Warten auf VW und Daimler

28.3.2020, 05:58 Uhr
Warten auf VW und Daimler

© Foto: Markus Steiner

Die Werke in Weißenburg und Pappenheim haben sich aus mehreren Gründen zu diesem drastischen Schritt entschieden, erklärte Stengel unserer Zeitung: Zum einen habe es infolge des kompletten Produktionsstopps bei den Auftraggebern von Plastic Omnium, wie VW, Audi, BMW, Ford oder Daimler, keine Aufträge mehr gegeben. Zum anderen habe man keine Schutzkleidung mehr für die Mitarbeiter bekommen, sodass auch aus Gründen der Arbeitssicherheit es besser gewesen sei, die Werke vorübergehend zu schließen.

Die Mitarbeiter feiern derzeit Stengel zufolge entweder ihre Überstunden ab oder haben bereits Kurzarbeit angemeldet. Die wenigen Mitarbeiter, die beispielsweise in der Buchhaltung oder im Personalbüro arbeiten, sollten, soweit das möglich ist, von zu Hause im Homeoffice arbeiten.

Bis vergangenen Freitag, als der Entschluss für den Shutdown gefasst wurde, habe man an beiden Standorten in der Region noch keinen bestätigten Corona-Fall gehabt, sagt Stengel, der glaubt, dass das Ende der Pandemie noch lange nicht in Sicht sei und der Höhepunkt der Infektionswelle erst noch erreicht werden wird. Als Direktive zum Schutz der Mitarbeiter ist Plastic Omnium in der Region noch rigoroser vorgegangen, als der französische Mutterkonzern es empfohlen hatte. Auf der Homepage des Weltkonzerns, der über 115 Fabriken in 30 Ländern besitzt und unter anderem Kunststoff-Karosserieaußenteile und -Kraftstofftanks für alle führenden Automobilhersteller produziert, heißt es derzeit: "Als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie setzt Plastic Omnium alle Maßnahmen um, um die 32 000 Mitarbeiter des Konzerns zu schützen, die Kontinuität seiner Geschäftstätigkeit durch enge Zusammenarbeit mit Kunden sicherzustellen und die Robustheit seiner Finanzstruktur aufrechtzuerhalten. Die erste Priorität der Gruppe ist die Gesundheit ihrer Mitarbeiter."

 

Mitarbeiterschutz

 

In allen Werken habe Plastic Omnium deshalb eine Reihe strenger Maßnahmen ergriffen, um den Kontakt zwischen den Mitarbeitern zu vermeiden und das Kontaminationsrisiko zu verringern: So sollten Mitarbeiter nach Möglichkeit im Homeoffice arbeiten, es wird regelmäßig kontaktlos die Körpertemperatur von Mitarbeitern gemessen, die das Werk betreten, und die Produktion ist so organisiert, dass der Kontakt beim Schichtwechsel zwischen unterschiedlichen Gruppen vermieden wird. Zudem werden die Arbeitsstationen und Gemeinschaftsräume nach jedem Schichtwechsel desinfiziert und in öffentlichen Bereichen, wie zum Beispiel Kantinen, muss ein Mindestabstand von einem Meter eingehalten werden. Alle Reisen sind derzeit generell verboten, firmenfremde Personen haben keinen Zutritt zu den Werken.

Dem Weißenburger Werkleiter waren diese Vorsichtsmaßnahmen nicht streng genug. Reinhold Stengel, der selbst im Homeoffice arbeitet und seine Firmenrufnummer umgeleitet hat, hat für sein Werk diese Anordnung gegeben: "Jeder, der Kontakt zu einem Virusfall hatte, und wenn es auch nur ein Drittkontakt war, den haben wir sofort nach Hause geschickt. Sicher ist sicher." Eine Anweisung, die er auch anderen Firmen während der Corona-Pandemie empfehlen würde.

Der Weißenburger Werkleiter hofft, dass alle seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch Plastic Omnium die Krise gut überstehen werden, und freut sich schon auf den Tag, wenn in dem Werk in der Jahnstraße, in dem es fast schon gespenstisch still zugeht, wieder Leben einkehrt: "Wenn VW die Bänder wieder hochfährt, dann gehen auch wir hier in Weißenburg wieder an den Start."

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