Ungewisse Zukunft für die Gold- und Silberschmiede

2.6.2011, 00:00 Uhr
Ungewisse Zukunft für die Gold- und Silberschmiede

© Iannicelli

Fast 20 Jahre lang hat Ulla Mayer, die von 2001 bis 2005 auch Präsidentin der Hochschule war, die Klasse für Gold- und Silberschmiede an der Nürnberger Kunstakademie erfolgreich geleitet. Ihre Schüler, die Schmuck, aber auch Gerät herstellen, haben regelmäßig Nachwuchspreise eingeheimst, und bei den Jahresausstellungen der Kunstakademie überzeugte die Klasse kontinuierlich mit guten, innovativen Arbeiten und pfiffigen Präsentationen. Jetzt geht die 63-jährige Professorin in den Ruhestand, sorgt sich um die Zukunft ihrer derzeit 17 Schüler und fürchtet um „das Alleinstellungsmerkmal“, das die Nürnberger Hochschule mit der Gold- und Silberschmiedeklasse habe.

Knackpunkt ist der Ausschreibungstext für die Stellenneubesetzung, an dem gerade gearbeitet wird und der entscheidend sein dürfte für den Bewerberkreis und die künftige Ausrichtung der Klasse. Angedacht ist derzeit, den Posten für eine „freie Klasse für Gold- und Silberschmiede mit Schwerpunkt auf experimentellem Design“ auszuschreiben. Mayer befürchtet, dass damit die handwerkliche Brillanz, die ihre Schüler bisher auszeichne, weniger Gewicht bekommt. Derzeit müssen ihre Studenten eine abgeschlossene Lehre oder Meisterprüfung vorweisen, um aufgenommen zu werden, das heißt handwerklich fit sein, bevor sie an die Akademie kommen. Von der Ausweitung auf „experimentelles Design“ hält Mayer nichts.

Akademiepräsident Ottmar Hörl dagegen betont, man suche lediglich „eine Formulierung, die die Stelle attraktiv macht“ und etwas stärker „ins Künstlerische ausweitet“. „Wenn wir die Ausschreibung auf Schmuck und Gerät beschränken, wird der Bewerberkreis zu klein“, glaubt Hörl und fügt bedauernd an: „Eine zweite Frau Mayer bekommen wir nicht.“

Das Thema der künftigen Ausrichtung der Klasse wird derzeit in mehreren Gremien der Hochschule kontrovers diskutiert, die Ausschreibung soll bis zum Ende des Sommersemesters veröffentlicht werden. Im Wintersemester wird die renommierte Klasse von einer Vertretung übernommen, im Sommer 2012 soll der Nachfolger oder die Nachfolgerin dann das Amt antreten.

Einen Schritt weiter ist man bei einer anderen Personalie an der kleinen Nürnberger Hochschule: 109 Künstler hatten sich für die Nachfolge von Claus Bury auf den Bildhauerei-Lehrstuhl beworben. Rund ein Dutzend der Bewerber ist jetzt in der engeren Wahl und kommt am 28./29. Juni zum (öffenlichen) Hearing nach Nürnberg. Ziel ist es, die Stelle schon zum Wintersemester neu zu besetzen.