Von Straus über Strauss zu den Sträußen

7.1.2019, 08:00 Uhr
Von Straus über Strauss zu den Sträußen

© Foto: Peter Roggenthin

Hier muss man den Programm-Machern mal ein ausgesprochenes Lob machen: Sie ließen das Orchester etliche Sträuße ausfechten — ohne allzu sehr mit der Wurst nach dem Schinken zu werfen und auf die allerbekanntesten Zugnummern zu schielen. Bevor also die Wiener Strauß-Dynastie mit allen ihren vier Vertretern Johann senior, Schani, Eduard und Josef zum Zuge kamen, stand profunde sinfonische Kost aus der Feder von Richard Strauss auf dem Programm.
Dessen Tondichtung „Don Juan“ ist in ihrer harmonischen Kühnheit und überlegenen Behandlung von Orchestereffekten ein früher Geniestreich des 25-Jährigen. Sieben Jahre jünger war Strauss sogar, als er seinem Vater, einem königlichen Hofkapell-Hornisten in München, ein Geschenk mit seinem ersten Hornkonzert machen wollte. Entstanden ist ein beachtliches Virtuosenstück, das die Möglichkeiten des Instruments effektvoll auslotet, aber auch dem Orchesterpart volle Aufmerksamkeit schenkt.

Virtuoser Horn-Part

Für Ausnahmehornist Felix Klieser erwies sich der Solopart fast als Kinderspiel. Jeder weiß, wie schwierig der Ansatz beim Horn ist, doch der 27-Jährige erlaubte sich nicht den kleinsten Kiekser und unterstrich seine ganz gestalterische Routine in diesem Stück. Der Künstler ohne Arme steuert mit Hilfe der linken Fußzehen die Ventile, aber Dreh- und Angelpunkt bleibt im Hornspiel natürlich die Behandlung des Mundstücks. Und die perfektioniert der Niedersachse bereits seit er als Fünfjähriger mit dem Blasen anfing.
Chefdirigent Kahchun Wong zeichnete gewohnt großformatige Gesten in den Raum und bewies dezente Entertainer-Qualitäten, etwa als er in der Fantasie über „Karneval in Venedig“ von Johann Strauß Vater kleine Präsente an Orchestermitglieder verteilte oder auch sonst gerne mal motivierend in die Instrumentengruppen hinein schritt.
Die Symphoniker zeigten sich wieder einmal von ihrer ungeheuer flexiblen Seite und ganz groß in den kleinformatigen Märschen, Polkas und Galopps. Eingeleitet mit der prickelnden „Fledermaus“-Ouvertüre zündeten sie ein Gute-Laune-Feuerwerk, das passend in die „ExplosionsPolka“ von Johann Strauß junior mündete.

Schwierige Saalbedingungen

Im Gegensatz zur Nürnberger Meistersingerhalle herrschten im Amberger Congress Center erschwerte musikalische Bedingungen: Die Instrumentengruppen saßen teilweise sehr beengt und ungünstig. Zudem „knallt“ der eigentlich für musikalische Dinge nicht ausgelegte Saal. Aber über solche Kalamitäten spielte das Orchester lässig und heiter hinweg.
Und bei der dritten Zugabe war man endlich bei dem Stück angelangt, ohne das für viele ein Jahresauftakt unvorstellbar ist: beim „Radetzky“-Marsch. Der Namensgeber war bekanntlich ein erzreaktionärer Feldmarschall der Habsburger-Monarchie, der beachtliche 91 Jahre wurde. Aber dieser prächtige Marsch macht ihn irgendwie unsterblich ...

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