Pflanzen, pflegen, pflücken

Zehn Dinge, die Sie für den Anbau von Erdbeeren wissen müssen

13.6.2023, 08:30 Uhr
Mit etwas Gärtner-Wissen gedeihen die Erdbeeren bei Ihnen ebenso prachtvoll.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn Mit etwas Gärtner-Wissen gedeihen die Erdbeeren bei Ihnen ebenso prachtvoll.

In diesem Artikel:

Von der richtigen Bodenvorbereitung bis zum Standortwechsel nach der Erdbeer-Saison. Wir zeigen Ihnen, wie Sie der perfekte Gärtner für Erdbeeren werden.

  • Weltweit gibt es unzählige Erdbeersorten, ständig kommen neue dazu. Allein im EU-Sortenkatalog sind derzeit weit über 700 Sorten aufgeführt.
  • Unsere Garten-Erdbeere (Fragaria x ananassa) entstand vor etwa 250 Jahren aus der Kreuzung der Scharlach-Erdbeere (Fragaria virginiana) aus Nordamerika und der Chile-Erdbeere (Fragaria chiloensis) aus Südamerika.
  • Gut zwanzig Wildarten sind bekannt, die Walderdbeere (Fragaria vesca) etwa kommt auch bei uns vor.

    "Viele Sorten sind darauf ausgelegt, groß und stabil zu sein, was nichts Schlechtes ist, aber die schmecken dann nicht so gut", sagt Erdbeerbauer Robert Dahl. Er ist Gründer und Inhaber von Karls Erlebnis-Dorf, mit seinem Direktvermarktungsbetrieb hat er keine langen Transportwege.

    Tipp vom Fachmann für den heimischen Garten: Für Robert Dahl müssen Erdbeeren nicht extra stabil sein, wichtiger ist ein reiches Aroma und dass die Pflanzen robust, also nicht so anfällig für Krankheiten sind. Genau diese Kriterien passen auch für Erdbeeren aus dem eigenen Garten, die oft direkt von der Pflanze in den Mund wandern.

    1. Lambada - "Viele Erdbeeren haben klingende Namen", sagt Roswitha Schemm. "Da steckt Musik drin." Sie betreibt mit ihrem Mann den Erdbeerhof Zehelein-Schemm in Franken und findet in dieser Sorte Top-Qualitäten in Größe, Festigkeit, Ertrag und Geschmack.
    2. Allegro - ein ebenfalls musikalischer Name. Diese neue Sorte ist laut Schemm sehr robust.
    3. Symphony - auch hier klingt der Name. Die großen hellroten Früchte schmecken sehr fruchtig.
    4. Polka - die Sorte mit ihren dunkelroten Früchten ist fruchtig, fest, ideal zum Einfrieren und Konservieren.
    5. Senga Sengana - diese mittelgroße Sorte liefert den klassischen Erdbeergeschmack und ist eine beliebte Gartenerdbeere, die sich gut für Marmelade eignet.
    6. Mieze Schindler - zählt laut Roswitha Schemm zu den leckersten Erdbeeren weltweit und ist für Liebhaber die Praline unter den Erdbeeren. Schemm nennt die bald 100-jährige Sorte auch wegen ihres kurzen Erntezeitfensters liebevoll eine "zickige alte Dame".
    7. Mara de bois - laut Dahl das französische Pendant zur aromatischen Mieze Schindler. Schafft es selten bis in die Küche, weil sie von Groß und Klein direkt von der Pflanze weg genascht wird.
    8. Elianny - eine krankheitstolerante Pflanze, die einen hohen Ertrag mit festen, hellroten Früchten verspricht.
    9. Korona - anders geschrieben als der unbeliebte Virus-Namensvetter, punktet diese Sorte laut Schemm mit "Klasse und Masse" und ist die perfekte Allrounderdbeere.
    10. Magnum - diese Sorte begeistert Erdbeerbauer Dahl: "Sie hat einen guten Geschmack und auch eine gute Fruchtgröße."
    Von der Hand in den Mund: Purer Erdbeergenuss gehört zum Sommer.

    Von der Hand in den Mund: Purer Erdbeergenuss gehört zum Sommer. © Christin Klose/dpa-tmn

    Wer selbst Erdbeeren anpflanzen will, hat die Wahl zwischen Frigo-, Grün- und Topfpflanzen. Das sind die Unterschiede:

    • Topfpflanzen

    Diese Form hat sich - weil sie länger gelagert werden kann als die Grünpflanzen - in fast allen Gartenmärkten und Baumschulen durchgesetzt. Die Pflanzen sind vorkultiviert und haben einen festen Wurzelballen.

