Seit 2017 beim Kleeblatt

"Wir glauben an uns": Fürths Julian Green kennt sich mit Rückschlägen aus

9.11.2021, 06:00 Uhr
Direkt nach dem Spiel war Julian Green genauso enttäuscht wie sein Trainer Stefan Leitl, danach aber gaben sich beide schon wieder kämpferisch.  

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Direkt nach dem Spiel war Julian Green genauso enttäuscht wie sein Trainer Stefan Leitl, danach aber gaben sich beide schon wieder kämpferisch.  

Mit Rückschlägen kennt sich Julian Green aus. In all den Jahren, in denen er auf hohem Niveau Fußball spielt, hat der 26-Jährige schon so einige schwierige Momente erlebt. Beim FC Bayern, seinem Ausbildungsverein, wo ihn Pep Guardiola und Carlo Ancelotti förderten, wo er es dann aber doch nicht schaffte. Danach hat er es beim VfB Stuttgart versucht, beim Hamburger SV, die Freude am Fußball aber hat er erst wieder beim Kleeblatt gefunden.

Seit mehr als vier Jahren trägt er nun schon das Trikot der Spielvereinigung – und auch in Fürth hat er schon viele Momente erlebt, in denen dieser schöne Sport vieles war, aber nicht mehr schön. Julian Green wäre mit dem Kleeblatt 2018 fast abgestiegen, sein goldenes Tor am 34. Spieltag in Heidenheim hat jeder Fan sofort vor Augen, wenn er an die jüngere Vergangenheit denkt.

Ohne dieses Tor würden die Fürther derzeit wohl nicht in der Bundesliga spielen, vielleicht würden sie sich gerade in der dritten Liga regelmäßig mit anderen ehemaligen Zweitligisten wie Kaiserslautern oder 1860 München messen.

Auch mal auf der Bank

„Vom Abgrund nach oben“ stand im Sommer über einem Artikel zu Julian Greens Werdegang. Im Trainingslager war der Offensivspieler so gut wie nie, er schoss in einem internen Testspiel drei wunderbare Tore und wirkte im Gespräch sehr reflektiert – aber auch gewillt, es endlich allen zu zeigen. Doch wie alle seine Mitspieler tut er sich auf dem hohen Niveau noch schwer, sein Trainer Stefan Leitl setzte ihn nach einigen durchwachsenen Leistungen zuletzt auch mal auf die Bank.

Am Sonntagabend aber stand Julian Green wieder auf dem Platz – und erlebte das bittere und dramatische 1:2 gegen Eintracht Frankfurt zunächst aus nächster Nahe und in der Schlussphase dann noch von der Ersatzbank aus mit. Auf Bildern sieht man ihn nach dem späten Gegentreffer mit gesenktem Blick, vermeintlich ratlos und verzweifelt.

Doch als Green eine halbe Stunde später im Pressekonferenzraum Platz genommen hatte, da wirkte er sehr gefasst. Auf jede Frage hatte er eine gute Antwort, auch wenn er gleich zu Beginn betonte, dass dieser Abend, ja die ganze Saison „schwer zu beschreiben“ seien, ihm „fehlen die Worte“.

Das war glücklicherweise nicht der Fall. Julian Green ist ein angenehmer und kluger Gesprächspartner, keiner, der nur in Phrasen spricht. Deshalb gab er am späten Sonntagabend, als die Menschen längst schon ins Warme geflüchtet waren, auch einen Einblick in seine Gefühlswelt. Rückschläge hat er schon viele erlebt, aber eine so ernüchternde Niederlage in der 94. Minute noch nicht.

Der unerschütterliche Glaube

„Das ist mit die bitterste Niederlage meiner Karriere“, sagte Green. „Es bringt aber nichts, Selbstmitleid zu haben. Wenn Du verlierst, hast Du etwas nicht so gut gemacht.“ Der 26-Jährige wollte nicht hadern. Nicht mit sich. Nicht mit diesem Spiel. Nicht mit der ganzen Saison. „Das bringt nichts“, betonte er. „Es muss weitergehen und es wird weitergehen. Es geht immer weiter. Wenn man auf Tabelle schaut, denkt man, wir wären in jedem Spiel chancenlos. Das ist nicht der Fall. Wenn man Ahnung hat vom Fußball, sieht man, dass wir bis zum Sechzehnmeterraum gut Fußball spielen, aber die kleinen Details nicht so gut machen. Dann verlierst Du so ein Spiel.“

Wer Julian Green so zuhörte, der fand in diesen Worten auch eine Erklärung, warum sich diese Mannschaft trotz all der Rückschläge noch immer nicht aufgegeben hat. Sie besteht aus Spielern, die ein unerschütterlicher Glaube antreibt, dass der Fußball schon irgendwie gerecht sei, dass sich gute Leistungen auch irgendwann auszahlen, wenn man nur hart genug arbeitet.

„Wir glauben an uns“, sagte Julian Green. „Ich bin mir 100 Prozent sicher, dass wir den ersten Sieg holen werden.“ Dann, das haben viele beim Kleeblatt betont, kann eine Dynamik entstehen, können aus drei schnell auch sechs Punkte werden. „Es ist noch alles drin“, findet Green. „99 Prozent der Menschen haben uns abgeschrieben, aber wir glauben immer daran, denn jedes Spiel geht von Null los. Es ist jetzt der elfte Spieltag, wir haben noch einige Spiele und wir werden auch Spiele gewinnen. So ein Spiel tut doppelt weh, aber wir werden wieder zurückkommen.“

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