"Umgeplant haben wir ja schon zur Genüge"

4.9.2020, 08:44 Uhr

© Foto: Uwe Mühling

Der mittelfränkische Bezirksspielleiter Thomas Jäger wollte am ersten September-Wochenende mit dem neuen Ligapokal in den Bezirksligen Süd und Nord starten. Weil es sich um einen offiziellen Wettbewerb handelt, fehlt allerdings die Erlaubnis. Die meisten Vereine, so auch der TSV 1860 Weißenburg, der in Marienstein gespielt hätte, wären zwar bereit gewesen, zum Auftakt noch ohne Zuschauer zu spielen. Zudem kann man auch davon ausgehen, dass das Virus keinen Unterschied zwischen Testspiel und Pflichtspiel macht. Dennoch ist ohne offizielle Freigabe kein Ligapokal-Start möglich. Die Vereine müssen sich weiterhin auf sogenannte Trainingsspiele beschränken.

Thomas Jäger hofft darauf, dass möglicherweise doch noch ab 19. September Pflichtspiele genehmigt werden, wie es Plan B des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) bislang noch vorsieht. "Die einmalige Verzögerung konnten wir noch verkraften. Sollte noch eine weitere kommen, wird es nicht mehr lustig", sagt der Bezirksspielleiter. Er ist gespannt auf die Abfrage unter den Vereinen. Wie berichtet, geht es dabei bis Montag, 7. September, um 10 Uhr auch darum, ob der BFV den Klageweg bestreiten und Pflichtspiele sowie die Zulassung von Zuschauern mit juristischen Schritten durchsetzen soll.


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Jäger findet Klagen in solchen Fällen generell schwierig und ist lieber für ein vernünftiges Miteinander. Wenn jedoch kein vernünftiger Grund genannt werde, warum Fußball und Amateursport in Zeiten der Pandemie anders behandelt werden wie Kultur und Religion, "dann bleibt vielleicht nichts anderes übrig". Aus Jägers Sicht könnte das Umfrageergebnis durchaus ein Druckmittel bei dem brisanten sportpolitischen Thema sein. Eines dürfe man dabei aber keinesfalls vergessen: "Jeder will spielen, aber jedem muss auch bewusst sein, dass das derzeit nur unter Auflagen möglich ist."

"Punktesaison hat Priorität"

Im Kreis Neumarkt/Jura sollte die unterbrochene Saison Anfang September mit dem 17. Spieltag von den Kreisligen bis zu den B-Klassen wiederaufgenommen werden. Das musste Kreisspielleiter Markus Hutflesz ebenfalls ad acta legen. Er will vorerst abwarten – zum einen die Informationen von Verbandsseite, zum anderen die Ergebnisse der bayernweiten Umfrage unter den 4500 Fußballvereinen.

"Es bringt nichts jetzt schon umzuplanen, das haben wir ja schon zur Genüge getan." Was für Hutflesz aber klar ist: "Priorität hat die Punktesaison." Deshalb hofft er auch darauf, "dass wir die für heuer geplanten fünf Spieltage in den Kreisligen sowie den Kreis-, A- und B-Klassen noch durchbringen". Der Ligapokal könne notfalls erst im kommenden Jahr und eventuell auch in verkürzter Form durchgeführt werden.

Wie sein Mitstreiter Jäger hält auch Hutflesz den Klageweg durch den BFV für schwierig: "Das sollte die letzte Option sein." Dennoch müsse auch die Regierung erkennen, dass die Existenz der Vereine daran hängt und dass es um Gleichberechtigung mit anderen Bereichen des öffentlichen Lebens gehe. Was er ebenfalls als Argument sieht: In den Wochen der Testspiele sei ihm im Kreis Neumarkt/Jura (und auch in Bayern) kein einziger Infektionsfall unter Spielern bekannt geworden.

"Nichts im Amateurfußball verloren"

Wie bei den Funktionären so wird auch bei vielen Vereinen der Klageweg skeptisch gesehen. "Generell finde ich, dass Gericht und Rechtsweg im Amateurfußball nichts verloren haben", bringt es denn auch Roland Mayer vom TSV 1860 Weißenburg auf den Punkt. Der TSV hat die größte Fußballabteilung im Jura Süden und hat am Mittwochabend innerhalb der Sparte "heiß über das Thema diskutiert". Letztlich entschied man sich mehrheitlich dafür, in der BFV-Abstimmung den Klageweg zu unterstützen.

Damit habe man ein Druckmittel, das für größere Chancen auf die Freigabe des Spielbetriebs mit Zuschauern sorgen könne. Lieber wäre es den Weißenburgern, wenn es nicht so weit kommt und keine rechtlichen Mittel eingesetzt werden müssten. Aus der Warte von Roland Mayer habe Innenminister Joachim Herrmann mit seinen jüngsten Aussagen nämlich schon eine Freigabe nach dem 14. September in Aussicht gestellt.

Am Sonntag gegen Hajduk

Darauf hofft man auch beim TSV 1860: "Unsere Fußballer wollen endlich wieder wettbewerbsmäßig spielen. Darauf haben alle Vereine in den vergangenen Wochen mit der Vorbereitung ja auch hingearbeitet", so Mayer. Noch aber fehlt die Erlaubnis.

Und so lange wird wohl weiter fleißig getestet: Die Weißenburger empfangen als Nächstes das Team von Hajduk Nürnberg und zwar am Sonntag, 6. September, um 14 Uhr im Sportpark Rezataue. Das für Samstag, 5. September, geplante Duell gegen Türkspor/Cagrispor Nürnberg wurde von den Gästen kurzfristig abgesagt. Somit kommt es auch nicht zum Duell der beiden aktuellen Bezirksliga-Tabellenführer Süd und Nord.

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