    Der Vorteil: Sie sind robuster, weil sie nicht so schnell austrocknen.

    Pflanzzeit: März bis in den Herbst.

    Tipp: "Wenn Sie im Frühjahr oder Sommer bis Mitte August pflanzen, haben Sie im ersten Jahr bereits eine gute Ernte", rät Roswitha Schemm. Wird erst im Spätsommer oder Herbst gepflanzt, findet die Haupternte im Folgejahr statt.

    • Grünpflanzen

    Diese bilden sich aus Ablegern und stehen von Mitte Juli bis Anfang September als wurzelnackte Pflanzen zur Verfügung. Wegen der kurzen Lagerzeit gibt es sie in normalen Gartencentern aber eher selten.

    Der Vorteil: Die sehr jungen Pflanzen sind recht wuchsfreudig und bringen im Folgejahr eine reiche Ernte.

    Pflanzzeit: Juli bis September

    Tipp: Grünpflanzen sind empfindlich - so schnell wie möglich einpflanzen und anfangs täglich ausreichend gießen.

    • Frigo-Erdbeeren

    Frigo-Pflanzen wurden vor dem Verkauf in einem künstlichen Winter gehalten und haben keine Blätter, sondern nur Wurzel und Kopf. Sie sind vor allem für den Erwerbsanbau gedacht, es gibt sie im Handel aber auch für Hausgärtner.

    Der Vorteil: "Sechzig Tage, nachdem Sie sie gepflanzt haben, haben Sie schon eine kleine Ernte", sagt Robert Dahl. Haupternte ist dann im Folgejahr.

    Pflanzzeit: März bis Juni

    Tipp: So kräftige Pflanzen wie möglich bei professionellen Herstellern kaufen. "Nehmen Sie immer die schwerere Ware mit gut ausgebildeten Wurzeln", rät Hans-Georg Levin vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL). Denn: Je kräftiger die Pflanze, desto größer der Ertrag.

    Fürs Pflanzen ist der Standort entscheidend: Erdbeeren lieben es sonnig. "Schatten oder Halbschatten gehen nicht", sagt Erdbeerbauer Dahl.

    Der Boden sollte tiefgründig, luft- und wasserdurchlässig sein. "Ideal sind leichte, sandige Lehmböden mit schwach saurem pH-Wert", sagt Hans-Georg Levin vom BZL.

    Wer einen schweren Lehmboden im Gartenbeet hat, muss entsprechend nachbessern. Durch Kompost wird Humus in den Boden gebracht, eventuell wird auch etwas Sand untergemischt. Denn Erdbeeren sind anfällig für Wurzel- und Rhizomfäule, besonders wenn der Boden zu fett und nicht gut durchlüftet ist.

    Das ist auch der Grund, aus dem man meist nach dem dritten Jahr woanders neu pflanzen sollte, sagt Levin: Erstens nehme der Ertrag ab und zweitens bestehe die Gefahr, dass sich die Pflanzen Wurzelkrankheiten einhandeln. "Die treten automatisch auf, das können Sie gar nicht verhindern."

    Achtung! Pflanzen Sie keine Erdbeeren in ein Beet, in dem vorher Kartoffeln gewachsen sind. "Kartoffeln ziehen oft Nematoden an, kleine Schädlinge, die im Boden sitzen", erklärt Robert Dahl. "Die greifen auch schnell die Erdbeerwurzeln an." Besser pflanzen Sie Erdbeeren nach Gemüse oder Salat.

    Das sind gute Vorkulturen:

    • Rote Bete
    • Rettich
    • Radieschen
    • Möhren
    • Tagetes, auch Studentenblumen genannt - besonders gut geeignet auch nach dem Erdbeer-Anbau: Sie wirken wie eine Köderdose und sammeln Schädlinge ein.

