U15-Spiel in Weißenburg: Zapfenstreich für‘s Fußballjahr 2020

3.11.2020, 07:33 Uhr
U15-Spiel in Weißenburg: Zapfenstreich für‘s Fußballjahr 2020

© Foto: Uwe Mühling

. . . der Zapfenstreich. Eigentlich ist das eine traditionelle militärische Bezeichnung für den Zeitpunkt, ab dem ein Soldat im Quartier zu verbleiben hat. Es ist aber auch ein Zeremoniell zur Verabschiedung von hochrangigen Politikern.

Irgendwie passte der Zapfenstreich an diesem tristen ersten Novembertag aber auch zum Amateurfußball, der sich in eine lange Winterpause verabschiedet. Das Bayernliga-Derby zwischen Weißenburg und Ansbach war das letzte Spiel im Kreis Neumarkt/Jura und in Mittelfranken vor der erneuten Zwangspause für die Kicker in Zeiten der Corona-Pandemie.

Während die meisten Vereine am vergangenen Wochenende angesichts der Infektionszahlen nicht mehr spielen wollten – obwohl es noch erlaubt gewesen wäre – gehörten die U15-Teams des TSV 1860 und der SpVgg Ansbach zu den letzten Unnachgiebigen, die Corona noch trotzten.

Kein Training, kein Wettkampf

Seit dem 2. November gilt nun wieder ein Verbot für Training und Wettkämpfe der Amateurfußballer sowie aller Freizeitsportler. Nur Individualsport ist erlaubt. Wie lange diese Regelung diesmal gelten wird? Man weiß es nicht. Mindestens aber den ganzen November.

Die U15-Mannschaften aus Weißenburg und Ansbach wollten das Match unbedingt noch durchziehen – das bessere Ende hatten die Gäste für sich. Mit nunmehr zehn Punkten kletterten sie auf den dritten Tabellenrang der Bayernliga Nordwest. Nur einen Zähler weniger haben die TSV-Jungs um die Trainer Kemal Kayis und Alpaslan Ginyol, die mit neun Punkten auf dem sechsten Platz stehen. Aus Sicht des Trainerduos war es letztlich ein "glücklicher 1:0-Sieg für Ansbach in einem klasse Bayernliga Spiel beider Mannschaften".

Lutz parierte Elfmeter

Die Weißenburger C-Junioren nahmen zunächst das Zepter in die Hand und hatten deutlich mehr Spielanteile, obwohl die Zuschauer ein Kombinationsspiel über mehrere Stationen nur selten zu sehen bekamen. Lediglich zweimal kam das TSV-Team durch schöne Spielzüge bis in den gegnerischen Strafraum durch, die Hereingaben konnten allerdings nicht verwandelt werden. Auf der Gegenseite parierte der starke TSV-1860-Keeper David Lutz einen Elfmeter.

U15-Spiel in Weißenburg: Zapfenstreich für‘s Fußballjahr 2020

© Foto: Uwe Mühling

Nach torloser erster Hälfte kam die Heimmannschaft nicht richtig wach zurück und musste in der 41. Minute das 0:1 hinnehmen. Aus Weißenburger Sicht war dieser Treffer sehr unglücklich, denn es war ein umstrittener Eckball, den Max Riese direkt verwandelte. Im weiteren Verlauf versuchte der TSV 1860 weiterhin nach vorne zu spielen, allerdings oft sehr hektisch, was zu schnellen Ballverlusten führte.

Mit der Hereinnahme von Orfeas Boukas kam nochmals neuer Offensivschwung in die Weißenburger Reihen, die bis in die letzten Sekunden der Begegnung dem Ausgleich sehr nahe waren. Johann Remberger traf sogar zum vermeintlichen 1:1, das jedoch nach Diskussion des Schiedsrichter-Gespannes wegen Abseits nicht anerkannt wurde. Bleart Gashi sowie erneut Remberger scheiterten mit weiteren Chancen.

Dann war Abpfiff. Nicht nur für dieses Spiel, sondern sicher generell für den Amateurfußball im Corona-Jahr 2020. Nicht umsonst hatte TSV-1860-Spartenleiter Roland Mayer seine letzte Termin- und Programmübersicht für heuer mit "Fußball-Zapfenstreich 2020 am Sonntag, 1. November, um 23:59 Uhr" betitelt.

Hallensaison ist abgesagt

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) wollte zwar erst gestern Abend in seinem Vorstand definitiv über die Winterpause entscheiden. Zweifel daran gab es aber kaum. Wenn schon den ganzen November nicht gespielt werden darf, wie sollte es dann plötzlich im Dezember wieder weitergehen.

In Sachen Hallenfußball hat der BFV ohnehin schon eine Komplettabsage vorgenommen (wir berichteten). Auch unter dem Dach wird in den kommenden Wochen und Monaten also kaum der Ball rollen – höchstens vielleicht bei ein paar Futsal-Partien, keinesfalls aber mit dem gewohnten Turnier-Zirkus.

Der TSV 1860 Weißenburg verabschiedete sich auf seine Weise. Der Großteil der Trainer war beim U15-Spiel unter den Zuschauern und traf sich anschließend zu einem Gruppenfoto. Mit Masken beziehungsweise gebührendem Abstand – ganz so wie wir alle dies in diesem seltsamen Fußballjahr gelernt haben. Fehlten eigentlich nur noch die Weihnachtswünsche. Dafür will man sich – wenn möglich – allerdings noch mal gesondert treffen.

TSV 1860, U15: Lutz, Schlicker, Brunnenmeier, Frey, Rögele, Krach, Schuster, Blomeyer, Remberger, Rozycki, Gashi (eingewechselt: Orfeas).

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