Schnelle Hilfe für Kriegsopfer

Ukraine: Wird eine zentrale Anlaufstelle für Geflüchtete in Nürnberg eingerichtet?

André Ammer

Region und Bayern

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17.3.2022, 17:35 Uhr
Ukraine: Wird eine zentrale Anlaufstelle für Geflüchtete in Nürnberg eingerichtet?

© Matthias Balk/dpa

Zumindest dachte Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) bei einem Besuch des in Nürnberg beheimateten "Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland" laut über diese Möglichkeit nach. "Dieses Kulturzentrum ist ein Segen und eine bundesweit einmalige Einrichtung, um die uns viele beneiden", lobte Scharf nach einem Gedankenaustausch mit den Verantwortlichen, die dabei ihre Unterstützung signalisierten.

Zurzeit ist diese Kultur- und Begegnungsstätte in relativ beengten Räumlichkeiten in der Nürnberger Innenstadt untergebracht, doch Besserung ist in Sicht. Wenige Tage vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine hatte das bayerische Finanzministerium weiterführenden Planungen für den Neubau eines Kulturzentrums zugestimmt. Und jetzt könnte die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland möglicherweise Hilfestellung bei der Unterstützung der Geflüchteten aus der Ukraine leisten. Zudem sollten laut Ulrike Scharf bei der Abstimmung mit einer möglichen Anlaufstelle die verschiedenen zuständigen Institutionen, wie etwa das Innenministerium, Hand in Hand arbeiten.

Ministerium hat Hilfetelefon eingerichtet

Noch ist das freilich Zukunftsmusik. Aktuell geht es vor allem darum, dass die in Bayern gelandeten Geflüchteten möglichst schnell mit dem Wichtigsten versorgt werden. Zu diesem Zweck hat das bayerische Sozialministerium unter anderem ein Hilfetelefon eingerichtet, das an sieben Tagen in der Woche von 8 bis 20 Uhr besetzt ist. Innerhalb kurzer Zeit sind laut Ulrike Scharf rund 5000 Anrufe eingegangen - auch von in Bayern lebenden Personen, die ihre geflüchteten Verwandten und Bekannten übergangsweise aufgenommen haben.

Bei diesen Anrufen werde immer wieder auch die Frage gestellt, wie schnell die Geflüchteten eine Beschäftigung im Freistaat finden können und ob ihre Bildungsabschlüsse und ihre beruflichen Qualifikationen hier anerkannt werden. Theoretisch sei der Zugang zum Arbeitsmarkt sofort möglich, erklärte die Ministerin. Eine Berufserlaubnis für bestimmte Tätigkeiten hänge aber davon ab, ob die Menschen die Qualifikation nachweisen könnten. Dabei helfen laut Scharf die fünf Koordinierungs- und Beratungsstellen für Berufsanerkennung in Bayern weiter, wo es Mitarbeitende gebe, die auch Ukrainisch und Russisch sprechen.

Sprachbarriere oft ein Problem

Die Integration der geflüchteten Kinder aus der Ukraine werde ebenfalls eine große Herausforderung. Einerseits sei da die Sprachbarriere, andererseits müssten aber auch die Plätze zur Verfügung stehen, erklärte die Ministerin bei ihrem Besuch in Nürnberg. "Wir wollen hier stufenweise vorgehen." Erst einmal solle Kinderbetreuung da angeboten werden, so sich die Menschen aufhielten. Später solle sukzessive die Eingliederung in die Kitas folgen. Die Kosten dafür seien noch nicht absehbar.

Unter anderem gibt es etwa 30.000 Deutschstämmige, die in der Ukraine leben und die ebenfalls Ansprechpartner benötigen, die sich mit den Gegebenheiten hier auskennen. Wie viele dieser Deutschstämmigen aus der Ukraine nach Bayern flüchten, ist natürlich nicht absehbar, aber laut Sylvia Stierstorfer, der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene "sind wir auf ihre Ankunft und Aufnahme vorbereitet". Wenn bestimmte Kriterien erfüllt seien, können sie als Spätaussiedler aufgenommen werden. Ihre Aufnahme wird laut Stierstorfer durch ein Härtefallverfahren erleichtert.

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