    Hier sind zehn wichtige Dinge für die Pflege von Erdbeeren:

    1. Ein gut vorbereiteter Boden ist das A und O. Gedüngt wird eher sparsam. Wer an Pferdemist herankommt, kann diesen in den Boden einarbeiten, eine Alternative sind Hornspäne.
    2. Roswitha Schemm rät, zwei Wochen nach dem Pflanzen 50 Gramm Erdbeer- oder Beerendünger pro Quadratmeter ins Beet zu geben. Das Gleiche nach der Ernte kräftigt die Pflanzen fürs Folgejahr.
    3. Erdbeeren pflanzt man in Reihen, der Abstand von Pflanze zu Pflanze sollte ungefähr 25 bis 30 cm betragen und etwa 60 bis 80 cm von Reihe zu Reihe.
    4. Nicht zu tief und nicht zu hoch in den Boden setzen: Die Herzknospe der Pflanze muss leicht aus dem Boden herausschauen.
    5. Das Unkraut ziehen Hausgärtner am besten mit der Hand heraus. Wer hackt, produziert nur neues Unkraut. Auch die für Erdbeerbeete typische Strohmulchschicht hält Unkraut zurück.
    6. Kommen die Blüten, sollte der Boden zwischen den Reihen und den Pflanzen mit einer 5 bis 7 cm dicken Strohschicht bedeckt werden. Darauf liegen dann auch die entstehenden Früchte sauber auf. Das Stroh muss später nicht entfernt werden.
    7. Legen Sie das Stroh nicht zu früh aus. Bei eventuellem Frost könnten sonst die Blüten erfrieren. Robert Dahl rät, die Eisheiligen abzuwarten. Sie können somit etwa ab Mitte Mai mulchen.
    8. Gegossen wird regelmäßig, am besten in der frühen Morgenkühle. Und zwar nicht über die Blätter, sondern gezielt um die Pflanzen herum.
    9. Droht Spätfrost, können Sie die Pflanzen eventuell zwischenzeitlich mit einem Gemüsevlies abdecken. Kranke Blätter oder auch faule Früchte, die sich bilden, werden entfernt.
    10. Die meisten Erdbeersorten bilden Ausläufer, sogenannte Ableger. Diese sollten frühzeitig entfernt werden. "Je mehr Kraft die Pflanze in die Ausläufer steckt, desto weniger kommt an den Früchten an", sagt Levin.

    Gärtner-Tipp: Direkt nach der Ernte können Sie auch warten, bis sich an den Ausläufern kleine bewurzelte Jungpflänzchen gebildet haben. Suchen Sie sich dann die kräftigste von ihnen aus, setzen Sie in einen Topf und ziehen sich eine neue Pflanze heran.

    Erdbeeren sind empfindlich. Bei der Ernte sollten Sie vorsichtig sein.

    Erdbeeren sind empfindlich. Bei der Ernte sollten Sie vorsichtig sein. © Christin Klose/dpa-tmn

    Je nach Sorte tragen die Pflanzen entweder nur während einer kurzen Periode Früchte (einmaltragend) oder über einen längeren Zeitraum immer wieder (immertragend).

    Gärtner-Tipp: Mit einer geschickten Auswahl mehrerer Pflanzen können Sie sich so einen langen Erdbeersommer sichern.

    Den größten Ertrag liefern Erdbeerpflanzen in der Regel im zweiten und dritten Jahr nach der Pflanzung.

    • Bei den einmaltragenden dauert die Ernte etwa vier Wochen - von Mai bis Juli.
    • Immertragende Sorten werden von Juni bis zum Frost geerntet.

    Wann sind Erdbeeren reif?

    Wann Erdbeeren reif zur Ernte sind, erkennt man an der Farbe: Die ist je nach Sorte hell- bis dunkelrot.

    Weiß ist nur die Weiße Ananaserdbeere (nicht zu verwechseln mit der eingangs erwähnten roten Garten-Erdbeere, die im wissenschaftlichen Namen auch den Zusatz "ananassa" trägt). Ist eine Erdbeere durchgehend gefärbt, kann sie gepflückt werden.

    Achtung! Erdbeeren sind weich und empfindlich und müssen vorsichtig abgepflückt werden. Am besten oberhalb der Frucht mit Stiel und Kelchblättern.

    Nach der Ernte kann das alte Laub weg. "Sie müssen aufpassen, dass Sie beim Zurückschneiden das Herz der Pflanze in der Mitte nicht verletzen", sagt Levin.

    Mit Hornmehl oder Beerendünger wird etwas gedüngt. Die Pflanze treibt neue Blättchen aus und legt im September ihre Blütenknospen für das nächste Jahr an.

    Gut zu wissen: "Nach dem 20. August darf das Laub nicht mehr abgeschnitten werden", sagt Roswitha Schemm. Sonst wird die Blütenbildung für das kommende Jahr gestört und der Ertrag ist niedriger. Das Laub bleibt danach stehen und schützt die Pflanze im Winter.

