Zurück zu altem Erfolg? Alles auf Anfang bei Brose Bamberg

12.8.2019, 19:04 Uhr
Bryce Taylor soll auch Leitfigur für die vielen neuen Gesichter bei Brose werden.

© Sportfoto Zink Bryce Taylor soll auch Leitfigur für die vielen neuen Gesichter bei Brose werden.

Diverse Annehmlichkeiten sorgen dafür, dass man als Profisportler noch etwas länger Kind bleiben darf. Und genau so wirkten Bambergs Basketballer am Tag vor dem offiziellen Trainingsstart ja auch: wie Kinder. "Fühlt sich an wie Weihnachten", scherzten einige Spieler, als sie am Freitag in der Trainingshalle neben der Geschäftsstelle gleich mehrere Schuhkartons des neuen Ausrüsters Puma entgegennahmen. Alles anders in Bamberg, sogar das Logo auf den Schuhen. Um die jüngere Vergangenheit hinter sich zu lassen, sind die Verantwortlichen in Bamberg im Sommer der Forderung von Michael Stoschek sehr eifrig nachgekommen. Einen echten Neustart hatte sich der Brose-Chef gewünscht, sowie „eine homogene Mannschaft und nicht einzelne Stars, von denen alles abhängt“. Auslaufende Arbeitspapiere haben sie deshalb nicht verlängert, nicht einmal mit der lebendigen griechischen Basketballstatue Nikos Zisis.

Verträge aufgekündigt

Zu teure Verträge wie die von Augustine Rubit und Patrick Heckmann wurden vorzeitig gekündigt, mit Bryce Taylor, Elias Harris, Maurice Stuckey und Louis Olinde sind nur noch vier Spieler aus der Vorsaison geblieben. Die kleine Weihnachtsfeier diente deshalb auch dazu, sich gegenseitig besser kennenzulernen. Vor dem Geschenke auspacken hielt Trainer Roel Moors eine kurze Ansprache, danach stand ein gemeinsames Mittagessen an, Bambergs Basketballer sollen auf aber natürlich auch neben dem Feld eine echte Einheit werden. Daran hatte es zuletzt phasenweise gehapert, die Unruhe jenseits der Seitenlinie hatte sich aufs Parkett übertragen. Nach dem Verlust zahlreicher Leistungsträger im Anschluss an drei Meisterschaften endete zunächst die Ära Andrea Trinchieri, sein Nachfolger Ainars Bagatskis wurde bereits nach wenigen Monaten wieder entlassen, Federico Perego führte das Team immerhin zum Pokalsieg, der Anspruch ist in Bamberg aber ein anderer. Diesem wollen sie nach dem Neusrtart nun wieder gerecht werden. Acht Spieler verpflichtete Brose Bamberg in der Sommerpause, wobei der Ägypter Assem Marei wegen Visa-Streitigkeiten noch nicht mit der Mannschaft trainieren kann und der Vertrag mit Coty Clarke erst gar nicht zustande kam. Am Samstag gab der Verein bekannt, sich noch nach einem anderen Spieler für die Position 3/4 umzuschauen, über die Gründe wurde Stillschweigen vereinbart. Dass am Donnerstag der Medizincheck anstand, dürfte aber ein Hinweis darauf sein, wo die Ursache zu suchen ist.

Neuer Wind auf höchster Ebene

Ansonsten hoffen Moors und der ebenfalls aus Antwerpen abgeworbene Sportdirektor Leo De Rycke aber darauf, dass sich die intensive Recherche gelohnt hat, die passenden Charaktere zu finden. In Belgien haben sie bereits bewiesen, dass sie ein Händchen für junge aufstrebende Basketballer haben, „sehr sehr viel Zeit“ hätten sie auch jetzt investiert, berichtet Geschäftsführer Arne Dirks, um hungrige Typen aufzutreiben, die nicht nur den persönlichen Erfolg im Blick haben. „Wir wollten Spieler mit Charakter, Spieler, die zusammen ein Team, eine Familie sein zu wollen“, sagte De Rycke am Freitag. Moors beschreibt seine Philosophie so: „Die Spieler sollen zeigen, dass es nicht ein Job, sondern mehr eine Leidenschaft ist.“ Aggressiv und mit Intensität soll seine Mannschaft spielen, „denn das wollen die Leute sehen“, glaubt der neue Cheftrainer. Ob das gelingt und ob die Kommentare in den Fan-Foren und in den sogenannten sozialen Medien demnächst wieder freundlicher ausfallen, wird vor allem davon abhängen, wie schnell sich aus den vielen Neuzugängen eine echte Mannschaft formen lässt. „Wir haben Ambitionen“, sagt Moors, „aber es muss erst auf und neben dem Platz klick machen.“

Arbeit und Schweiß

Damit es Klick macht, geht es Ende August für einige Tage nach Belgrad in ein Trainingslager, um noch enger zusammenzurücken. Mobile, bewegliche Spieler hat das belgische Duo verpflichtet, möglichst alle sollen auf verschiedenen Positionen einsetzbar sein, viele sind erst Mitte 20. Das Gefühl, wie man sich als Kind an Weihnachten fühlt, ist bei den meisten noch nicht allzu lange her. Vielleicht gelingt es ihnen ja, sich und die Fans auch am Ende der Saison zu beschenken. 

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