Traumstart ins Halbfinale: Falcons jubeln in Heidelberg

20.4.2019, 20:12 Uhr
Traumstart ins Halbfinale: Falcons jubeln in Heidelberg

© Sebastian Gloser

Marcell Pongo schien sich ernsthaft weh getan zu haben. Nach einem Foul an Heidelbergs Point Guard Niklas Würzner hielt sein Nürnberger Pendant die Hand. Während Würzner an der Freiwurflinie sein Glück versuchte, verzog Pongo mehrmals das Gesicht und tastete sein Handgelenk ab. Im nächsten Angriff dribbelte er zunächst nur mit der linken Hand. Die große Marcell-Pongo-Show verhinderte das trotzdem nicht, im Gegenteil.

Offenbar hatte das Adrenalin Energie und Kreativität freigesetzt, Pongo spielte sich in einen Rausch und trieb seine Kollegen zu einem 16:0-Lauf an. Sechs Punkte und zwei Vorlagen steuerte Pongo zu diesem Run bei, die Falcons wirkten wie aufgedreht, sie klauten mehrmals den Ball, sie trafen nach schnellen Fastbreaks, aber auch aus der Distanz. Weil Branislav Ignjatovic, Heidelbergs Trainer bereits seine Auszeiten verbrannt hatte, konnte die Gäste aus Nürnberg nichts mehr stoppen.

Mitt 22 Punkten Vorsprung in die Halbzeit

Aus einer sehr ausgeglichenen Partie war innerhalb kürzester Zeit eine sehr einseitige geworden, aus sechs Punkten Vorsprung 22. Beim Stand von 48:26 für die Falcons gingen beide Mannschaften in die Kabine, wobei es die Heidelberger für angebracht hielten, noch auf dem Feld eine Krisensitzung abzuhalten.

Die Ansprache von Ignjatovic in der Kabine dürfte noch etwas deutlicher ausgefallen sein, das machte sich bemerkbar. Eine weitere Tiefschlafphase erlaubte sich Heidelberg nach dem Seitenwechsel nicht mehr, sie waren vielmehr hellwach. Am Ende stand dennoch ein 87:77 (19:13, 29:13, 15:30, 24:21) für die Nürnberg Falcons auf der Anzeigetafel. Es war der 14. Sieg in Folge. Auch dank der Marcell-Pongo-Show.

Mit 13 Siegen am Stück hatte sich Nürnberg von einem Abstiegs- zu einem Aufstiegskandidaten gemacht und sich so ins Playoff-Halbfinale gespült. Die erstaunliche Entwicklung mussten die Falcons im ersten von mindestens drei und maximal fünf Vergleichen aber erst im dritten Viertel unter Beweis stellen.

Hitzige Schlacht im dritten Viertel

Nach der Halbzeitpause wollten sich die MLP Academics ganz offensichtlich mit sich selbst und den eigenen Fans versöhnen. Heidelberg warf alles aufs Parkett - auch um zu beweisen, dass es bei diesem Vergleich vielleicht ein einseitiges Viertel, aber sicher keine einseitige Serie gibt.

Aus dem Abtasten war eine hitzige Schlacht geworden. Offenbar hatte das zweite Viertel bei allen Akteuren entsprechend Adrenalin freigesetzt. Auf beiden Seiten erkannten die Schiedsrichter ein unsportliches Foul, Ellbogen flogen tief, die Tribüne im Olympiastützpunkt brodelte. Vor allem setzte Heidelberg aber zu einer erstaunlichen Aufholjagd an. Ralph Junge, Nürnbergs Trainer, hatte zuvor vor einer "erfahrenen und physisch starken Mannschaft" gewarnt, jetzt durfte er sich bestätigt fühlen.

Werbung für den Basketball

Mit 30:15 entschieden die Gastgeber den dritten Abschnitt für sich – und waren wieder mitten drin statt nur dabei. Sie gingen sogar zum ersten Mal nach dem ersten Wurf der Partie wieder in Führung. Warum die Gäste trotzdem als Gewinner vom Feld gingen? Weil Sebastian Schröder, Ishmail Wainright und Nils Haßfurther im letzten Viertel entscheidende Dreier trafen. Weil Center Robert Oehle 17 Punkte erzielte und 14 Rebounds aus der Luft pflückte. Und weil die Heidelberger Aufholjagd offenbar zu viel Kraft gekostet hatte.

Die erstaunliche Entwicklung geht somit weiter. Die Falcons sind nur noch zwei Siege vom sportlichen Aufstieg entfernt. Am Dienstag (19.30 Uhr) wird die Serie am Nürnberger Flughafen fortgesetzt. Mehr Werbung für einen Besuch konnte dieses erstes Spiel nicht machen.


Heidelberg: Würzner 18 Punkte, Ely 15, Heyden 10, Oppland 10, Ney 9, Smith 7, Palm 6, Liyanage 2, Schmitt.

Nürnberg: Oehle 17 Punkte (14 Rebounds), Pongo 17, Kent 15, Wainright 10, Haßfurther 10, Schröder 10, Sanders 6, Omuwvie 2, Parker, Gahlert.

 

 

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