Warum ist im Tierheim Neumarkt kein Körbchen frei?

21.1.2021, 15:26 Uhr
Warum ist im Tierheim Neumarkt kein Körbchen frei?

© Günter Distler

Denn er sorgt für einen starken Rückgang bei den Vermittlungen und somit dafür, dass die Tierheime schon jetzt überfüllt sind.

Das ist auch an der Langen Gasse in Neumarkt nicht anders: Dort ist das Tierheim, das in unserer Zeitung allwöchentlich Fund- und Abgabetiere vorstellt, ebenfalls gut gefüllt. In der Katzenabteilung leben derzeit bis zu 60 Katzen und die Quarantänestation ist bis auf den letzten Platz besetzt. "Trotzdem nehmen wir natürlich jeden Neuankömmling, jedes Tier in Not, noch auf", sagt Tierheimleiterin Waltraud Fuchs.

Die Vorsitzende des Tierschutzvereins Neumarkt und ihr Team haben viel Erfahrung im Improvisieren. Und sind noch guter Dinge, man hat es ja immer noch geschafft. Doch Corona lässt auch im Tierheim die Alarmglocken schrillen.

 

Wenn das Virus von außen hineingetragen würde, Waltraud Fuchs, die ehrenamtlichen Helferinnen sowie die sieben Mitarbeiterinnen womöglich alle in Quarantäne müssten: "Wer soll dann bitteschön die Tiere versorgen?", fragt die Chefin.

 

Deshalb hat das Tierheim strikte Vorkehrungen getroffen. Die Zahl der Gassigeher wurde auf drei Stammkräfte reduziert, Katzenstreicheln ganz gestrichen. Der normale Besuch, nur mal umschauen, ist schon seit März 2020 nicht mehr möglich.

Detaillierter Fragebogen für alle Interessenten

Das hat Folgen für die Tiervermittlung. Zwar ist die Nachfrage derzeit groß. Jeden Tag erhält das Tierheim Anrufe, E-Mails und Facebook-Mitteilungen zu Katzen, Kaninchen oder Meerschweinchen, für die auf der Homepage www.tierheim-neumarkt.de oder im Wochenanzeiger ein neues Zuhause gesucht wird.

Doch dann wird es kompliziert: Bei konkretem Interesse an einem der Tiere verschickt das Tierheim ein Formular mit detaillierten Fragen zu Person, Wohnort und Wohnumfeld.

Kommt dieser Fragebogen ausgefüllt zurück, wird geprüft, ob der neue Halter die nötigen Voraussetzungen für das ausgewählte Tier erfüllt. Damit zum Beispiel nicht eine Freigänger-Katze direkt an eine große Hauptstraße kommt oder ein Kätzchen mutterseelenalleine acht Stunden daheim warten muss, bis seine Menschen wieder von der Arbeit kommen.

Im Tierheim gibts nur Termine nach Absprache

Erst dann kann der Interessent einen Einzeltermin im Tierheim vereinbaren. Oft kommt es aber erst gar nicht so weit: "Vielen ist das zu aufwändig, einige wollen keine persönlichen Daten herausgeben."

Weniger Besucher bedeuten aber auch weniger Spenden, wobei das derzeit nahezu alle Tierheime betrifft. "Zum Glück sind zum Jahreswechsel dann doch noch Spenden eingelaufen", sagt Fuchs und bedankt sich explizit bei der Stadt Neumarkt für eine eben erst zugesagte, großzügige Zuwendung.

Sie ist es nicht gewohnt zu jammern und will es auch in der angespannten Situation nicht. Dass sich diese "nach Corona" schlagartig bessert, ist auch nicht sicher: Viele Welpen, die jetzt im "Homeoffice" gut betreut werden können, könnten nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz im Tierheim landen.

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