Weshalb zwei Freunde nicht immer miteinander sprechen

15.1.2019, 19:07 Uhr
Weshalb zwei Freunde nicht immer miteinander sprechen

© Foto: Lisa Susu Hahn

"Das alles" ist ein klassischer Laberpodcast. Und das ist gar nicht böse gemeint. Laberpodcasts sind Podcasts, in denen ausschließlich geredet wird. Andreas Preller und Dirk Irler sind zwei Freunde, die sich alle zwei Wochen zu allen möglichen Themen austauschen. Und das meist über mehrere Stunden hinweg. Dazu lassen sie sich die ein oder andere Flasche Rotwein schmecken. Ihnen zuzuhören, ist gemütlich.

"Sag nix!"

In seinem Handy hat Andreas Preller eine Liste. Dort schreibt er hinein, wenn ihm ein Thema einfällt, über das er sich gerne mit seinem Freund Dirk Irler im Podcast austauschen möchte: Die neue Fernsehsendung, der letzte Kinofilm oder das tolle Brettspiel. Da beide im Nürnberger Stadtteil Ziegelstein wohnen, kann es schon mal passieren, dass sie sich zufällig im Supermarkt über den Weg laufen. "Sag nix!", sagt dann meist einer zum anderen, denn: Für den Austausch ist schließlich der Podcast-Abend da.

Irler hat für diesen Zweck den Keller seines Reihenhäuschens in ein kleines Aufnahmestudio verwandelt. Der 41-Jährige hat Spaß an Technik und so steht hier genau das richtige Equipment für die perfekte Aufnahmequalität. Das Studio zieren außerdem ein paar Kuscheltiere, Familienbilder und mehrere Weinflaschen, schließlich verbringen die Podcaster viele Stunden hier. Derzeit gibt es für die beiden Herren einen trockenen Roten, die "Gentleman’s Collection". "Bei unseren ersten Folgen waren wir unglaublich steif. Erst mit der Zeit haben wir gelernt, frei zu sprechen", erzählt Preller. "Alkohol hat geholfen."

Und so gehört Rotwein inzwischen zum festen Inventar. Profi-Tipp: Erfahrene Podcaster trinken ausschließlich kohlensäurefreie Getränke während der Aufnahme, damit sie nicht aufstoßen müssen. Schon 133 Folgen haben die Freunde aufgenommen. Los ging es 2012, eine Zeit, in der Podcasts noch ein nerdiges Nischenprodukt waren. Preller, großer Comic-Fan, gefiel das Format damals so gut, dass er unbedingt selbst einen Podcast produzieren wollte – das nötige Sendungsbewusstsein besaß der 41-Jährige, bloß fehlte ihm die Ahnung von Technik. In einem Café traf er zufällig seinen Kindergartenfreund Irler wieder, der inzwischen ein ausgebildeter Software-Techniker war. Nicht nur brachte der das Technik-Wissen mit, er hatte auch Interesse am Format Podcast.

Podcast als Vorwand

Ursprünglich sollte "Das alles" von Comics handeln. Da Irler Prellers Comic-Leidenschaft aber nicht teilt, entschieden sich die beiden, einen Podcast über alles Mögliche zu machen, vornehmlich Popkultur. "Unser Plan war: Wir treffen uns regelmäßig und quatschen." Der Plan ging auf, und es wurde noch besser: Inzwischen laden sich die beiden regelmäßig interessante Gäste ins Studio ein. Preller: "Ich bin da eigennützig. Ich lade Leute ein, die ich kennenlernen möchte, mit denen ich reden möchte. Da ist ein Podcast ein prima Vorwand."

So finden sich in Ziegelstein bekanntere Comic-Zeichner ein, zum Beispiel Jonas Scharf aus Röthenbach an der Pegnitz, der für den amerikanischen Markt zeichnet. Aber auch der Buchhändler des Vertrauens, Fernando Corbelle aus Ziegelstein, gibt einen Einblick hinter die Kulissen. Oder ein treuer Hörer erzählt aus seinem Leben als Berufsmusiker. Wein, lange Gespräche. Das ist, als säße man mit Freunden am WG-Küchentisch und labert, bis der Morgen graut.

ZSie finden den Podcast unter Das-alles.de. Weitere Podcasts unter nordbayern.de

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