Weißenburg: Anwohner fürchten "Enteignung"

19.2.2020, 15:40 Uhr
Weißenburg: Anwohner fürchten

Auf Facebook schreibt sie unter anderem: "Uns steht eine Enteignung bevor, obwohl unsere Grundstücke am Rande dieses Baugebiets sind und daher nicht zwingend notwendig, um dieses Projekt zu realisieren."

Karl-Heinz Kampert ist in der Angelegenheit auch schon bei Oberbürgermeister Jürgen Schröppel vorstellig geworden. Sein Sohn Heinz hat in einem Schreiben an das Stadtoberhaupt, das auch an alle Bauausschussmitglieder ging, der Einbeziehung seiner Flurstücke in das geplante Umlegungsverfahren widersprochen.

Nach seiner Auffassung werden die Grundstücke "bereits zweckmäßig genutzt". Sie benötigten "keine bodenneuordnende Maßnahme" und seien, wie alle Flurstücke zwischen der Gunzenhausener Straße und dem Weg "Alte Weimersheimer Straße", "vermessen, erschlossen, bebaut, eingefriedet und dienen dem Wohl und Interesse des jeweiligen Eigentümers".

Seiner Lesart nach ist das Einbeziehen der Grundstücke in die Umlegung in ihrem Fall nicht zulässig, weil es "gegen den Willen und die Interessen der Eigentümer" geschehen würde. Nach seinem Empfinden kommt dies einer "rechtswidrigen Enteignung" gleich.

Seine Familie besitzt die Grundstücke seit etwa 1950, erzählt Karl-Heinz Kampert. Als seine Eltern die Grundstücke kauften, habe es im Umfeld lediglich zwei Bauernhöfe gegeben, sonst aber nur Wiesen und Felder. "Es gab keine Ludwig-Thumshirn-Straße, keine Römertherme, keinen Sportpark Rezataue – wir waren alleine", erinnert er sich.

Seit damals werde auf den Familiengrundstücken "Landwirtschaft im Nebenerwerb" betrieben, auch er praktiziere diese noch. Er habe das Nachbargrundstück hinzugepachtet, halte Geflügel und baue Obst und Gemüse zur Eigenversorgung an.

Mit den jetzigen Nachbarn gebe es wegen der Tierhaltung keinerlei Probleme. Ob dies auch bei einer nahen Bebauung mit zwei Mehrfamilienhäusern entlang der Gunzenhausener Straße noch gegeben ist, wagen die Kamperts zu bezweifeln.

Zudem befürchtet Karl-Heinz Kampert, dass bei einer Bebauung im geplanten Ausmaß "erhebliche Schäden an den Bauwerken und vor allem an der Gesundheit der zukünftigen Bewohner" auftreten werden. Denn die Wiese sei "von starken Wasseradern durchzogen". Bereits bestehende Gebäude an der Ludwig-Thumshirn-Straße würden durch die dann veränderten Grundwasserströme, "durch starke Bebauung und tiefe Gründung massive Schäden erleiden", ist er überzeugt.

Und die Kamperts befürchten, dass das Baugebiet viele Auswärtige und vor allem Investoren anlocken wird. "Die Vielfalt an Pflanzen und Tieren, die für das Betongold geopfert wird, hat wahrscheinlich keine Lobby" sagt er.

Stolz sind sie auch auf ihre rund 30 Obstbäume, die zum Teil aus den 1950er-Jahren stammen. Darunter sind seltene Gewächse wie Speierling, Elsbeere oder Holzapfel. "Viele habe ich selbst aus Samen gezogen, veredelt und mit Liebe zu stattlichen Bäumen erzogen", schildert Karl-Heinz Kampert und sagt: "Wir leben das, was die Politik und Teile der Gesellschaft fordern, nämlich im Einklang mit der Natur zu leben und nicht gegen sie".

All das fürchten er und seine Familie durch das Einbeziehen ihrer Grundstücke in das Bebauungsplan- und das Umlegungsgebiet zu verlieren. Dabei seien damit "viele Erinnerungen, Begebenheiten und Geschichten" verbunden, sagt Karl-Heinz Kampert auch mit Blick auf seine Kinder und seine Enkel.

Er und seine Frau seien "in einem Lebensabschnitt angekommen, in dem wir unsere Zeit mit schönen Dingen, in unserem Garten, verbringen möchten und nicht fremdbestimmt, von Enteignung bedroht und von mehrstöckigen Wohnblöcken umzingelt".

Oberbürgermeister Jürgen Schröppel und die Weißenburger Stadtverwaltung versuchen indes zu beruhigen und betonen, dass das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist und alle Einwände natürlich gewürdigt werden.

 

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