Traumwetter und entspannte Atmosphäre beim Stadtlauf

3.10.2010, 15:54 Uhr
Traumwetter und entspannte Atmosphäre beim Stadtlauf

© Hagen Gerullis

Marion Jira schlottern vor dem Zehn-Kilometer-Lauf ein bisschen die Knie. Die 38-Jährige hat erst vor zehn Wochen mit dem Laufen begonnen. „Vorher bin ich nie gejoggt“, sagt sie. Sie hatte vom „Lauf10!“-Programm des Nürnberger Sportvereins „Never walk alone“ gehört: Trainer Bernhard Nuss behauptet, jeden innerhalb von zehn Wochen fit für einen Zehn-Kilometer-Lauf machen zu können. „Ich bin eigentlich nur hingegangen, um ihm das Gegenteil zu beweisen.“ Das war vor zehn Wochen – und Nuss hat Recht behalten.

Marion Jira tritt nicht alleine an, sondern hat ihre ganze Familie mitgebracht. Mann Thomas und die Söhne Michael (10) und Alexander (12) laufen ebenfalls die Zehn-Kilometer-Strecke. „Die werden sicher schneller sein als ich“, fürchtet die 38-Jährige. Doch darauf, das bläut Bernhard Nuss seinen Läufern immer wieder ein, kommt es auch gar nicht an: „Lauft euer eigenes Tempo, lasst euch nicht hetzen! Hauptsache, ihr kommt ans Ziel.“

Ein bisschen ehrgeiziger sind Tanja und Harald Rometsch schon. Die beiden laufen den Halbmarathon mit. Doch obwohl sie im vergangenen Jahr ihren ersten Marathon liefen, sind auch die 21 Kilometer eine Herausforderung – vor allem für Tanja Rometsch, die schon eine ganze Woche nicht mehr trainieren konnte, weil eine Erkältung sie ausbremste. „Mal sehen, wie’s heute wird“, sagt die 41-Jährige. Die Freude, endlich wieder laufen zu können, überwiegt aber eindeutig bei der Lauf-Süchtigen (Spitzname: Renn-Semmel).

Bernhard Nuss wird sowohl die Zehn- als auch die 21-Kilometer-Strecke mitlaufen. Anstrengend wird das für den Sportler nicht: „Ich laufe immer mit dem Langsamsten.“ So bleibt auch Zeit für ihn, sich auf dem Weg durch die Karolinenstraße ein Bratwurstbrötchen zu kaufen. „Heute nehme ich zur Feier des Tages eine Thüringer“, sagt der Trainer augenzwinkernd und mit Blick auf die sportliche Gruppe, die soeben aus dem Bus gestiegen ist.

18 Läufer aus Nürnbergs Partnerstadt Gera sind eigens für den Stadtlauf angereist. Sie revanchieren sich damit für einen Besuch der Nürnberger beim Powertriathlon in Gera. Trainer Jens Winter erinnert sich noch genau an seinen letzten Besuch in Nürnberg: „Das war vor 20 Jahren, da habe ich den Christkindlesmarkt besucht und mir mein Begrüßungsgeld abgeholt“, erzählt der 42-Jährige.

Auch Thomas Niehle erinnert sich an früher: „Der Fall der Mauer, die Währungsunion – das sind Momente, die man nicht vergisst. Gut, dass wir dafür einen Feiertag haben“, sagt Niehle. „Nur schade, dass er diesmal auf einen Sonntag fällt“, scherzt Laufkumpane Alexander Winkler.

Traumwetter und entspannte Atmosphäre beim Stadtlauf

© Hagen Gerullis

Für die lockere, entspannte Atmosphäre ist der Nürnberger Stadtlauf bekannt. Und da machte der gestrige Tag auch keine Ausnahme: Nachdem die zumeist eher gemütlich laufenden und walkenden Sechs-Kilometer-Teilnehmer im Ziel eingelaufen und die Zehn-Kilometer-Läufer gestartet waren, kam der für die Zuschauer herzerwärmendste Anblick: der Bambini-Lauf über 600 Meter.

Ein kleines, blondes Mädchen hatte sich wohl vertan und musste aus dem letzten Pulk der Zehn-Kilometer-Läufer gefischt werden. Doch dann durfte auch endlich sie laufen – und sie tat es mit einem Strahlen auf dem Gesicht und gemeinsam mit vielen anderen Kindergarten-Kindern. Und siehe da: Schon in diesem Alter gibt es Unterschiede. Da sind die, die verbissen versuchen, sich im Pulk nach vorne zu kämpfen. Da sind die, die vor sich hintrotten und verträumt in die Gegend schauen. Und da sind die – vor allem Dreijährige – denen nach der Hälfte der Strecke nicht die Luft, sondern die Lust ausgeht. Die lassen sich dann lieber von Mama oder Papa über die Ziellinie tragen. Aber es ist ja auch eigentlich egal, wie man sein Ziel erreicht. Hauptsache, man schafft es.

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