spielen." Weil das zumindest in der kommenden Spielzeit nichts wird, will er in den nächsten Tagen entscheiden, ob er eines der schönen Angebote annimmt oder doch in Nürnberg bleibt. Die Gefahr eines Wechsels "ist realistisch", hat Junge kürzlich gesagt. Nach der EM ist sie zumindest nicht kleiner geworden. Auch wegen dieses viel beachteten Wurfs.

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