Warten in der Kälte unzumutbar

Stundenlang fürs Impfen anstehen? Experte fordert bessere Lösungen für Bayern

6.12.2021, 05:59 Uhr
Stundenlang fürs Impfen anstehen? Experte fordert bessere Lösungen für Bayern

© Wolfgang Kumm, dpa

Weil die 7-Tage-Inzidenz in den vergangenen Wochen dramatisch gestiegen ist, hat das Interesse an einer Immunisierung zugenommen. Vor den Impfzentren in der Region bildeten sich zum Teil lange Warteschlangen.

Peter Bauer freut die steigende Nachfrage. Doch der Franke, der im Freistaat Ansprechpartner für Patienten sowie pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige ist, weiß um die Kehrseite des Ansturms. „Mich erreichen vermehrt Zuschriften und Anrufe von Bürgerinnen und Bürgern, die mir mitteilen, dass sie als älterer Mensch oder Mensch mit Behinderung nicht in der Lage sind, die langen Wartezeiten stehend und zum Teil im Freien auszuhalten.

Ein Impftermin in Arztpraxen ist für viele ebenfalls erst in den nächsten Wochen möglich und daher nicht immer eine Alternative." Der teils mehrstündige Aufenthalt bei eisigen Temperaturen im Freien könne seiner Meinung nach nicht allen Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen zugemutet werden.

Bauer hat Ideen, wie eine "Barrierefreiheit fürs Impfen" gelingen kann: extra Eingänge, extra Warteschlangen oder geschützte Aufenthaltsbereiche.

Schon jetzt versuchen die Verantwortlichen in der Region, die Wartezeit zu verringern. Das einfachste Mittel heißt Terminvereinbarungen. In der Stadt Fürth und im Landkreis Fürth sind Impfungen im Impfzentrum, bei Impfaktionen sowie an dem mobilen Impfstationen nur noch nach vorheriger Terminvereinbarung möglich. Wer einen Termin hat, müsse nicht lang auf die Immunisierung warten, teilt das Impfzentrum für Stadt und Landkreis mit. Sei die Immunisierung etwa auf 11 Uhr terminiert, sei das Vakzin fünf Minuten später verabreicht, heißt es. Früher, vor der Einführung von Terminen, habe es tatsächlich lange Warteschlangen gegeben.

Das Impfzentrum Neumarkt hat ebenfalls seinen Modus geändert. Um Wartezeiten aufgrund der hohen Anfrage zu verhindern, braucht es für Erst- und Auffrischungsimpfungen nun eine Anmeldung.

Wer im Erlanger Impfzentrum einen Termin ergattert hat, warte dort nach Aussage der Stadt in der Regel nur wenige Minuten. Geduld brauchen die Menschen allerdings am Samstag, wenn das Impfzentrum auch ohne vorherige Anmeldung impft oder wenn sie eines der mobilen Impfangebote wahrnehmen wollen. Dort können alle Interessierten unangemeldet erscheinen. Gerade zu Beginn würden sich meist lange Schlangen bilden, so die Stadt. Um die Schlage aufzulösen, werden dort Kärtchen ausgeteilt. "Es kann aber sein, dass der Termin auf dem Kärtchen erst Stunden später ist. Wenn man dann zum Termin kommt, wartet man, wenn alles normal läuft, nur einige Minuten."

Auf betagte Impflinge wird Rücksicht genommen. Der Sicherheitsdienst bittet sie nach vorn. "Die anderen in der Schlange respektieren das meistens", erklärt die Stadt. Älteren Menschen, die nicht lange stehen können, empfiehlt die Stadt, telefonisch einen Termin zu vereinbaren oder die Terminverfügbarkeiten online zu prüfen.

Die Ideen von Peter Bauer lassen sich aus Sicht der Hugenottenstadt nicht umsetzen. "Impfzentren und Impfstellen bei Sonderaktionen sind temporär eingerichtete Objekte. Für Umbauten ist keine Zeit", heißt es.

Auch Schwabach winkt bei Bauers Vorstellungen ab. Nicht praktikabel, lautet die Antwort. Doch es gebe ein extra Angebot für Ältere. Seit Mitte November findet wöchentlich eine Impfsprechstunde für über 70-Jährige in extra Räumlichkeiten statt.

Wer sich im Impfzentrum Forchheim immunisieren lassen will, kann einen Termin vereinbaren - es ist jedoch keine Bedingung. Einige Impflinge würden schon Stunden vor der Öffnung erscheinen, schildert der Betreiber ASB. Beginnt der Betrieb im Impfzentrum erhalten die Wartenden Karten. Auf diesen steht die Zeit, wann die Person an die Reihe kommt. "Die Wartenden können dann selbst entscheiden, ob sie im Impfzentrum warten oder wieder kommen, wenn sie an der Reihe sind."

In Forchheim wird versucht, besondere Rücksicht auf Ältere zu nehmen. Regelmäßig laufen Mitarbeiter die Warteschlange ab und ziehen immobile und ältere Menschen vor. Im Impfzentrum gibt es Sitzmöglichkeiten und einen barrierefreien Eingang. Dort steht ein Mitarbeiter des Impfzentrums und die Wartenden werden im "Impfprozess vorgezogen", teilt der ASB mit. Zudem gibt es an den kommenden Wochenende Sonderimpftage für Menschen, die älter als 60 Jahre sind.

Hausbesuch für geschwächte Menschen

Im Impfzentrum Nürnberger Land stehen Rollstühle vor Ort bereit, um Menschen bei Bedarf am Auto abzuholen. Laut Landratsamt wird vor Ort darauf geachtet, Personen mit Einschränkungen "wo möglich" vorzuziehen. Gerade sei auch ein Tag speziell für Senioren in Planungen. Die Details stünden aber noch nicht fest.

Die Betreiber von Impfzentren in der Region raten Menschen, die zu schwach sind, um das Haus zu verlassen, unisono, den eigenen Hausarzt um einen Hausbesuch zu bitten. "Wenn die eigene Hausarztpraxis nicht impft, fragen viele bei anderen Praxen nach und bekommen dort eine Gelegenheit", erklärt etwa das Landratsamt Nürnberger Land.

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