Unfall bringt Thema Umgehung aufs Tapet

4.9.2014, 11:00 Uhr
Unfall bringt Thema Umgehung aufs Tapet

© Foto: Fritz-Wolfgang Etzold

Unfall bringt Thema Umgehung aufs Tapet

Besagte Umgehungsstraße ist in Mühlhausen schon sehr, sehr lange ein Anliegen. Und zwar „ein sehr gewichtiges“, betont Bürgermeister Martin Hundsdorfer. 11 000 Fahrzeuge, darunter weit über 1000 Lkw, muss die Gemeinde laut Hundsdorfer täglich verkraften. Eine Umgehungsstraße würde zwar den Verkehr deutlich entzerren, aber ein 100-prozentiger Schutz?

„So etwas kann leider passieren“, schränkt auch Hundsdorfer ein. Was diesen Unfall anbelangt, „können wir jedenfalls alle froh sein, dass sich zu diesem Zeitpunkt niemand auf dem Gehweg befand“.

Unheimliches Glück

So offenkundig war dies offenbar nicht sofort gewesen: Fahrlehrer Manfred Schreiner war bei der Bergung der Langhölzer zugegen. Die stapelten sich nach dem Unglück über die ganze Zuglänge auf dem angrenzenden Gehsteig und bis zur nächsten Hauswand. „Bis zum Schluss war nicht wirklich klar, ob nicht vielleicht doch jemand unter den Stämmen liegt.“ Dass bei dem Unfall nichts passiert ist, „war ein unheimliches Glück“, sagt er dazu.

Ein generelles Allheilmittel sei die Umgehung sicher nicht, meint auch Schreiner, der zudem als Gemeinderat (FW) in Mühlhausen engagiert ist. Der Lkw-Verkehr lasse sich nämlich nicht in Gänze aus dem Ort verbannen. So muss unter anderem der Schwerlastverkehr der Firma Bögl weiterhin durch den Ort fahren. Die zusammen mit der Umgehungsstraße geplanten Brückenbauten sind nämlich für diese Transporte nicht hoch genug. Was allerdings die täglich durchfahrenden Lkw betrifft, hat Schreiner andere Zahlen parat: 3000 bis 4000 seien es, sagt er.

Schreiner schlägt deshalb in einer ersten Reaktion ein innerörtliches Tempo-Limit für Lastzüge über 7,5 Tonnen vor. Dazu könnte eventuell ein Warnschild „Achtung Kurve“ aufgestellt werden. Die Kurve sei zwar eigentlich gut einsehbar, sagt er, doch sei ein zusätzlicher optischer Hinweis womöglich zweckdienlich. Ein Tempolimit könnte zudem einen positiven Effekt auf die tägliche Lärmbelästigung zeitigen, der die Anwohner ausgesetzt sind.

Die Umgehungsstraße fordert auch der FW-Gemeinderat, doch favorisiert Schreiner eine kleinere Lösung, ohne Brücken, ohne dreispurigen Ausbau. Die könne auch schneller gebaut werden, sagt er.

„Falsch“, hält Bürgermeister Martin Hundsdorfer dagegen. „Ohne Brücken und dreispurigen Ausbau gibt es überhaupt keine Umgehung, weil es dafür keine Förderung gibt.“

Der momentane Sachstand: Die Planung für die Maßnahme steht, für kommende Woche erwartet Hundsdorfer die Bekanntgabe des Erörterungstermins. Läuft dabei alles rund, hat der Bürgermeister einen „rechtskräftigen Plan in der Hand“ und kann das Staatliche Bauamt Regensburg die nächsten Schritte einleiten.

Für Hundsdorfer steht außer Frage, „wenn wir die Umgehung jetzt nicht auf den Weg bringen, wird das nichts mehr“. Er werde jedenfalls alles tun, „dass es schnell geht“. Die Unterstützung von allen Beteiligten – von Bauamt bis Bundestagsabgeordnetem – sei ihm jedenfalls gewiss, versichert er. Der Unfall habe darüber hinaus nochmals vor Augen geführt, wie dringlich der Bau der Umgehungsstraße sei.

Verzweifelte Anwohner

An deren Realisierung mag der Mühlhausener Erwin Kahr (52) inzwischen aber nicht mehr glauben. Er habe über die jahrzehntelangen Vertröstungen seitens der politischen Verantwortlichen den Glauben verloren.

Damit stehe er nicht allein: „Wir Anwohner sind alle mehr oder weniger verzweifelt.“ Kahr wohnt an der Hauptstraße, den donnernden Lkw-Verkehr erlebt er jeden Tag aus nächster Nähe. „Das ist Körperverletzung.“

Dass der jüngste Unfall so glimpflich ausgegangen ist, führt Kahr auf die Ferienzeit zurück. Der Gehweg sei nämlich sonst „gut frequentiert“.

Glück im Unglück hat damit auch der 21-jährige Fahrer, der am Steuer des Holztransporters saß. Er war zu schnell in die Kurve eingefahren, die Ladung nicht ausreichend gesichert. Die Aufräumarbeiten erstreckten sich bis in die Nacht. Die Bundesstraße musste gesperrt werden. Der Sachschaden ist erheblich und beläuft sich auf mindestens 50 000 Euro.

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