Liebe zum Badminton

Zwei Urgesteine halten Freystadts Weltenbummler zusammen

15.10.2021, 15:18 Uhr
„Seit ich laufen kann, bin ich beim Badminton“: Andreas Pistorius (vorne/mit Filip Spoljarec) möchte mit dem TSV Freystadt den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffen.  

© Hubert Bösl, NN „Seit ich laufen kann, bin ich beim Badminton“: Andreas Pistorius (vorne/mit Filip Spoljarec) möchte mit dem TSV Freystadt den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffen.  

Bei vielen Vereinen ist die Funktion des Mannschaftskapitäns eher ein dekoratives Amt: Händeschütteln mit dem Schiedsrichter, Seitenwahl, Wimpeltausch etc. Beim Badminton-Regionalligisten TSV Freystadt hat Kapitänin Stefanie Spies durchaus anspruchsvollere und zeitintensivere Aufgaben.

Zum Beispiel muss sie die Flugpläne aus dem Balkan nach Nürnberg bestens kennen. Die serbischen Starspieler Luka Milic und Sara Loncar sowie die kroatischen Asse Filip Spoljarec und Katarina Galenic reisen nämlich zu den Spielwochenenden jeweils aus Belgrad beziehungsweise Zagreb an.

Die „Macher“ unter sich: Mannschaftskapitänin Stefanie Spies im Gespräch mit Abteilungsleiter Stephan Pistorius.  

Die „Macher“ unter sich: Mannschaftskapitänin Stefanie Spies im Gespräch mit Abteilungsleiter Stephan Pistorius.   © Hubert Bösl, NN

Und nicht nur die ausländischen Akteure haben weite Anreisen – keiner kommt aus dem Landkreis Neumarkt oder zumindest aus der Oberpfalz. Ein regelmäßiges gemeinsames Training gibt es nicht.

Das Herz schlägt für den TSV

Aber es gibt einen „Kitt“ für dieses bunte Mannschaftsgefüge: Denn Stefanie Spies und ihr Teamkollege Andreas Pistorius sind von Kindesbeinen an in Freystadt mit dem Badmintonschläger in der Halle gestanden. Die 28-jährige Kapitänin arbeitet inzwischen als Eventmanagerin in Augsburg, der ein Jahr ältere Mitspieler als Wirtschaftsingenieur in Ulm. Doch das Herz schlägt weiter für den TSV, Andreas Pistorius war dank seines Vaters Stephan (Gründungsmitglied und der aktuelle Spartenleiter) vermutlich schon bei der Gründung der Abteilung 1995 dabei, kann sich aber nicht erinnern, ob er als Dreijähriger nur zuschaute oder schon den Schläger schwang.

Als die Freystädter ihr Team 2020 vor allem aus finanziellen Gründen aus der 1. Bundesliga zurückzogen und zwei Klassen tiefer einen Neustart versuchten, gingen viele Spieler (darunter auch Andreas‘ Bruder Johannes, der zum Deutschen Meister 1. BC Bischmisheim bei Saarbrücken wechselte).

Stefanie Spies und Andreas Pistorius blieben, hinzu kamen komplett neue Verstärkungen aus dem Ausland, zur Jahresmitte 2020 Sebastian Keller aus München und 2021 Andreas Bittner aus Sonthofen. Die Schwetern Friederike und Katharina Rudert aus Möhrendorf (nördlich von Erlangen), die schon seit einigen Jahren beim TSV-Nachwuchs trainieren, komplettieren das Kern-Team.

Teambuilding in Südtirol

Wie bekommt man nun das mit dem Teambuilding hin, wenn man nicht gemeinsam trainiert? Dafür hat Eventmanagerin Stefanie Spies eine Erklärung: „Wir hatten ein super Trainingslager in Südtirol, da sind wir wirklich zusammengewachsen. Auch die ausländischen Spieler übernehmen Verantwortung, sind keine Legionäre. Zum Beispiel hat Luka das Training geleitet.“

Und Andreas Pistorius pflichtet ihr bei: „Wir haben eine gute Mischung aus Routiniers wie Sebastian und uns beiden, jungen Wilden wie Friederike, Katharina und Andi sowie den Schuss Professionalität mit den Spielern aus Kroatien und Serbien.“
Die Ergebnisse geben den beiden „Urgesteinen“ recht: 8:0 Punkte nach vier klaren Siegen. Der Weg zum Aufstieg führt nur über den Freystadt. „Wenn wir immer in Bestbesetzung antreten können“, relativiert Stefanie Spies.

Sie selbst stand heuer noch nicht bei einem Punktspiel auf dem 13,40 mal 6,10 Meter großen Spielfeld. Sie hatte sich einen Außenbandanriss im Knöchel zugezogen und will im November wieder mitmischen. Ob sie sich dann selbst gleich wieder aufstellt? „Die jungen Mädels sind schon sehr stark, da muss ich mich schon anstrengen“, sagt sie lachend und fügt an: „Ich denke, ich bin auch so schon für die Mannschaft wichtig. Als Motivatorin von außen werde ich gebraucht, wobei mir das reine Zuschauen schon ziemlich schwer fällt.“

Gesunde Konkurrenz

Auch bei den Männern herrscht eine gesunde Konkurrenz. Mit vier Herren könnte man alle Partien abdecken, der TSV ersucht aber grundsätzlich, mit fünf männlichen Spielern anzutreten. „Da kommen alle zum Einsatz und bleiben im Rhythmus“, erklärt Andreas Pistorius. Seine eigene Stärken sieht er in der Erfahrung und der Fähigkeit, das Spiel vielleicht besser lesen zu können als junge Spieler.

Der Aufstieg ist für die beiden nicht unbedingt Pflicht, aber perspektivisch sollte es schon 2. Bundesliga sein. Allein schon wegen der jungen Spieler, damit diese so oft wie möglich richtig gefordert werden und sich weiterentwickeln können.

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