    Tipps für den Winter:

    Die meisten Sorten sind winterhart. Fällt Schnee, deckt er alles gut ab.

    Kommt ein Extremfrost ohne Schnee, kann man etwas von dem Stroh im Beet direkt auf die Pflanzen legen. "Das muss man dann im Januar, Februar wieder runternehmen, damit es darunter nicht fault", sagt Dahl.

    Tipps für das Frühjahr:

    Im März, an einem sonnigen und trockenen Tag, wird noch einmal Pflanzenhygiene betrieben: Altes, vertrocknetes Laub wird entfernt, denn dort befinden sich Pilzsporen.

    Der Boden muss dank dem inzwischen verrotteten Stroh nicht extra bearbeitet werden: "Unter der Mulchschicht entsteht eine ganz tolle Bodengare", sagt Robert Dahl.

    Auch im Frühjahr kann zum Austrieb noch einmal leicht gedüngt werden. Roswitha Schemm empfiehlt 30 Gramm Beerendünger auf einen Quadratmeter Boden.

    Dann geht der Kreislauf der Erdbeerpflanze wieder von vorne los.

    Erdbeeren können Sie auf Balkon und Terrasse ernten.

    Weil weniger Platz zur Verfügung steht, muss der Raum effektiv genutzt werden. Das geht gut in hängenden Blumenampeln, die am besten immertragende Sorten tragen, die über einen langen Zeitraum im Jahr Früchte bescheren.

    Diese Sorten eignen sich gut für Balkon und Terrasse:

    • Mara des bois - punktet mit vielen kleinen Blättern und Blüten, die Ausläufer bilden über den Sommer einen Hängeeffekt.
    • Waldfruchtstar - große Beere mit Waldfruchtaroma.
    • Pink Princess - schön anzusehen mit ihren rosa Blüten und länglichen Früchten.
    • Elan - erzeugt den Hängeeffekt mit langen Blütenständen, große, kegelförmige und leuchtend rote Früchte hängen über den Topfrand.

    Tipp: Kaufen Sie Einzeltöpfe oder kombinieren Sie verschiedene Sorten in einer Hängeampel, einem Kübel oder Kasten. Beispiel: In eine Drei-Liter-Ampel passen drei Pflanzen. Im Kasten kann man im Zickzack-Muster anpflanzen.

    • Wählen Sie für Ampel, Kübel oder Kasten einen sonnigen Standort aus. Es sollte aber kein reiner Südbalkon sein.
    • Keine Blumenerde verwenden, die hat zu viel Dünger und pH-Wert. Roswitha Schemm empfiehlt spezielle Erdbeeren- oder Beerenerde. Wer die nicht bekommt, kann auch Rhododenron-Erde mit etwas Sand mischen. "Die Erde sollte einen pH-Wert um 5,5 haben, keinesfalls über 7."
    • Unbedingt regelmäßig gießen, am besten frühmorgens direkt in den Behälter, nicht auf die Blätter und Früchte. Wichtig ist ein Wasserablauf, sodass die Pflanzen nicht staunass stehen.

      Am besten werden die Erdbeer-Pflanzen im Spätherbst in den Garten (wenn es einen gibt) oder ins Hochbeet gesetzt, im Frühjahr topft man sie wieder ein.

      Aber auch auf dem Balkon können Erdbeerpflanzen überwintern, sagt Roswitha Schemm.

      Mit diesen Tipps gibt es auch im Folgejahr wieder eine schöne Blüte und gute Ernte:

      • Das Laub im Herbst nicht abschneiden, es schützt die Herzknospe vor starkem Frost.
      • Nur die Töpfe zum Beispiel mit Luftpolsterfolie dick einpacken.
      • Die Blätter erst ab Ende Dezember bis Februar mit einem wasserdurchlässigen Vlies schützen.
      • Nicht unter Dachvorsprünge, in die Garage oder den Keller stellen. Die Pflanzen sollten draußen bleiben, sie brauchen auch im Winter Feuchtigkeit, am besten Regen oder Schnee. Überwintern sie im Haus, werden sie außerdem leichter krank.
      • Frostschäden entstehen meist erst ab Februar. Winterschutz ist deshalb besonders im zeitigen Frühjahr wichtig.
      • Ab März bis April das trockene Laub wegschneiden oder -zupfen. Außerdem ganz leicht düngen, zum Beispiel mit Beerendünger.

      Viel Spaß beim Gärtnern!

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